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Der Traum vom Anderssein

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Gaya

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New PostErstellt: 24.05.05, 15:36  Betreff: Der Traum vom Anderssein  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

eigentlich ist dies eine "The Tribe"-Story. (geht aber auch um Lycanthropie) da sie eigentlich nur wenig mit der Serie zu tun hat, hoffe ich doch, kommen auch diejenigen mit, die die Serie nicht kennen...

nur kurz zur Serie: in "The Tribe" sind alle Erwachsenen an einem Virus gestorben. nur die Kinder und Jugendlichen haben überlebt und sich zumeist in Tribes - also Stämmen - zusammengeschlossen.

ich fand es einfach mal interessant, Erwachsene hinzuschicken. in diesem Fall "meine" Hexen.  (es gibt auch noch ne Vorgeschichte, aber die ist hier nicht soo wichtig.)

Rechte: Alle Rechte an The Tribe gehören Raymond Thompson und Cloud9.
Die Hexen sind auf meinem Mist gewachsen. 


(P.S.: es gibt einen (eigentlich zwei, aber den einen nur am anfang) Chara, der durch eine Figur aus einer gewissen Serie beeinflusst wurde. mal sehen, ob jemand ihn entdeckt. und nein, es ist nicht die Person im schwarzen Umhang*G*)

wäre froh zu erfahren, obs euch interessiert, bzw. gefällt.




Der Traum vom Anderssein

1. Teil


Beinahe völlig lautlos bewegte sie sich durchs Unterholz. Einem Schatten gleich. Nur selten knackten kaum hörbar kleinere Äste unter ihren Schritten. Übermütig sprang sie zwischen den Bäumen umher. Sie sprühte vor Lebensfreude. War da nicht etwas? Einige Meter vor ihr? Dort bewegte sich doch eindeutig etwas? Sie spitzte die Ohren und blickte wie gebannt zu der Stelle. Dann sprintete sie los. Immer schneller wurde sie. Sie schien fast zu fliegen.
Das aufgeschreckte Kaninchen sprang verängstigt in seinen Bau. Darüber war sie keineswegs enttäuscht. Im Gegenteil. Das Kaninchen konnte es nicht wissen, aber ihr war es nicht etwa um Nahrungsbeschaffung gegangen. Das Laufen bereitete ihr einfach riesige Freude. Immer, wenn sie so schnell durch Wälder und über Wiesen rannte, fühlte sie sich so richtig unbeschwert und frei. Beim Laufen spürte sie regelrecht, wie die schweren Ketten, die um ihr Herz lagen, zersprangen. Niemand, der ihr sagte, was sie zu tun oder zu lassen habe. Keine lästigen Pflichten. Niemand, der ihr sagte, sie sei zu alt für solche Albernheiten.
Sie atmete tief durch. Frei. Frei. Endlich mal wieder frei! Freiheit. Wer weiß schon, was Freiheit ist? Für die meisten ist es bloß ein Wort. Sie aber war eine der wenigen, die um die wahre Bedeutung wusste.

Fröhlich - auch wenn man ihr das vielleicht nicht ansah - sog sie die herrlich frische, duftende Waldluft ein. Sie erinnerte sich, wie sie als Kind in diesem Wald gespielt hatte. Hm... Wald? Naja, eigentlich war es mehr ein kleines Waldstück, das nur aus wenigen Bäumen bestand. Zumindest im Vergleich mit einem richtigen Wald. Aber das war ihr egal. Ihr genügte es.
Was war das für ein unheimliches Geräusch? Da! Da war es schon wieder! Es hallte durch den ganzen Wald. Über ihr knackte etwas. Ihr Blick richtete sich blitzschnell nach oben. In der Baumkrone über ihr saß eine Eule. Jetzt wusste sie, was das für ein Geräusch war. Interessiert blickte sie zu der Eule. Doch schließlich setzte sie ihren Weg fort. Doch halt - was war das für ein Geruch, der ihr plötzlich in die Nase stieg? Sie hielt inne und schnupperte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Dieser Geruch... das konnte nichts Gutes heißen, oder? Ein wenig ängstlich sah sie sich um. Ihre leuchtend braunen Augen erblickten ein Mädchen am Waldesrand. Das Mädchen schaute zu ihr und sie erwiderte den Blick. Sekundenlang stand sie so da. Dann entschied sie sich, weiterzulaufen. Ohne sich noch einmal umzusehen. Nein, noch wollte sie nicht zurück- zurück in den "Käfig" namens Zivilisation.

Alles auf Anfang - oder: Zurück zu den Wurzeln

Lupina drehte noch einmal eine ausgelassene Runde durch das kleine Wäldchen. Die Wölfin war froh, dass sich hier gerade kein Jäger herumtrieb. Nur ungern dachte sie an die getötete Wölfin Bärbel - vor allem, da der Ort des Geschehens nicht sehr weit weg war.
Da sie jegliches Zeitgefühl verloren hatte, begab sie sich zum anderen Ende des Waldes und hielt nach der Sonne Ausschau. Es musste später Nachmittag sein - höchste Zeit, zurückzukehren.
Sie ließ es sich nicht nehmen, noch einmal durch den Wald zu laufen, wieder zurück zu dem Mädchen am Waldrand. Dort angekommen, blieb sie zögernd stehen. Vorsichtig sah sie sich um. Als das Mädchen ihr ein Zeichen gab, richtete sich die Wölfin langsam auf. Ihre Gliedmaßen und ihr Körper streckten und verformten sich. Als die Rückverwandlung abgeschlossen war, lief Lupina - die nun wieder Anna war, zu ihrer Freundin Sandra. "Entschuldige, ich hab völlig die Zeit vergessen." "Das bin ich doch schon gewohnt", erwiderte Sandra leicht lächelnd, "ich weiß doch, wie sehr du 'Lupina' magst. Aber nun wird's Zeit für den Rückweg." Anna nickte. Gemeinsam marschierten sie den Weg entlang bis zu der Weide am Forsterdamm, wo ihre Pferde standen und ritten zu Anna nach Hause.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:41  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

2. Teil

Beinahe einstimmig hatten sich die Mitglieder des "Pferdezirkus Fantasy" dazu entschlossen, den Circus dieses Jahr bis auf wenige Sondervorstellungen pausieren zu lassen. So hatten endlich mal wieder alle mehr Zeit für sich, ihre Familien, Freunde und auch ihre Tiere. Die ersten Monate des Jahres verbrachten die meisten daher daheim bei ihren Familien.

Während Anna zuhause in "Woodminden" eine zeitlang wieder ihrem eigentlichen Beruf nachging, befand sich ihr Freund Benjamin in seiner Heimat England. Allerdings blieb er dort nicht lange. Genau wie früher, bevor es den Circus gegeben hatte, reiste er danach wieder mit Cassiopeia - der Kalderash - als deren Beschützer und Kumpel durch Irland. Anna vermisste ihn sehr, und sie überlegte, ob sie ihr Versprechen, welches sie ihm gegeben hatte, nun endlich einlösen sollte: Schon lange hatte sie ihm versprochen, einmal nach England zu reisen und sich seine Heimat von ihm zeigen zu lassen. Doch noch konnte und wollte sie nicht hier weg.

Auch die anderen Zirkusmitglieder vermisste sie. Da war zum Beispiel Svenja, die sich oft um eines von Annas Pferden kümmerte. Svenja war nach Island zurückgekehrt, um sich wieder ein wenig selbst um ihre Islandpferde-Zucht zu kümmern. Die strengen Gesetze Islands bereiteten ihr einige Probleme: Wenn sie beim Circus war, konnte sie nicht wie die anderen ihre eigenen Pferde mitnehmen und danach mit ihnen nach Hause - nach Island - zurückkehren, und andererseits konnte sie nie ihr Pflegepferd mit zu sich nach Island nehmen. Es fiel ihr daher nicht immer leicht, ihre Islandpferde oder ihren Pflege-Araber zurücklassen zu müssen.
Dann gab es da noch Adriane, die zusammen mit Ben nach England gereist war, um sich von da aus in ihre Wahlheimat Schottland zu begeben. Dort wollte sie sich mit einem alten - sehr, sehr alten - Freund in den schottischen Highlands treffen, worauf sie sich sehr freute. Mit seiner Hilfe wollte sie nebenbei auch ein wenig ihre Schwertkampfkünste auffrischen. Von Johanna und Julius, die nur selten beim Circus dabei waren, weil sie sich um ihren Gnadenhof kümmern mussten, hatte Anna gehört, dass sie derzeit eine Aushilfe anlernten. Bei dem Mädchen, ihr Name war Merle, handelte es sich ebenfalls um eine Hexe - eine Hexe mit großem Gespür für Tiere. Angela, die Ende letzten Jahres Mutter geworden war, nutzte die Zeit, um sich um ihren Sohn Joshua zu kümmern. Schließlich gab es da noch Nadine (die mit ihrer Freundin Caisey unterwegs war), Catherine, Bonnie, Samantha, Charleen, aber auch Janine nicht zu vergessen, und all die anderen Hexen und Nichthexen, die zum Circus gehörten.
***
Eigentlich hatte Anna am Abend eines ihrer Lieblingsbücher - Stephen Kings "The Stand" - weiterlesen wollen, doch weit kam sie nicht. Sie musste an Janine denken. Janine, die ebenfalls eines von Annas Pferden als Pflegepferd hatte, und die durch ihre Blindheit so gar nicht 'behindert' war, war schweren Herzens nach Amerika zurückgekehrt - in Stephen Kings Heimat Bangor, wo sie lebte. Kaum zu glauben, dass seit ihrer ersten Begegnung schon acht Jahre vergangen waren.
Damals ging es der gerade mal Neunjährigen ziemlich schlecht: Seit ihrer Erblindung hatte sie sich kaum noch rausgetraut, Freunde hatte sie keine mehr, und ihre Mutter hatte sie -aus Angst um ihre Tochter- darin auch noch unterstützt. Janine kam mit ihrer Behinderung nicht zurecht, sie hatte Angst vor der Dunkelheit, Angst vorm Alleinsein, sie kam sich völlig verloren vor. Durch eine Hexe, die mit einem Mädchen befreundet war, das seinerseits mit Anna befreundet war, wurden Anna und die anderen Hexen auf das blinde Mädchen aufmerksam. Dank ihnen, vor allem aber dank des Blindenführhundes Annabell, schaffte es Janine der Einsamkeit und Dunkelheit zu entkommen. Heute merkte man der inzwischen 16- fast 17jährigen beinahe nichts mehr von ihren Ängsten, ihrer Unsicherheit, aber auch ihrer Blindheit an. Auch wenn die letzten acht Jahre wie im Flug vergangen zu sein schienen, waren sie nicht spurlos vorrübergezogen. Janines Hündin Annabell war mittlerweile neun Jahre alt und zeigte langsam erste Altersbeschwerden. Deshalb war Janine der Abschied und die Rückkehr in die USA diesmal auch besonders schwer gefallen. Sie sollte dort einen neuen Begleithund erhalten. Anna und die anderen Mitglieder des Circusses waren schon gespannt auf ein Wiedersehen mit Janine und auf ihren neuen Hund. Oder würde es wohl doch ein "Blindenführpony" werden? Schließlich handelte es sich um einen Pferdezirkus und was passte da besser?
***
Hauptsächlich durch Briefe und Emails blieben die Zirkusmitglieder untereinander in Kontakt. Anna musste ein wenig darüber schmunzeln, wie sehr sich die Briefe in gewisser Weise ähnelten: Zu Beginn des Jahres schrieben die meisten noch, wie froh sie waren, mal wieder länger zuhause zu sein und berichteten stolz von ihren Erlebnissen fern des Circusses.
So schrieb Judy, dass sie die freie Zeit nutzte, um sich wieder um "ihre" Wildpferde-Herde in den Weiten Kanadas zu kümmern. Freudig berichtete sie, wie der Leithengst - "The Nameless" - sie sofort wiedererkannt hatte und noch glücklicher war sie darüber, dass alle Tiere die verheerenden Waldbrände überlebt hatten. Gina schrieb davon, wie sie eine aus dem Nest gefallene Krähe gefunden hatte und diese nun aufzog. Jenny bedauerte es ein wenig, dass sie gar keine Zeit mehr für Streiche hatte, da sie sich (genau wie Gina) auf ihren Schulabschluß vorbereiten musste. Selbst Charleen und Abigail gefiel es daheim wieder, auch wenn sie sich seit 2001 davor gesträubt hatten, längere Zeit in Manhattan zu bleiben, weil ihnen die Stadt seitdem fremd vorkam.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:44  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

3. Teil

Als es auf Sommer zuging, klangen die Briefe nicht mehr ganz so fröhlich. Die meisten vermissten den Circus, das Reisen, vor allem aber das Beisammensein. So kam es, dass sich in den Sommerferien einige der Mädchen und Jungen genau wie früher (bevor es den Circus gegeben hatte) in Woodminden auf einer abgelegenen Wiese in der Nähe eines Reiterhofes trafen.

Anna und Sandra ritten zusammen mit Jenny - die in einem Nachbarort wohnte - zu der Wiese. Dennis (Jennys Bruder, der von den meisten nur "Mouse" genannt wurde, da er zumeist mit Rascal, einem Waschbären, anzutreffen war, wodurch er Anna an jemanden mit diesem Namen erinnert hatte...) folgte ihnen auf seinem Fahrrad, welches er noch immer einem Pferd vorzog.
Die Vier waren die ersten auf der Wiese. Überglücklich galoppierte Jenny auf ihrem Norwegerwallach erst einmal quer über die Wiese. Endlich hatten zumindest die schulischen Prüfungen (an die Hexenprüfungen mochte sie gar nicht denken) und die (normale) Schule für sie ein Ende. Als nächstes kam Gina mit ihrer Schwester und einem ihrer Brüder angeritten. Ihr zweiter Bruder folgte ebenfalls auf einem Fahrrad. Auch Gina hatte nun die Schule hinter sich. Es folgte Angela mit Joshua, in Begleitung von Sascha, Jill, Jana und Lara. Kurz danach tauchte Samantha mit Abigail, Jake und den eineiigen Zwillingsschwestern Tina und Eve auf. Während Tina und Eve etwas verdrießlich drein schauten, schien Jake ziemlich aufgeregt. Die anderen konnten sich schon denken, was die Zwillinge hatten (sicherlich hatten sie wieder einmal einen ihrer Streiche gespielt und dafür Ärger mit Sam bekommen) doch was war mit Jake? Er hüpfte wie wild zwischen den anderen umher und fragte ständig nach Johanna. Alle blickten fragend zu Sam, die leicht genervt erklärte: "Jake hat seine Liebe zum Lesen entdeckt. Er ist richtig süchtig nach diesen Büchern, die voller Halbwahrheiten über Leute unserer Art stecken." "Ich kann mir schon denken, was du meinst", sagte Cassandra und blickte zu ihrer jüngeren Schwester Gina. Tina und Eve begannen auf einmal zu kichern. "Wieso, die Bücher sind doch toll!" riefen sie gleichzeitig. "Das war ja klar. Wundert mich überhaupt nicht, dass ihr euch dafür interessiert, wo es darin schließlich auch ein immer zu Streichen aufgelegtes Zwillingspaar gibt", erwiderte Gina lächelnd. "Hey, wie wär's, wenn wir unsere Pferde gegen Besen eintauschen? Das ist doch viel standesgemäßer!" kam es von Sascha. "Kennst du eine Hexe, die sich mit einem Besen fortbewegt?" fragte Sam. "Nein", antwortete Sascha etwas kleinlaut. "Noch so ein albernes Klischee, was man sich über uns erzählt."

Plötzlich kam ein Auto angefahren und hielt bei der Wiese. Johanna und Julius stiegen aus, gefolgt von einem Mädchen, welches Anna unbekannt war. Sie trug Kleidung, die aus einem längst vergangenen Jahrhundert zu stammen schien. Ihr schulterlanges, gelocktes, braunes Haar leuchtete in der Sonne. Freundlich blickte sie sich um. Johanna war noch nicht weit gekommen, als Jake zu ihr stürzte und immer wieder "Bitte, bitte, bitte" flehte, worauf Johanna ein energisches "Nein" erwiderte. Diesmal schauten alle leicht verwirrt zu Johanna. Nachdem sie kurz zu Samantha geschaut hatte (die darauf nickte), sagte sie ebenso genervt: "Das geht so schon ne ganze Weile. Jake will unbedingt Rosalie geliehen haben, er gibt einfach keine Ruhe. Er will einfach nicht verstehen, dass Eulen kein Spielzeug und schon gar keine Postboten sind." Als Jake die Blicke der anderen auf sich spürte, zog er sich enttäuscht zurück. Nun endlich hatte Johanna Zeit, Merle den anwesenden Mädchen und Jungen vorzustellen. Danach setzten sich alle bei einem Picknick in der Mitte der Wiese zusammen. Merles warmherzige Art ließ den Eindruck erwecken, als gehörte sie schon ewig dazu.
***
Alle unterhielten sich angeregt. Als Anna von ihren Erlebnissen als "Lupina" erzählte, entging ihr dabei nicht, wie Jake sie mit leuchtenden Augen anblickte. "Lasst mich raten: Harry?" fragte sie in die Runde. Gina und die Zwillinge nickten. Doch noch jemand lauschte Annas Worten gebannt: Jenny. "Ich möchte das auch so gerne mal", meinte sie plötzlich. "Warum nicht", antwortete Anna, nachdem sie sich umgesehen hatte und fuhr dann fort: "Hier ist grad niemand in der Nähe. Du darfst es gern mal probieren." Das ließ sich Jenny nicht zweimal sagen. Sie sprang auf, konzentrierte sich, drehte sich dann aber noch einmal um und fragte: "Was ist mit Lupina?" "Heute nicht, sorry. Es muß ja auch nicht unbedingt sie sein, oder? Aber fang schon mal an." Lächelnd schloß Jenny die Augen und konzentrierte sich nun völlig auf die Verwandlung. Ihr wuchs ein graubraunes Fell und langsam nahm ihr Körper immer mehr die Gestalt eines Wolfes an. Da sie noch nicht viel Übung hatte, dauerte es bei ihr noch etwas länger als bei Anna, doch sie machte ihre Sache bereits sehr gut.

Die Wölfin blickte mit ihren goldbraunen Augen zu den anderen, dann begann sie plötzlich zu schnuppern und lief zielstrebig von der Wiese zum benachbarten Grundstück. "Mist, ich hab vergessen, dass das ein Schafzuchtbetrieb ist!" rief Anna und lief hinter Jenny her. Noch auf dem Weg verwandelte sie sich.
Aufgeregt sprang die Wölfin am Zaun hoch. Ein merkwürdiges, lautes Knurren neben ihr ließ sie jedoch innehalten. Sie blickte sich um... und sah direkt in die Augen eines Berglöwen, dessen Fell in der Sonne golden leuchtete. Die Wölfin sträubte ihr Fell, legte die Ohren an und fletschte die Zähne. Der Puma fauchte wild und drängte den Wolf vom Zaun weg. Mit einem Mal schüttelte die Wölfin den Kopf, erstarrte und sah die Katze fragend an. Dann schien sie zu begreifen, fing an zu tänzeln und den Puma zum Spiel aufzufordern. Beinahe schien es, als würde die große Katze lächeln. Die Wölfin sprintete los, zuerst über einen Weg, dann quer über eine nahe Wiese, immer nach dem Puma Ausschau haltend. Der Berglöwe jagte ihr in gestrecktem Galopp hinterher. Von Zeit zu Zeit hielt die Wölfin an, wartete, bis sich die Katze ihr bedrohlich genähert hatte, um dann wieder loszulaufen. Hinter einem großen Baum hielt sie erneut an. Die Katze duckte sich, ihr Schwanz zuckte vor Aufregung, langsam schlich sie mit geschmeidigen Bewegungen -nah an den Boden gedrückt- näher an den Baum heran. Dann sprang sie auf und stürzte zu der Stelle, wo die Wölfin sein musste. Wieder standen sich die Beiden von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Die Wölfin senkte ihren Oberkörper, streckte ihr Hinterteil in die Höhe und forderte so den Berglöwen erneut zum Spiel auf. So ging das noch eine ganze Weile. Schließlich trotteten beide Seite an Seite gemeinsam zurück zu der kleinen Gruppe, die noch immer auf der Wiese saß. Anna verwandelte sich bereits im Gehen zurück, Jenny erst, als sie wieder bei den anderen waren. "Na hoffentlich hat das keiner gesehen. Ein Puma und ein Wolf, hier, in dieser Gegend", meinte Johanna. "Keine Sorge, es war niemand in der Nähe", versicherte Gina. Jenny setzte sich zufrieden lächelnd wieder auf ihren Platz. "Das war toll, einsame Spitze. Das müssen wir unbedingt irgendwann nochmal machen." "Gerne. Du warst wirklich gut, du hast den Wolf schnell unter Kontrolle bekommen. Ich sehe da gute Chancen bei der nächsten Prüfung. Du machst dich", sagte Anna stolz. Jenny lief ein wenig rot an. Bisher hatte sie nur selten Lob bekommen, da sie noch bis vor einiger Zeit ihre magischen Kräfte lieber für Streiche genutzt hatte, zum Missfallen der älteren Hexen.
***
Später am Nachmittag - die Gruppe diskutierte gerade, was man machen könnte - kam plötzlich ein weiteres Auto angefahren. "Christine?" rief Abby überrascht, als sie den großen, rot-weißen 58er Plymouth sah. Er hielt am Rand der Wiese. Als sich die Fahrertür öffnete, war das Autoradio zu hören, welches alte Lovesongs spielte. "Sie kann's einfach nicht lassen", grinste Danny. "Tja, King-Fan durch und durch", lachte Anna. Die Musik verstummte und Charlotta stieg aus. Fröhlich winkte sie den anderen zu, beugte sich dann noch einmal kurz ins Auto und wartete danach neben der Tür. Schwerfällig kam ein Bernhardiner aus dem Wagen geklettert, schüttelte sich einmal, blickte sich kurz um und lief dann zu der Gruppe. "Hallo Cujo." Abigail stürzte sich gleich auf den Bernhardiner und knuddelte ihn. "Ich hab noch eine Überraschung für euch", rief Charlotta über die Wiese. Im nächsten Augenblick öffnete sich auch schon die Beifahrertür und Sarah stieg aus. Die Beiden gingen zu den Anderen, wo sie freudig begrüßt wurden.

Schnell kam die Gruppe wieder auf das Thema zurück, wobei sie unterbrochen worden waren. Beinahe alle wollten am liebsten wieder gemeinsam umherreisen und Abenteuer erleben - jedoch auch mal ohne den Circus.
"Mal wieder über Felder und Wiesen galoppieren, ohne dabei von einer Straße aufgehalten zu werden", meinte Sascha. "In der Wildnis campen wäre genial", sagte Jenny. "Wie wär's mit Schweden?" fragten Jill und Jana. "Oder Frankreich", kam es von Anna. "Obwohl Irland auch nicht schlecht wäre..." "England oder Schottland!" "Australien!" "Ans Meer und da schön am Strand liegen." "Oder am Meer entlang galoppieren." Wie sollte man sich da einig werden? In einem Punkt allerdings fiel es ihnen leicht: die Pferde sollten auf jeden Fall mit. Doch das erschwerte die Sache, nicht überall waren Pferde erlaubt. Etliche Vorschläge später fasste Jenny noch einmal alles zusammen: "Wo finden wir also einen Ort, wo wir ohne Ende reiten und im Wald campieren können, ohne auf wütende Jäger oder Bauern zu stoßen, wo es möglichst nur wenig Autos gibt, wo wir auch die Hunde mitnehmen können, wo wir mit den Pferden durchs Meer galoppieren und auch mal ganz für uns sein können und wo wir vielleicht auch mal unsere Fähigkeiten einsetzen können?" "Ich weiß, wo", erwiderte Gina auf einmal, sprang auf und war im nächsten Moment verschwunden.

Am nächsten Tag trafen sich alle bei Anna zuhause. Auch Gina war wieder dabei. Und noch jemand war erschienen: Cassiopeia. Ben hatte einen Auftrag erhalten und hatte sie daher nicht länger begleiten können. Außerdem war eines ihrer Pferde krank geworden.
Freudig erzählte Gina, dass sie einen geeigneten Ort gefunden hatte, einen Ort, an dem sie im letzten Jahr schon einmal gewesen waren. "Ich habe bereits mit dem Hexenrat gesprochen", fuhr Gina fort, "sie erlauben es uns, allerdings nur unter zwei Bedingungen: es dürfen nur Hexen mit und wir dürfen niemandem dort sagen, dass wir Hexen sind." Eve und Tina sprangen freudig herum, während Jake unterdessen ziemlich enttäuscht aussah. "Sei nicht traurig. Nächstes Mal machen wir etwas, wo du auch mit darfst. Vielleicht etwas, was mit Harry Potter zu tun hat, wenn du möchtest, ok?" meinte Anna aufmunternd. "Versprochen?" "Versprochen." Anna und Jake reichten sich die Hände.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:46  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

4. Teil

Schnell stand fest, welche Hexen auf Reisen gehen würden: Jana, Jill, Eve, Tina, Abigail, Sascha, Jenny und Gina wollten gemeinsam los. Da es den anderen nicht geheuer war, die Zwillinge und die anderen Mädchen allein, nur mit Gina, loszulassen, einigten sie sich darauf, Sarah und Merle mitzuschicken. So konnten sie Merle auch gleich besser kennenlernen. Die Mädchen begaben sich nach hause, um zu packen. Später wollten sie sich so gut wie alle auf Johannas Gnadenhof in Hamburg treffen - die einen, um sich von den anderen zu verabschieden, die anderen, um von dort noch einige Tiere mitzunehmen.
***
Gina bepackte mit den Mädchen einen kleinen Planwagen, während Merle und Johanna die Tiere auswählten, die mit
sollten. Anna schaute bei der Gelegenheit nach ihrer Stute, die auf dem Hof lebte, Cassie begleitete sie. Sarah war daheim in Australien geblieben, von wo die anderen sie später abholen wollten. Charlotta hatte - neben Cujo - eine Stute aus ihrer Shagya-Araberzucht mitgebracht. Die elegante, dunkelbraune Stute begrüßte wiehernd die anderen Pferde, denen sie erst wenige Male im Circus begegnet war.
Nachdem der Wagen fertig bepackt und die Pferde zugeteilt waren, ging es langsam ans verabschieden. Erst jetzt bemerkte Charlotta, dass die Zwillinge und Cujo verschwunden waren. Suchend blickte sie sich um, denn sie wusste, dass es nichts gutes bedeutete, wenn die Zwillinge verschwanden. Oft genug heckten sie dann neue Streiche aus.

Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein ziemlich dreckiger, knurrender Bernhardiner vor den Mädchen auf. Charlotta schaute entsetzt. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. "Eve!? Tina!?" rief sie, als sie die Geschwister erblickte. Kichernd kamen die beiden näher. "Hey, da steckt ihr doch dahinter?" Die Zwillinge blickten sich an und versuchten dann -erfolglos- eine Unschuldsmiene aufzusetzen. "Nur weil ich King-Fan bin heißt das noch lange nicht, dass Cujo auch wie Cujo aussehen muß. Außerdem ist mein Cujo gegen Tollwut geimpft", meinte sie zwinkernd. Die beiden Mädchen nickten lachend. "Na hoffentlich kommen sie nicht auch noch auf die Idee, auszuprobieren, ob "Christine" wirklich unzerstörbar ist", wandte sie sich flüsternd an Anna.
Zögernd kam Merle auf Anna zu. "Ich habe eine Frage", begann sie vorsichtig, "ich würde gerne Jay mitnehmen. Ich hab mich in den letzten Tagen mit ihm angefreundet und ich glaube, der Falke könnte uns vielleicht hilfreich sein." "In Ordnung. Wenn er es möchte und du mir gut auf ihn aufpasst." "Wirklich?" "Ja. Er könnte wirklich nützlich dabei sein." Überglücklich machte sich Merle auf den Weg, den Falken zu holen - begleitet von ihrer deutschen Dogge Tara.
***
Abigail fiel der Abschied am schwersten. Einerseits wollte sie mit ihren Freundinnen mit, andererseits wollte sie ihre beste Freundin Charleen, die wieder einmal ins Krankenhaus musste, nicht allein lassen. Sam, Charlies Mutter, schaffte es jedoch, Abby zu überzeugen, mitzureisen. Außerdem versprach Anna ihr, ihr sofort bescheid zu geben, wenn etwas war oder aber Abby zurückzuholen, wenn diese es nicht mehr aushalten sollte.
Johanna überreichte Abby die Zügel des Haflingers, den sie für das Mädchen ausgesucht hatte. Ihr eigenes Pony hatte Abby zuhause zurücklassen müssen, weil sie zu groß dafür geworden war. Mit gemischten Gefühlen stieg sie in den Sattel. Johanna begleitete sie noch bis zu dem "Raum-Zeit-Tor", welches die Mädchen zu Sarah nach Australien bringen sollte. Auf einmal meinte Johanna: "Übrigens, Gismo gehört dir." "Was?" "Na, du brauchst doch ein neues Pferd, oder?" "Ja, aber..." Abigail schaute zu Sam, die fröhlich nickte. "Sam hat schon alles geregelt. Viel Spaß." "Danke", antwortete Abby - noch völlig perplex.
***
Sehnsüchtig blickte Anna den Mädchen hinterher. Wie sehr beneidete sie sie, denn sie litt schon wieder unter beinahe unerträglichem Fernweh. Sie wusste, dass sie nicht dorthin konnte, wo die anderen hin wollten - sie war zu alt. Oder gab es doch eine Möglichkeit? Schließlich war auch sie schon einmal dort gewesen. Sie verwischte den Gedanken und drehte sich ein wenig traurig um. "Tir na n-Og könnte mal wieder etwas Bewegung gebrauchen. Gomez doch sicher auch?" Cassie war neben Anna getreten. "Was meinst du?" "Naja, jetzt wo Moon verletzt ist und ich daher nicht mit dem Wagen umherziehen kann langweilt sich Tir na n-Og ziemlich. Er vermisst das Reisen. Also, wie wär's? Ich spüre doch, wie sehr es auch dich hinauszieht." "Hast ja recht. Was schlägst du vor?" "Wie wäre es mit dem Ort, wo die Mädchen hin wollen? Wir könnten dort ja einen anderen Weg einschlagen. Ich hätte da auch schon eine Idee." "Das wäre toll. Aber meinst du, es wird uns gestattet?" "Keine Sorge, das regel ich schon. Wir treffen uns hier nachher wieder." Damit verschwand Cassie. Auch Anna verschwand, um ihre Sachen zu packen und ihre Tiere zu holen.

Keine halbe Stunde später war Anna mit ihrem Fuchswallach Gomez und ihren Hunden Nova und Kelly zurück auf dem Hof. Ihr Blick fiel sogleich auf den schwarz-weißen Tinker, der in aller Seelenruhe auf einer nahen Weide graste. Das Pferd ließ sich selbst von dem Rottweiler, der plötzlich angelaufen kam und um es herumsprang, nicht aus der Ruhe bringen. Schmunzelnd beobachtete Anna, wie der Hund immer wieder - vergeblich - versuchte, das Pferd zum Spielen aufzufordern. Schließlich bekam sie Mitleid mit dem Tier und ließ ihre Hunde von der Leine, die sogleich zu dem Rottweiler liefen und mit ihm über die Wiese tobten. "Wir können bald los", ertönte eine Stimme hinter ihr. "Dann haben wir die Erlaubnis?" wandte sich Anna an Cassie. Das Kalderash-Mädchen nickte fröhlich.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:49  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

5. Teil

Auch die Beiden gelangten zunächst durch ein ‚Raum-Zeit-Tor’ nach Australien. Die anderen Mädchen waren jedoch längst weitergereist. Da sie auf zwei mächtige Hexen warten mussten, die ihnen das Tor zum Zielort öffnen würden, vertrieben sie sich die Zeit damit, ein wenig am Strand entlangzureiten.
Gebannt schaute Anna auf die Wellen. Plötzlich meinte sie: „Da will uns jemand auf Wiedersehen sagen.“ Dabei zeigte sie lächelnd aufs Meer. Cassie nickte zustimmend, als sie die riesige Flosse des Buckelwals aus dem Wasser ragen und kurz darauf aufs Wasser aufschlagen sah. Begeistert beobachteten die beiden den Wal, wie er immer wieder aus dem Wasser auftauchte, um sich dann mit sichtlicher Freude wieder hineinzustürzen.
Die beiden alten und mächtigen Hexen erschienen und rissen die Mädchen aus ihren Träumen. Ein letztes Mal blickte Anna zu dem Buckelwal. „Tschüß, Großer – und keine Sorge, deine Freundin kommt bald zurück“, flüsterte sie. Dann ging es durch das ‚Dimensions-Tor’ – hinein in die Tribeworld.

***

Sie kamen fast an der Stelle heraus, wo sie auch das letzte Mal gelandet waren: an einem ähnlichen Sandstrand wie in Australien. Von den anderen Mädchen war nichts zu sehen, was verständlich war – im offenen Gelände war es viel zu gefährlich. Zu leicht konnte man entdeckt werden.
Anna bemerkte eine plötzliche Unruhe bei Gomez. Er drehte die Ohren in alle Richtungen und lauschte ängstlich. Tir na n-Og spitzte ebenfalls die Ohren, doch er schien weitaus gelassener. „Was ist das für ein Geräusch?“ Sie schauten sich suchend um. Das Geräusch wurde lauter, etwas kam eindeutig näher. Gomez begann zu tänzeln. „Ein Flugzeug?“ „Hier? Aber das ist doch fast unmöglich!?“ Die Beiden waren überrascht. „Da!“ Cassie zeigte in den Himmel. Ein großes Transportflugzeug – vom Typ her vermutlich eine ältere Militärmaschine – flog über sie hinweg. Anna gelang es mit Müh und Not, ihr Pferd wieder zu beruhigen, bevor es völlig durchdrehte. Das Flugzeug schien derweil am Himmel zu kreisen. „Was meinst du, wie stehen die Chancen, dass unsere Informationen falsch waren? Vielleicht sind wir ja doch nicht die einzigen Erwachsenen hier?“ „Nein, das glaube ich nicht. Der Virus hat sicher ganze Arbeit geleistet.“ „Aber Kinder, die so eine Maschine fliegen?“ Zweifelnd blickten sie zum Flugzeug, das weiter seine Runden zog. „Wir sollten uns lieber langsam einen Platz für die Nacht suchen und dann gleich morgen früh weiterreisen.“
Während sie am Strand entlang ritten, entdeckte Anna auf einer der Dünen eine Frau. Doch als sie ein zweites Mal hinsah, war die Frau verschwunden. Da keine Fußspuren zu sehen waren, war sie sicher, dass ihr ihre Phantasie einen Streich gespielt hatte. Unbekümmert ritt sie weiter...
***

Pferdegewieher und Hundegebell weckte die Beiden schon früh am Morgen. Noch etwas schläfrig blickten sie sich um. Die anderen Mädchen kamen den Strand entlanggaloppiert, gefolgt von dem Planwagen, der im Sand nicht ganz so schnell voran kam, und den Hunden, die neben den Pferden herliefen. Cassie und Anna kamen aus ihrem Versteck hinter einer Düne hervor. Merle bemerkte sie als Erste und hielt die Gruppe an. „Was macht ihr denn hier?“ fragte sie überrascht. „Urlaub“, lachte Anna, „aber keine Sorge, wir wollen gleich weiter.“ „Das ist auch besser. Irgendein verrückter Tribe fällt gerade in die Stadt ein“, erwiderte Gina. „Ja, das ist ’ne richtige Invasion“, meinte Jenny. „Die sind mit Fallschirmen aus ’nem Flugzeug abgesprungen“, erzählte Jana. „Wir haben das Flugzeug gesehen“, meinte Anna und blickte dabei zu Cassie. „Sind das Erwachsene?“ „Nein“, rief Tina kichernd, „aber die meisten Kids hier dachten, es wären welche.“ „Das waren auch nur Kids, wie die anderen hier, aber ihr hättet mal sehen sollen, wie die rumlaufen: schwarze Uniformen und silberne Masken. Haben voll die Show abgezogen“, berichtete Eve. „Ja, und Abby und Sarah hätten sie fast geschnappt“, rief Jill leicht ärgerlich. „Darum sind wir auch raus aus der Stadt. War vielleicht doch keine gute Idee, herzukommen“, meinte Abby. „Kommt ihr mit, nach Hause?“ wollte Sascha wissen. „Nein, wir wollten sowieso in eine andere Gegend.“ „Und wohin?“ Jenny blickte die beiden fragend an. „Rumänien“, meinte Cassie schmunzelnd. „Cool, können wir mit? Wir wollen noch nicht zurück“, riefen die Zwillinge.

Laute Motorengeräusche unterbrachen das Gespräch. Ein Armeelaster näherte sich dem Strand. Als er nicht mehr wieterkam, stiegen ein paar Jugendliche in schwarzen Uniformen aus. Hinter dem Lkw tauchten nun auch noch zwei Strandbuggys auf. „Höchste Zeit, dass wir verschwinden. Die Buggys haben sicherlich mehr PS als wir“, rief Anna, dann meinte sie an Cassie gewandt: „Rumänien?“ „Rumänien“, nickte Cassie. Hastig packten sie ihre Sachen zusammen und schwangen sich auf ihre Pferde. Die Invasoren hatten die Mädchen und die Pferde längst entdeckt und kamen auf sie zu. Die Mädchen trieben ihre Pferde an und galoppierten so schnell es ging am Ufer entlang. Doch der Planwagen war den Buggys nicht gewachsen. Nicht mehr lange, und sie würden ihn eingeholt haben. Cassie, die mit Anna hinter dem Wagen ritt, hielt an. „Was hast du vor?“ fragte Anna. „Ich werde sie ablenken.“ „Und wie?“ „Ich werde ihnen eine alte irische Legende näher bringen.“ Dabei tätschelte sie Tir na n-Og’s Hals. „Nimm Merlin mit.“ „Viel Glück euch beiden“, meinte Anna, die verstanden hatte, rief Merlin zu sich und ritt dann weiter, gefolgt von ihren eigenen Hunden.

Die anderen Mädchen ritten nun landwärts, in der Hoffnung, dort möglichst ungesehen ein ‚Raum-Zeit-Tor’ öffnen zu können.
Cassie blieb weiterhin stehen. Die lauten Motorengeräusche beeindruckten Tir na n-Og überhaupt nicht. Er vertraute seiner Besitzerin völlig, die auch in dieser Situation eine enorme Ruhe ausstrahlte. Die Buggys erreichten die Beiden. Sie hielten dicht neben dem Pferd, das zum Erstaunen der Fremden ruhig stehen blieb und ihnen nur einen gelangweilten Blick zuwarf. Die Beifahrer stiegen aus und gingen auf Cassie zu. Als sie nach dem Pferd greifen wollten, bäumte sich Tir na n-Og urplötzlich auf und stieg auf die Hinterbeine. Die beiden Invasoren wichen ängstlich ein Stück zurück. Der Wallach schnaubte aufgeregt. Er wollte endlich loslaufen, doch noch hielt Cassie ihn zurück. Als sie sah, wie die Beiden nach Geräten an ihren Handgelenken griffen, schlug sie ihm ihre Hacken in die Flanken. Das Pferd preschte los. Es galoppierte mit erhobenem Kopf und wehendem Schweif am Ufer entlang. Die Jungen sprangen schnell wieder in die Buggys und nahmen die Verfolgung auf. Cassie vergewisserte sich immer wieder, ob ihre Verfolger auch an ihr dran blieben. Sie taten ihr den Gefallen und ließen sie nicht aus den Augen. Nach einigen Metern fiel der Tinker vom Galopp in Trab. Einer der Buggys überholte ihn, während der andere hinter dem Pferd blieb. Die Fahrzeuge verlangsamten ihre Fahrt. Cassie hielt Tir na n-Og an, lobend klopfte sie ihm den Hals. Dafür, dass er eigentlich ein Kutschpferd war, hatte er auch als Reitpferd eine gute Ausdauer.

Die Buggys keilten Pferd und Reiterin ein und schnitten ihnen so mögliche Fluchtwege ab. Gespannt verfolgten Anna, Jenny und die restlichen Mädchen aus einiger Entfernung das Schauspiel.
Die Kids in den Fahrzeugen schienen siegessicher. Cassie beugte sich über den Pferdehals und flüsterte dem Wallach ins Ohr: „Bereit für einen Besuch im ‚Land der ewigen Jugend’?“ Tir na n-Og schnaubte zustimmend. Das Kalderash-Mädchen sah lächelnd zu den Jungs, dann wendete sie ihr Pferd in Richtung Meer und ritt los. Sie galoppierte durch die Brandung geradewegs auf den Ozean zu, das Wasser spritzte nur so unter den Pferdehufen. Den Jungen verging die Siegesfreude, schnell nahmen sie die Verfolgung wieder auf. Doch als sie merkten, dass Cassie weder die Richtung ändern, noch anhalten und umdrehen würde, kehrten sie ans sichere Ufer zurück. Ungläubig starrten sie von dort auf das Mädchen und sein Pferd. Auch die anderen Mädchen beobachteten - mit angehaltenem Atem - Cassie und Tir na n-Og dabei, wie diese immer weiter in die Meereswogen galoppierten. Schließlich waren die Beiden nicht mehr zu sehen.
Schnell, bevor sich die Aufmerksamkeit des fremden Tribes wieder auf sie richtete, öffneten die Hexen ein Tor nach Rumänien. Aber sie zögerten noch, hindurchzugehen.
Endlich, wie aus dem Nichts, erschien Cassie mit einem ziemlich nassen Tir na n-Og vor ihnen. Erleichtert atmeten die Mädchen auf. Nachdem sich alle vergewissert hatten, dass es den Beiden gut ging, begaben sie sich durch das Tor.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:52  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

6. Teil

Auf ein Neues

Auf einer Lichtung in einem Wald in Rumänien hatten die Mädchen ein kleines Camp aufgeschlagen. Cassie, die völlig erschöpft hier angekommen war, hatte sich erst einmal für einige Zeit neben ihrem ebenfalls erschöpften Pferd schlafen gelegt.
Dicht gedrängt saßen später alle um ein Lagerfeuer und aßen Stockbrot. Für sie war der Gang durch das ‚Tor’ nicht nur ein weiter Sprung vom anderen Ende der Welt nach Europa gewesen, sondern auch ein Sprung in eine andere Jahreszeit. Hier war es Frühlingsanfang und somit noch recht kalt.
Erst jetzt fanden sie Zeit, über die Ereignisse in der Stadt in Neuseeland und am dortigen Strand zu sprechen. „Was ist denn nun in der Stadt passiert?“ wollte Anna wissen. „Ach, überall sind plötzlich solche Typen aufgetaucht wie die, die Cassie verfolgt haben. Kamen da angefahren mit ihren Armeelastern und haben alle Kids, die in den Straßen rumliefen eingesammelt.“ „Mit unseren Tieren war es uns natürlich nicht möglich, uns zu verstecken. Und Sarah mit dem Planwagen konnte auch nicht schnell genug flüchten.“ „Ja, und außerdem hatten die irgendwelche merkwürdigen Waffen.“ „Erinnert mich bloß nicht daran. Ich habe jetzt noch Kopfschmerzen“, warf Sarah ein. „Sorry, aber das sah zum Schreien aus“, kicherte Sascha, „da war so’n fieser, blonder Giftzwerg, der unbedingt zeigen musste, wie toll er ist. Er hat auf Sarah geschossen. Leider wusste er nicht, mit wem er es zu tun hatte. Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als er versuchte, die bewusstlose Sarah zu berühren. Zu dumm, dass er nichts von der magischen Aura wusste, die uns bei der Regeneration umgibt. Er hat voll einen gewischt gekriegt.“ „Der Arme. Er war echt cool drauf“, schwärmten die Zwillinge. „War ja klar, dass ihr ihn mochtet. Ihr könnt schließlich auch ganz schöne Giftzwerge sein“, konterte Jenny grinsend und sprang schnell auf, bevor sich die beiden Mädchen auf sie stürzen konnten. „Ein anderer hätte währenddessen fast Abby geschnappt, doch Merle kam ihr zu Hilfe, bevor der Typ sie auf einen der Laster verfrachten konnte“, fuhr Sascha trotz der kreischenden Mädchen gelassen fort. „Sarah ist zum Glück schnell wieder aufgewacht und wir sind dann gleich aus der Stadt raus. Den Rest kennt ihr“, beendete sie die Erzählung.
„Das war übrigens ganz schön knapp“, meinte Jenny an Cassie gewandt, „ich dachte schon, du schaffst es nicht.“ „Das dachte ich einen Moment lang auch“, grinste Cassiopeia. „Machst du so etwas öfter?“ wollte Merle wissen. Cassie sah von den Mädchen – die bei dieser Frage kicherten – zu Merle und meinte lachend: „Nein, eigentlich nicht. Diese Variante des Teleportierens habe ich ehrlich gesagt bisher auch noch nie ausprobiert und ich habe es auch nicht so schnell wieder vor. Das hat mich einige Kraft gekostet.“ „Sah auch ganz schön gefährlich aus, als Tir na n-Og plötzlich stieg. Bisher dachte ich, ihn kann nichts aus der Ruhe bringen“, meinte Jill. Cassie und Anna sahen sich schmunzelnd an. „Wollen wir es ihnen sagen?“ „Hmm... okay.“ Cassie lachte. „Es braucht schon etwas mehr als ein paar Kinder in Kostümen mit Strandbuggys, um Tir na n-Og Angst zu machen. Das Steigen war ein Trick, den ich mir bei Annas Pferden abgeschaut habe.“ Anna stimmte ihr lächelnd zu.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Jill. „Wollen wir die ganze Zeit in Rumänien bleiben?“ „Jetzt, wo wir schon mal hier sind, könnten wir doch ein wenig umherreisen. Wann haben wir schon die Chance, zu sehen, wie eine Welt ohne Erwachsene ist?“ meinte Jana. Tina und Eve, die sich wieder ans Feuer gesetzt hatten (jedoch nicht ohne dabei ständig zu Jenny zu schauen) nickten begeistert. Die Mädchen sahen sich der Reihe nach an. Schließlich standen Cassie und Anna auf, entfernten sich ein Stück von der Gruppe und berieten sich einen Moment lang. Als sie zurückkamen, meinte Anna: „In Ordnung, lasst uns diese verrückte Welt erkunden. Und keine Angst, wir lassen euch allein losziehen, wie es anfangs geplant war. Aber falls ihr uns braucht, werden wir in eurer Nähe sein. So lange ihr uns nicht braucht, werdet ihr uns auch nicht weiter bemerken. Wir wollen hier schließlich ein wenig Urlaub machen.“ „Ok, wohin geht’s?“ fragte Sascha begeistert an die anderen Mädchen gewandt. „Vor allem: wo treffen wir uns wieder, wenn es zurück geht?“ erwiderte Gina, „in Neuseeland war es einfach, aber wenn wir umherreisen...“ „Wie wär’s mit ’ner Rundreise und wir kommen hierher zurück?“ „Wie in ‚In 80 Tagen um die Welt’, oder wie?“ lachte Jenny. „Och ne, lieber wo anders hin.“ „Aber es muß ein Ort sein, wo uns die alten Hexen auch finden.“ Die Mädchen schauten ratlos drein. „Habt ihr keine Idee?“ wandten sie sich an die beiden Ältesten unter ihnen. Anna und Cassie tuschelten noch einmal kurz miteinander, dann fragte Anna: „Also schön. Wir wüssten da vielleicht einen Ort. Wie wäre es, wenn wir euch grob in die Richtung lenken und wenn es Zeit ist, hinführen?“ „Ok. Aber nur grob. Alles andere überlasst ihr uns, bis zum Zeitpunkt der Abreise? Ihr werdet nicht weiter eingreifen, wenn wir es nicht wollen?“ Anna nickte zustimmend. Während die Mädchen sich darüber berieten, ob sie auch wieder einen Tribe bilden sollten, mit allem, was dazu gehörte (Tribenamen, Tribesymbol, usw.), zogen sich Cassie und Anna zurück.

Als die Mädchen langsam schlafen gingen, winkte Anna Merle und Gina zu sich und Cassie. Die beiden hatten sich entschieden, Gina und Merle das Ziel der Reise zu verraten. Da sie nicht wussten, ob es an jenem Ort nicht auch einen feindlich gesinnten Tribe gab, hatten sie sich noch einen möglichen weiteren Ort ausgesucht, den sie jedoch nicht preisgaben. Die Vier einigten sich darauf, dass Anna und Cassie ihnen von Zeit zu Zeit grobe Richtungs-Hinweise gaben, die aber mehr für die anderen Mädchen sein sollten, denen Merle und Gina das Ziel nicht verraten würden. „Cassie und ich werden morgen früh aufbrechen. Wundert euch also nicht, falls wir weg sein sollten“, beendete Anna das Gespräch.

Anna fiel das Schlafen schwer. Eine innere Unruhe hatte sie erfasst. So lag sie da und lauschte. Wie sollte sie auch schlafen, wenn etwas –oder jemand– sie rufte? „Heute nicht, aber vielleicht Morgen“, flüsterte sie. Doch würden sie sie, eine Fremde, überhaupt in ihrer Nähe dulden?

Auf einmal merkte sie, dass sie scheinbar nicht die einzige war, die wach war. Jemand öffnete den Reißverschluß des Zeltes, in dem die jüngsten der Mädchen schliefen. Anna richtete sich auf und versuchte zu erkennen, wer es war. Die Person schien Anna bemerkt zu haben, denn sie kam auf sie zu. Im schwachen Schein des Feuers erkannte Anna Abigail. „Na, kannst du nicht schlafen?“ Abby schüttelte den Kopf. „Das Geheul macht mir zuviel Angst. Es kommt immer näher.“ „Ach, Abby. Na komm her.“ Anna machte eine Geste, dass Abby sich zu ihr setzen sollte, was diese auch tat, dann fuhr sie fort: „Du brauchst keine Angst vor ihnen zu haben. Die Wölfe werden uns schon nichts tun. Sie haben viel mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen. Den ‚großen, bösen Wolf’ gibt’s nur im Märchen.“ „Aber sie sind so nah.“ Anna lauschte einen Moment, dann meinte sie überzeugt: „Sie werden uns nichts tun. Außerdem haben wir doch noch die Hunde.“ Abby sah sich um und meinte schmunzelnd: „Tara kannst du aber nicht mitzählen. Die schläft tief und fest und schnarcht so laut, dass sie die Wölfe gar nicht hört.“ Die Beiden lachten leise.

Plötzlich hörten sie ein Geräusch hinter sich. Vorsichtig blickten sie sich um... und atmeten erleichtert auf. Merlin, Cassies Rottweiler, lief hinter ihnen am Rand des Camps entlang, wobei er immer wieder zum Wald schaute. „Na also, zumindest Merlin passt auf. Du kannst beruhigt schlafen gehen.“ „Ok“, nickte Abby gähnend und stand auf. Sie hatte sich schon zum Gehen gewandt, als sie sich noch einmal umdrehte. „Wieso schläfst du eigentlich nicht?“ „Wegen der Wölfe“, grinste Anna. Abby war zuerst leicht verdutzt, dann überlegte sie kurz und verstand schließlich. „Wie kannst du Wölfe nur so lieben, wo doch einst einige Wochen ein Werwolf-Fluch auf dir lastete?“ „Tja, weißt du, meine Liebe zu diesen Tieren war meine größte Waffe gegen die Hexe, die den Fluch ausgesprochen hatte.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Nur gut, dass Jake nicht hier ist.“ „Weiß er eigentlich davon?“ „Nein, bisher nicht und ich hoffe, es bleibt so.“ „Ich werde es ihm jedenfalls nicht erzählen“, meinte Abby und kehrte ins Zelt zurück.

Als Cassie und auch Anna früh am Morgen aufstanden, waren die anderen noch fest am schlafen. Unter den wachsamen Augen von Jay C., dem Falken, und Ginas Rabenkrähe, die ein wenig abseits saß, packten die beiden leise ihre Sachen zusammen und sattelten ihre Pferde. Nur schwer ließen sich Annas Hunde von Fang und Wolf trennen, die bei den anderen Mädchen bleiben sollten. Anna legte noch eine Notiz für die anderen hin, dann brachen sie auf.
***
Noch ein wenig müde verließ Abby das Zelt. Sie merkte gleich, dass Anna und Cassie fort waren. Merle war bereits wach und kümmerte sich um das Feuer. Gemeinsam bereiteten sie anschließend das Frühstück. „Hast du die Beiden noch gesehen?“ wollte Abby wissen. „Nein, sie waren schon weg. Ich habe nur eine Nachricht von Anna gefunden“, antwortete Merle. Langsam standen auch die anderen auf und fanden sich zum Frühstück ein. Als alle versammelt waren, holte Merle Annas Notiz hervor und sagte zwinkernd: „Das hier ist wohl ein Hinweis, wo die beiden hin sind. Nach dem Frühstück brechen wir auf.“ Dann reichte sie den Zettel weiter. „Was soll das denn heißen?“ fragte Jana verwundert. „Das ist ein Lied“, erklärte Gina lachend als Jana ihr den Zettel überreichte und las es vor:

„How d'you do, I see you've met my faithful handyman
He's just a little brought down because when you knocked
He thought you were the candyman.
Don't get strung out by the way that I look,
Don't judge a book by its cover
I'm not much of a man by the light of day,
But by night I'm one hell of a lover

I'm just a Sweet Transvestite from Transexual, Transylvania.

So let me show you around, maybe play you a sound
You look like you're both pretty groovy
Or if you want something visual that's not too abysmal
We could take in an old Steve Reeves movie.

I'm glad we caught you at home, could we use your phone?
We're both in a bit of a hurry.
We'll just say where we are, then go back to the car
We don't want to be any worry.

So you got caught with a flat, well, how about that?
Well babies, don't you panic.
By the light of the night when it all seems alright
I'll get you a satanic mechanic.

I'm just a Sweet Transvestite from Transexual, Transylvania.

So why don't you stay for the night? Or maybe a bite?
I could show you my favourite obsession.
I've been making a man with blond hair and a tan
And he's good for relieving my tension

I'm just a Sweet Transvestite from Transexual, Transylvania.

So come up to the lab. And see what's on the slab.
I see you shiver with antici... pation!
But maybe the rain isn't really to blame
So I'll remove the cause, but not the symptom.”


Gleich nach dem Frühstück malten sich die Mädchen ihre „Tribe-Symbole“ auf, auf die sie sich am Abend zuvor geeinigt hatten und kleideten sich ihrem „Tribe“ entsprechend. Da sie schon bei ihrem letzten Besuch in dieser Welt gesehen hatten, dass sich einige Kinder und Jugendliche hier andere Namen zugelegt hatten, suchten auch sie sich andere Namen aus. Dann brachen sie langsam auf.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:54  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

7. Teil

Am frühen Abend erreichten Cassie und Anna Siebenbürgen, besser bekannt als Transilvanien. Da sich ein Unwetter ankündigte, suchten sie sich in der Nähe der Törzburg einen Unterschlupf in einem verlassenen Haus. Schon wenig später begann es zu regnen. Die Beiden hofften, dass die Mädchen auch einen trockenen und sicheren Platz für die Nacht gefunden hatten oder finden würden.
Während der Regen nur so auf das Dach trommelte, saßen Anna und Cassie vor einem alten Kamin, in dem Cassie ein Feuer entfacht hatte. Die Hunde lagen neben ihnen auf einer Decke und rekelten sich behaglich. Die Pferde hatten sie in einem alten Stall, der sich an den Wohnraum anschloß, untergebracht.
Als wenn der Regen noch nicht genügte, zog einige Zeit später auch noch ein Gewitter auf. Immer wieder erhellten Blitze
den dunklen Nachthimmel. Zwischen zwei Donnerschlägen war es Anna, als hörte sie Hufgeklapper und kurz darauf jemanden Schreien. Durch das laute Gewitter wusste sie jedoch nicht, ob sie es sich nicht vielleicht nur eingebildet hatte.

***


Spät am Abend erreichten auch die anderen Mädchen Transilvanien.

Es regnete in Strömen. Hin und wieder tauchte ein Blitz die dunkle Stadt in ein gespenstisches Licht. Ein kleines Mädchen lief durch die verlassenen Straßen.
Plötzlich ragte ein großer, schwarzer Schatten vor ihr empor. Ängstlich blickte das Mädchen nach oben... und erstarrte. Vor ihr stand ein grauenhaftes Ungeheuer, dass sie aus großen Augen ansah. Es hatte eine teuflische Fratze. Todesangst überkam das Mädchen. Das Monster würde sie sicher fressen.
Das Ungeheuer rührte sich nicht. Auf einmal jedoch gab es ein lautes Schnauben von sich. Irgendwie schaffte es das Mädchen, sich zusammenzureißen und – laut schreiend – wegzurennen.
Der unheimliche Schatten setzte sich in Bewegung. Allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Er hatte kein Interesse an dem Mädchen.
***
Der kleine Treck folgte der Straße, bis er an den Fuß eines Berges kam. Dort stand es. Hoch oben auf dem Berg. Mit den zuckenden Blitzen, dem Donnergrollen und dem Regen sah es wirklich unheimlich und gruselig aus, das Schloß. Vor dem Virus waren viele Touristen dort gewesen, um einmal dieses berühmte Gemäuer zu sehen. Das Schloß, das viele aus einer weltbekannten Erzählung kannten...

Langsam ging es den Weg hinauf. Glücklicherweise ließ das Gewitter bereits nach. Nach schier endlos langer Zeit erreichten sie das Eingangstor. Einer nach dem anderen begab sich in den Innenhof. Als sie sich vergewissert hatten, dass sie allein waren, suchten sie sich geeignete Schlafplätze innerhalb des Schloßes. Die jüngsten unter ihnen hatten ein wenig Angst, weil es kurz vor Mitternacht sein musste. Doch sie alle waren so erschöpft, dass sie schnell auf ihren am Boden ausgebreiteten Decken, eingekuschelt in ihre Schlafsäcke, einschliefen.


***
Während die anderen Mädchen es sich auf der Törzburg bequem machten, lauschte Anna gebannt Cassies Erzählungen, bevor auch sie sich schließlich schlafen legten.
***


Lautes Hundegebell hallte durchs Schloß und unterbrach die Stille. Caprice nahm ihr Kopfkissen und legte es sich über die Ohren, doch es brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nach mehrmaligem Hin- und Herwälzen richtete sie sich auf. „Könnte vielleicht endlich mal wer die Hunde rauslassen?“ rief sie ärgerlich. Keine Reaktion. „Bitte, ich möchte endlich weiterschlafen!“ „Wenn mir jemand ne Knoblauchknolle gibt, mach ichs“, kam eine Antwort aus der Dunkelheit. „Weihwasser wäre auch nicht schlecht“, ertönte eine andere Stimme. „Oder ein Pflock!“
„Ist ja schon gut, ich mach’s“, erwiderte Chenoa genervt, griff sich eine Taschenlampe, warf sich ihren langen, schwarzen Kapuzenumhang über und stand auf. „Angsthasen“, murmelte sie, dann verließ sie den Raum und ging zur Tür, die in den Innenhof führte.
Die Hunde bellten noch immer und sprangen an der Tür hoch. Schnell öffnete Chenoa die Tür. Fang, der weiße Schäferhund, stürmte als erstes hinaus, ihm folgte Wolf, ein Picard-Hütehund-Mix, dicht gefolgt von Kojak, Chenoas Labrador. Chenoa trat vor die Tür und hoffte, dass die Hunde bald wieder zurückkamen. Erfreut stellte sie fest, dass wenigstens das Gewitter und der Regen endlich vorbei waren.

Als sie –auf der Suche nach den Hunden– den Hof mit der Taschenlampe ableuchtete, entdeckte sie jemanden bei den Pferden. Wer war das? Sie hatte nicht gemerkt, dass noch jemand außer ihr den Raum verlassen hatte.
***
Gedankenverloren stand Maeve vor Lord und streichelte seinen Kopf. Der große, dunkelbraune Hannoveraner-Wallach stand ruhig – mit gesenktem Kopf – da und genoß die Streicheleinheiten.

Maeve trug (wie so oft) eines ihrer Lieblingskleider, das aus einem längst vergangenen Jahrhundert zu stammen schien. (ein langes, helles Leinenkleid) Um die Hüfte hatte sie sich ein blaues Tuch gewickelt, was schon fast ein Erkennungsmerkmal ihrer kleinen Gruppe war – neben den anderen Erkennungszeichen: eine blaue (aufgemalte) Träne unter dem rechten Auge, ein auf den Handrücken gemaltes, grünes Kleeblatt, ein Lederarmband mit ihrem Namen (welches mit Hufeisen verziert war) und ein keltisches Symbol auf der Kleidung. Über dem Kleid trug Maeve einen langen, dunkelgrünen Lodenumhang mit Kapuze.
Maeve faszinierte das Mittelalter, weshalb ihr auch das Leben hier in der Tribeworld gefiel, so (fast) ohne Strom und moderne Technik.
Sie musste an das Mädchen denken, dem sie im Ort begegnet waren. Einerseits tat ihr die Kleine leid, weil sie ihr so einen Schrecken eingejagt hatten. Andererseits konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen, wenn sie daran dachte, dass dem Mädchen Lord –als er ihr in der Dunkelheit so plötzlich gegenüber gestanden hatte– wie ein Ungeheuer vorgekommen sein musste. Maeve musterte den großen Wallach. Doch, in der Dunkelheit, noch dazu bei schlechtem Wetter, konnte er durchaus angsteinflößend aussehen. „Du bist mir einer“, meinte sie lachend und gab ihm einen Kuss auf die Nüstern.

Plötzlich hörte sie, wie die Schloßtür geöffnet wurde. Dann sah sie auch schon die Hunde hinausstürmen. Tara, Maeves schwarz-weiße deutsche Dogge, erhob sich von ihrem Schlafplatz neben Lord und lief zu den anderen Hunden.
Chenoa stand vor der Tür und sah zu Maeve. Maeve ging zu ihr. „Ach du bist das. Ich dachte schon...“ „Dass Dracula hier herumschleicht?“ fragte Maeve. „Du weißt doch, dass Vlad Dracul nie hier im Schloß war. Es diente Bram Stoker nur als Vorlage“, fuhr sie fort. Auf einmal entdeckten sie etwas im Schein der Taschenlampe... eine Fledermaus! Beide sahen sich fragend an, dann begannen sie zu lachen.
Endlich tauchten die Hunde wieder auf. Chenoa ließ Fang, Wolf und Kojak wieder rein, während Maeve ihrer Dogge zu verstehen gab, draußen bei den Pferden zu bleiben. Müde trottete die Hündin wieder zu ihrem Schlafplatz. Die beiden Mädchen taten es ihr gleich und marschierten zu ihren Schlafplätzen.
***

Obwohl sie erst spät schlafen gegangen waren, waren Cassiopeia und Anna schon früh wieder auf den Beinen. Das Gewitter und der Regen hatten zum Glück noch in der Nacht aufgehört. Nach dem Frühstück verließ Anna die Hütte, sah sich kurz um, kehrte ins Gebäude zurück und meinte schmunzelnd zu Cassie: "Sie sind hier, auf der Burg." "Wir sollten bald aufbrechen", meinte Cassie. Anna stimmte ihr zu. Schnell waren die wenigen Sachen gepackt, die Pferde gesattelt und aus dem Stall geholt. Bevor sie aufbrachen erklärte Anna ihrer Freundin: "Ich gebe den anderen nur noch einen groben Richtungshinweis." Sie schloß die Augen, konzentrierte sich auf Jay C. und rief ihn mittels Telepathie zu sich.
Schnell wie eine Gewehrkugel kam der Falke von der Burg ins Tal geschossen, öffnete seine Schwingen und flatterte zu Anna. Diese schrieb schnell 'Ungarn' auf einen kleinen Zettel, fragte kurz Cassie: "Grob genug?" - worauf diese lachend nickte - und band den Zettel dann ans Bein des Falken. Danach schickte sie den Vogel zurück zu Merle. "So, jetzt dürften wir etwas Zeit haben, uns in Rumänien umzusehen.“ Die Beiden bestiegen ihre Pferde und ritten los.








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New PostErstellt: 24.05.05, 15:56  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

8. Teil

Langsam näherte er sich ihr. Fasziniert musterte sie ihn: Er trug dunkle, altmodische Kleidung, einen schwarzen Umhang und hatte herrliche, lange, dunkle Haare. Und diese Augen... als ob sie sie hypnotisieren wollten... Regungslos stand sie da, er hatte sie völlig in seinen Bann gezogen. Sanft strich er ihre Haare zur Seite und küsste ihren Hals. Dann plötzlich biss er zu. Begierig trank er ihr Blut. Sie spürte, wie ihr etwas von der warmen Flüssigkeit den Hals hinunterlief, spürte, wie er sie Schluck für Schluck austrank. Doch sie wehrte sich nicht. Es gefiel ihr irgendwie sogar.
Er löste seinen Biss und sah ihr in die Augen... Seine Lippen näherten sich ihren... Dann presste er die vom Blut noch feuchten Lippen auf ihre Lippen und küsste sie...


„Iiiiihh!“ Maeve schreckte aus dem Schlaf. Das war kein Kuss, sondern ein nasser, kalter Waschlappen gewesen. Schnell schnappte sie sich den Lappen und warf ihn der flüchtenden, vor Freude quiekenden Ivy hinterher. „Miststück“, rief sie halb wütend, halb lachend. „Guten Morgen, Maeve. Mach dir nichts draus, so haben die Beiden heute morgen alle geweckt“, berichtete Hope, die gerade dabei war, ihre Sachen zusammenzupacken.
Mit „die Beiden“ meinte sie die 10jährigen, eineiigen Zwillingsschwestern Ivy und Isa, die immer zu Streichen aufgelegt waren. Die beiden hatten schulterlanges, hellbraunes Haar, in das sie sich blaue und grüne Strähnchen gemacht hatten. Das und die Jeans-Schlaghosen, die beide momentan trugen, waren derzeit die einzigen Gemeinsamkeiten. Isa trug ihre Haare offen, mit bunten Spangen und einigen bunten Federn darin und bevorzugte bei ihrer Kleidung Rosa- und Rottöne. Ivy hingegen trug zwei hochangesetzte Seitenzöpfe, die sie mit bunten Bändern zusammengebunden hatte und bevorzugte dunkelblaue und dunkelgrüne Kleidung. Bei ihren zahlreichen Streichen allerdings liebten die Twins es, genau gleich herumzulaufen, oder ihre Klamotten zu tauschen.

„Morgen, Hope“, gab Maeve noch etwas schlaftrunken von sich, „oh man, so werden aus den beiden nie...“ „Pssst!“ Hope legte einen Zeigefinger auf ihre Lippen, „wir haben doch vor Reiseantritt schwören müssen, dass wir das Wort nie aussprechen.“ „Ach, hier ist doch sowieso niemand außer uns.“ „Sicher ist sicher.“ „Ja, hast ja recht“, meinte Maeve und musste lachen, „jetzt musst du mich schon an unsere Regeln erinnern. Dabei sollte ich doch auf euch aufpassen und nicht umgekehrt.“ Hope, die mit ihren 13 Jahren immerhin fünf Jahre jünger als Maeve war, sah ihr Gegenüber streng an, dann meinte sie gespielt ärgerlich: „Hey, seit wann haben wir dich zu unserer Anführerin gewählt?“ Sie verließ grinsend den Raum.

Nach dem Frühstück und den üblichen kleinen Streitereien („Wer kümmert sich um die Tiere?“ „Ich fütter die Pferde.“ „Nein, ich!“ „Hey, heute bin ich dran.“ „Du kannst die Hunde füttern, ich will die Pferde füttern.“ „Du hast doch gar keine Ahnung davon.“ - „Und wer ist heute mit Küchendienst dran?“ „Ich nicht.“ „Ich war gestern dran.“ „Ich auch nicht.“ usw.) – bei denen sich die Älteren jedesmal wunderten, wie es die jüngeren schafften, sich ohne Prügeleien zu einigen – sahen sich alle erstmal im Schloß um. Schließlich hatten sie es bisher noch nicht bei Tageslicht gesehen.
***
Das Aussehen des Schlosses deutete darauf hin, dass sie nicht die ersten hier waren, seit dem Virus. Trotzdem hatte es fast nichts von seinem Glanz verloren. Die Kinder waren ein wenig enttäuscht, dass es hier wirklich nichts gab, was mit Dracula, bzw. Vlad Tepes, zu tun hatte. Während sich die älteren Mädchen in Ruhe umsahen, tobten die jüngeren durchs Schloß. Die Twins waren es natürlich, die die geheimen Tunnel als erste entdeckten. Das machte das ganze doch noch spannend. Den ganzen Vormittag waren die Kinder auf Erkundungstour in den Geheimgängen und Tunneln – zur Freude von Maeve, Niamh und Chenoa, den drei Ältesten, die dadurch endlich mal wieder etwas Zeit für sich hatten.
***
Die drei saßen in einem abgelegenen Zimmer und genossen die Ruhe, die ohne die anderen und ohne die Tiere, die entweder draußen oder bei den Mädchen in den Tunneln waren, herrschte. Chenoa und Maeve unterhielten sich angeregt, während Niamh nachdenklich am Fenster saß.

Niamh war genau wie Maeve 18 Jahre, hatte langes, gelocktes, dunkelblondes Haar mit zwei blauen Strähnen und war charakterlich das Gegenteil von Maeve: sehr zurückhaltend und oft in sich gekehrt. Sie trug ein kurzes, helles Kleid, hatte ebenfalls ein blaues Tuch um die Hüfte gewickelt und trug ein weiteres blaues Tuch um die Schultern.
Chenoa war 17 Jahre, hatte langes, z.Zt. hellrot gefärbtes Haar, in das sie einige Federn eingeflochten hatte und trug eine geschnürte Lederhose und Bluse. Um den Hals trug sie ein Lederband mit Falkenfedern.

Niamh hielt den Delphinanhänger ihrer Halskette in Händen und schien mit ihren Gedanken meilenweit weg zu sein. Plötzlich wurde sie durch ein leises Klopfen aus ihren Gedanken gerissen. Draußen saß Una, Chenoas Rabenkrähe, und pickte gegen das Fenster. Niamh öffnete das Fenster und ließ den Vogel hinein. Una flatterte zu Chenoa und setzte sich auf ihre Schulter. Als Niamh das Fenster schließen wollte, rief Maeve ihr zu: „Lass das Fenster ruhig noch offen, Jay C. kommt bestimmt auch gleich.“ Kaum hatte sie das gesagt, kam der Falke auch schon angeflogen und ließ sich auf Maeves ausgestrecktem Arm nieder. Einige Minuten später hallte aufgeregtes Geschrei durchs Schloß. „Na toll“, meinte Chenoa, „die Kids scheinen ihre Entdeckungstour beendet zu haben.“ „Tja, nun ists vorbei mit der Stille. Lasst uns wieder nach unten gehen, sonst geben sie nie Ruhe“, erwiderte Maeve. „Es wird sowieso Zeit, dass wir aufbrechen.“
***
Während alle ihre Schlafsäcke, Decken und anderen Sachen einpackten und zu den Pferden brachten, berichteten die Zwillinge und die anderen Mädchen Niamh, Chenoa und Maeve von ihren Erlebnissen unter dem Schloß – von dunklen, unheimlichen Tunneln, Ratten und Fledermäusen, doch zu ihrer Enttäuschung waren sie auch dort auf keinen Vampir gestoßen. „Und wenn da ein Vampir war, hat er sicher vor den Twins reißaus genommen“, meinte Alisha lachend.
(Alisha – kurz Ally genannt – war 11 Jahre, dunkelhäutig und hatte langes, mit bunten Bändern zu Rastazöpfen geflochtenes Haar, trug ein buntes Kleid und einen breiten, beigen Schal (bzw. Tuch) um die Schultern, dazu eine Halskette mit einem kleinen, weißen Elefanten als Anhänger.)
***
Nachdem alle Pferde gesattelt und bepackt waren und Kaltblutmix Luisa vor den Wagen gespannt war, brach die kleine Gruppe – bestehend aus 10 Mädchen – auf.
Maeve ritt auf Lord voran, an der Hand führte sie Dreamdancer (genau wie Lord ein großer, dunkelbrauner Hannoveraner-Wallach) als Packpferd mit. Hinter ihr ritten Hope, Lily und Alisha.
Hope, die auf einer dunkelbraunen Shagya-Araber-Stute namens Scimitar ritt, hatte schulterlanges, blondes Haar mit einer grünen Strähne, welches sie bis auf einen kleinen Zopf offen trug. Ihre Kleidung bestand aus einem bunten T-Shirt, Reithose, Jeansjacke und einem blauen Halstuch.
Lily ritt auf einem schwarzen Wallach mit sichtbarem Araberanteil, der nur „der Schwarze“ genannt wurde. Lily war nur wenige Monate jünger als Hope, hatte schulterlanges, dunkelblondes Haar, welches sie mit einem breiten, blauen Haarband „bändigte“. Außerdem trug sie eine weiße (künstliche) Blüte im Haar. Ihre Kleidung ähnelte der ihrer besten Freundin Hope.
Alisha ritt auf Gismo, einem Haflingerwallach. Dahinter folgten Niamh und Ivy mit einem (kleineren) Planwagen, Isa ritt auf Shaggy (einem schwarzgescheckten dt. Reitpony-Hengst) nebenher. Hinter dem Wagen ritten Caprice (auf ihrem Fjordpferd Frechdachs) und Cheyenne (auf ihrer weißen Isländerstute Racker).
[Caprice, 15 Jahre, hatte schulterlanges, hellbraunes Haar mit hellblonden und roten Strähnchen; sie trug meist ausgeflippte Klamotten, Reithosen (auch, wenn sie gerade mal nicht ritt), eine rote Weste und eine Basecap.
Cheyenne war 14 Jahre, hatte langes, blondes Haar, das sie als Pferdeschwanz mit blauen Bändern und Federn trug und einen blaugefärbten Pony. Normalerweise trug auch sie ausgeflippte Klamotten, doch derzeit bevorzugte sie wie Maeve und Chenoa etwas altmodischere Kleidung: eine geschnürte Lederhose, dazu einen gestrickten, hellen Pullover oder graue /erdfarbene T-Shirts und eine erdfarbene Weste.
Cheyenne und Caprice liebten genau wie die Zwillinge Streiche, allerdings trieben es die beiden nicht mehr ganz so arg wie die Twins.]
Chenoa bildete die Nachhut auf ihrem – ebenfalls schwarzgescheckten Reitpony - Iltschi. Una saß dabei die meiste Zeit auf ihrer Schulter, während JC über der Gruppe flog. Die Hunde liefen frei neben den Mädchen her.

Wenn die Mädchen daran dachten, die nächste Nacht vermutlich wieder auf offenem Feld verbringen zu müssen, tat es ihnen richtig Leid, das Schloß hinter sich zu lassen.

***
Cassie und Anna durchstreiften einige Dörfer. Sie begegneten jedoch nur wenigen anderen Menschen, dafür umso mehr Straßenhunden und herrenlosen Pferden. Cassie war auffallend ruhig, noch ruhiger, als Anna es von ihr gewohnt war - und sie lachte auch nicht mehr. Es war aber auch recht deprimierend: Vor dem Virus war die Armut in Rumänien schon sehr groß gewesen - nun schien es noch schlimmer geworden zu sein. Scheinbar waren viele von denen, die überlebt hatten, fortgezogen -vermutlich in die größeren Städte- in der Hoffnung, dort genügend Nahrung vorzufinden.
Erst, als sie fast die Grenze zu Ungarn erreicht hatten, schien es Cassie langsam wieder besser zu gehen.
***
Ein ziemlich finster ausschauender Wald tat sich vor ihnen auf. Anna begutachtete den Weg, überlegte und meinte dann verschmitzt lächelnd: "Wir sollten das Waldstück lieber möglichst schnell hinter uns lassen." Cassie sah sie einen Moment an, begann zu lachen, rief: "Okay, folg mir!" und trieb dann ihr Pferd an. "Was? Hey, du folgst mir!" Anna trieb ihr Pferd ebenfalls an. Die Beiden galoppierten durch den Wald, wobei sie sich des öfteren gegenseitig überholten. Ihre drei Hunde machten das Spiel begeistert mit. Schließlich galoppierten sie beinahe gleichauf aus dem Wald. Im Trab ging es weiter bis zu einer Wiese in der Nähe, wo sie eine Rast einlegten.
***

Beinahe völlig lautlos flog –nein, schwebte er dahin. Die Stille wurde nur hin und wieder durch seine schrillen Rufe unterbrochen. Er nutzte geschickt die Thermik, um sich in die Höhe tragen zu lassen. Immer höher gleitete er, die Wolken waren zum Greifen nah. Runde um Runde drehte er dort oben. Er genoß die grenzenlose Freiheit.
Plötzlich erspähten seine scharfen Augen etwas. Dort unten im Gras bewegte sich etwas. Sogleich legte er die Flügel eng an den Körper an und begann zu fallen. Im Sturzflug schoss er auf den Boden zu. Das einzige Geräusch war das Rauschen der Luft an seinen Flügelspitzen. Kurz vor dem Boden öffnete er die Schwingen und streckte die Fänge vor. Zielsicher packten seine Klauen die Maus. Er breitete seine Flügel über die Beute und schirmte sie so vor möglichen anderen Beutejägern ab. Nachdem er die Maus verspeist hatte, erhob er sich wieder in die Lüfte.
Suchend blickte er sich um.
***
Maeve stand oberhalb einer Wiese auf einem Feldweg und wartete. Seit sie ein Gebiet mit dunklen Wäldern durchquerten, ritt sie voraus, um nach möglichen Gefahren Ausschau zu halten. Erneut rief sie nach dem Falken und stieß einen Pfiff aus. Endlich sah sie ihn. Er kam direkt auf sie zugeflogen. Mit einem schrillen Schrei landete er sicher auf ihrem ausgestreckten Arm. „Da bist du ja wieder“, meinte Maeve lächelnd, „na, bist du satt, so dass wir weiter können?“ JC antwortete mit einem leisen „fiieep“, was wohl soviel wie ‚ja’ bedeuten sollte. Maeve nahm mit der freien Hand Lords Zügel wieder auf und ritt langsam weiter.
***
Ihr Weg führte die Mädchen raus aus Siebenbürgen/ Transsilvanien, quer durch Rumänien, Richtung Ungarn. Auf ihrer Reise durch dieses Land begegnete ihnen kaum eine Menschenseele, dafür unzählige Straßenhunde. Tribes schien es hier nur sehr wenige zu geben, vermutlich nur die, die schon vorher existiert hatten, die Gypsy-Sippen.

Schließlich erreichten sie Ungarn. Was würde sie hier wohl erwarten?








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New PostErstellt: 24.05.05, 16:00  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

9. Teil

Anna und Cassie übernachteten auf einer kleinen Waldlichtung dicht hinter der ungarischen Grenze. Während Cassie schon schlief, lag Anna abermals – wie so oft in letzter Zeit – wach da. Gebannt blickte sie zum beinahe vollen Mond und lauschte dem Wolfsgeheul. Es sehnte sie danach, endlich wieder als Wölfin durch die Wälder zu streifen, mal wieder dieses unglaubliche Gefühl von Freiheit zu spüren. Sie konnte dem Drang nicht mehr widerstehen. Leise stand Anna auf, sah sich noch einmal nach Cassie um und konzentrierte sich dann auf die Wölfin. Schon wenig später lief sie wieder als ‚Lupina’ durch den Wald.

Gespannt schaute sie sich um. Ob sie wohl den anderen Wölfen begegnete? Und ob diese sie dulden würden? Das Wolfsgeheul um sie her wurde eindeutig lauter. War dort vor ihr nicht eine Bewegung im Gebüsch? Hinter ihr raschelte etwas! Sie drehte sich um. Halt, war neben ihr nicht etwas? Einige Augenpaare leuchteten plötzlich auf und ein unheilvolles Knurren erklang aus allen Richtungen. Sie hatten sie umzingelt! Ein Wolf nach dem anderen tauchte auf und kam langsam näher. Fliehen schien sinnlos; Lupina unterwarf sich den Wölfen und hoffte, dass sie ihr nichts taten. Doch die Tiere verhielten sich irgendwie merkwürdig. Sie zögerten – als wenn sie zuerst berieten, was sie mit der ihnen fremden Wölfin tun sollten. Lupina war die Situation zunehmend unheimlicher. Diese Wölfe hatten irgendetwas sonderbares an sich. Wieso hatte sie ihre Anwesenheit nicht schon eher bemerkt?
Das Alpha-Tier sah sie eine Weile ohne jede Regung an. Eine große Narbe zierte sein Gesicht. Auf einmal schien der Wolf seinem Rudel zuzunicken und sie verschwanden genauso plötzlich wie sie erschienen waren wieder hinter den Bäumen. Zurück blieb eine verwirrte Lupina. Sie starrte den Wölfen noch einen Moment nach, dann kehrte sie zum Lager zurück.

Cassie schien zu schlafen, sie hatte allem Anschein nach nichts gemerkt. Schnell verwandelte sich Lupina zurück in Anna und legte sich wieder hin. „Na, schon zurück?“ Überrascht blickte Anna zu ihrer Freundin. „Du bist wach? Na ja, hätte mich auch gewundert, wenn du nichts gemerkt hättest“, meinte Anna schmunzelnd. „Der Wolf hört immer des Wolfes heulen, hm?“ stellte Cassie fest. „Ja“, grinste Anna, „ich konnte einfach nicht widerstehen.“ Etwas ernster erzählte sie Cassie schließlich von ihrer Begegnung mit den Wölfen.

Bedächtig ritt Cassie auf ihrem Irish Tinker voran, Anna folgte ihr auf ihrem Westfalen den schmalen Waldweg entlang. Sie schauten sich immer wieder um, ob sie etwas verdächtiges sahen. Die Hunde liefen angeleint neben den Pferden her. Das Verhalten der Wölfe hatte auch Cassie zu denken gegeben. Es ließ eigentlich nur einen Schluß zu, dem sie nun auf den Grund zu gehen versuchten.
Endlich fanden sie eine Spur, die auf die Wölfe hindeutete. Ein Geräusch ließ sie vorsichtig werden. Sie stoppten und lauschten. Ein Wiehern und Stimmen hallten durch den Wald. Die beiden Mädchen banden ihre Pferde und Hunde ein wenig abseits an ein paar Bäume und schlichen in den Wald, auf die Geräusche zu. Auf einer großen Lichtung entdeckten sie ein Lager –das einer Gypsy-Sippe, wie Cassie sogleich feststellte. Leise beobachteten die Beiden das Treiben im Camp, auf der Suche nach Hinweisen, die ihren Verdacht die Wölfe betreffend erhärteten. Einige der Jugendlichen bereiteten das Essen, ein paar kleine Kinder spielten in der Mitte des Lagers, während sich einige Jungs allem Anschein nach auf die Jagd vorbereiteten. Ein Rudel Hunde (bei denen es sich um Wolfshybriden zu handeln schien) das in der Nähe angebunden war, zerrte ungeduldig an den Ketten und konnte kaum erwarten, dass es losging. In ihrer freudigen Erregung bemerkten die Tiere die Fremden anscheinend gar nicht. Auf einmal blickte ein Junge in Cassies und Annas Richtung. Sie wagten nicht, sich zu bewegen. Ohne den Blick abzuwenden kam er ein paar Schritte näher. Hatte er sie etwa entdeckt? Der Junge drehte sich wieder zu den anderen um und wechselte ein paar Worte mit ihnen, woraufhin diese mit den Hunden das Camp in die entgegengesetzte Richtung verließen. Doch Cassie und Anna blieb keine Zeit zum Entspannen, der Junge wandte sich wieder in ihre Richtung um und näherte sich ihnen langsam. Er war groß und schlank, sein langes, schwarzes Haar –mit einer weißen Strähne– verdeckte sein Gesicht beinahe völlig. In seinen Händen hielt er eine Armbrust, die er nun spannte.

Als er sich bereits dicht vor den beiden Mädchen befand, strich er sich plötzlich die Haare aus dem Gesicht und eine lange Narbe kam zum Vorschein. Anna hatte eine Idee – zugegeben, eine ziemlich verrückte Idee – doch es war das einzige, das ihr in dieser Situation einfiel. Sie blickte zu Cassie, schloß kurz die Augen und als sie sie wieder öffnete, sah sie ihre Freundin mit den Augen eines Wolfes an. Cassie schüttelte den Kopf, doch Anna ignorierte es und begann, sich zu verwandeln. Sie wusste, dass es riskant war, denn während der Verwandlung war sie völlig wehrlos, aber sie vertraute auf ihr Gefühl.

Der Junge zögerte, die Waffe noch immer im Anschlag. Äußerst vorsichtig kam die Wölfin aus dem Gebüsch. Hoffentlich irrte sie sich nicht. Mensch und Tier blickten sich einen Moment in die Augen. Der Junge zeigte keinerlei Angst, höchstens ein wenig Überraschung. Er musterte die Wölfin genau, jedoch nicht als Jäger, da war sich Lupina sicher. Sie sah, wie er leicht zu lächeln begann und dann langsam – den Blick dabei ständig auf sie gerichtet – die Armbrust auf den Boden zu seinen Füßen legte. Er streckte die Hände aus, mit den Handflächen nach oben, um ihr zu zeigen, dass er nun unbewaffnet war und ihr von ihm keine Gefahr drohte. Die Wölfin setzte sich, wartete einen Augenblick, um sicher zu gehen, dass er nicht doch wieder nach der Waffe griff, drehte sich dann zu Cassie um und nickte ihr kaum merklich zu. Zögerlich kam nun auch Cassiopeia aus dem Versteck.
Lupina spürte etwas Unsicherheit bei dem Jungen. Sie fletschte die Zähne und knurrte, denn auch die Bewegung seines Armes in Richtung Waffe war ihr keineswegs entgangen. Der Fremde verstand und symbolisierte ihr abermals friedliche Absichten, um sie zu besänftigen. Mißtrauisch beobachtete Lupina ihn weiterhin genauestens. Erst als Cassie neben ihr stand, tat die Wölfin den letzten Schritt, der ihr Gewissheit verschaffen würde: Sie verwandelte sich zurück in einen Menschen. Cassie blickte Anna entsetzt an, denn schließlich war es untersagt, seine magischen Kräfte vor Fremden zu demonstrieren. Der Junge jedoch war erstaunlich gelassen geblieben. „Schon gut“, meinte er schmunzelnd, „so etwas ist nichts Neues für mich. Es hat mich nur ein wenig überrascht, es am helllichten Tag zu sehen.“ Anna grinste Cassie an, die nicht ganz so erfreut schien, dann stellte sie sich und ihre Freundin vor. Der Junge stellte sich daraufhin als Remus vor, was Anna unweigerlich einmal mehr an Jake denken ließ. Remus führte die Beiden zu einem Mädchen seines Stammes, das sich ihrer annehmen sollte.








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New PostErstellt: 24.05.05, 16:06  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

10. Teil

Der Name des Mädchens lautete Amira. Sie begrüßte Anna und Cassie freundlich und führte sie ans Lagerfeuer, über dem in einem großen Kessel das Essen kochte. Die Wärme des Feuers tat den Beiden gut. Sie hatten gar nicht gemerkt, wie durchgefroren sie waren. Amira bot ihnen etwas von dem Essen an, was die Beiden zögerlich annahmen. Doch zuvor verließen sie kurz das Camp, um ihre Tiere zu holen.
Anna war Cassies Unbehagen nicht entgangen. Daher nutzte sie die Gelegenheit, sie darauf anzusprechen: „Was ist los mit dir?“ „Du weißt, was sie sind?“ erwiderte Cassiopeia. Anna nickte. „Und du weißt, was heute ist?“ fuhr sie fort. Die Beiden hatten ihre Tiere erreicht. „Vollmond, ja“, meinte Anna lächelnd und tätschelte den Hals ihres Pferdes. „Anna, sie sind nicht so wie wir. Sie sind echte Werwölfe!“ rief Cassie entsetzt, sah sich schnell nach allen Seiten um und meinte dann leiser: „Sie sind Kreaturen der Nacht. Für sie ist es ein Leichtes, jemanden wie uns zu töten.“ „Wenn sie das wollten, hätten sie dazu längst mehr als einmal eine Chance gehabt.“

Plötzlich begannen ihre Hunde zu bellen und unterbrachen so das Gespräch. Jemand näherte sich ihnen. Auf Annas und Cassies Befehl hin gaben die drei Hunde Ruhe. Nun konnten sie um sich herum deutlich knackende Äste hören. Sie waren umzingelt!

***

Mit großen Sprüngen lief er am Rand des Feldweges entlang. Endlich hatte er eine Spur ausfindig gemacht. Diesmal musste es die richtige sein. So ein merkwürdiges Wesen hatte er noch nie verfolgt. Mal schien es sich auf zwei Beinen fortzubewegen, dann wieder auf allen Vieren. Die Spur führte in einen Wald. Bevor er jedoch in den Wald hineinlief, um ihr weiter zu folgen, drehte er sich um und hielt nach seiner Herrin Ausschau.
Er musste eine Weile warten, bis sie in seinem Blickfeld auftauchte. Sie war bei weitem nicht so wendig und schnell wie er unterwegs. Er wartete, bis sie ihm das Okay gab, dann lief er in den Wald. Sie brauchte einen Moment, bis sie ihm folgen konnte, daher verlangsamte er zunächst seine Schritte. Im Gegensatz zu ihr war es für ihn kein Problem, selbst zwischen den Bäumen sein Tempo zu halten.

Die Fährte war noch recht frisch. Doch auf einer Lichtung hielt er mit einem Mal inne. Die Spur des Wesens, das er verfolgte, vermischte sich mit einigen anderen Spuren. Es war hier scheinbar auf andere seiner Art gestoßen. Auf einmal vernahm er verdächtige Geräusche. Seine Herrin schien es auch gehört zu haben und rief ihn zu sich. Gemeinsam zogen sie sich zurück, um nicht entdeckt zu werden.








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New PostErstellt: 31.05.05, 21:49  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

11. Teil

Vier Wolfshunde brachen durchs Gebüsch und gingen knurrend auf Cassie und Anna los. Bevor sie den Beiden jedoch zu nahe kamen, wurden sie zurückgerufen. Hinter den Hunden tauchten die Jungs auf, die die Mädchen schon im Camp gesehen hatten. Ohne viele Worte geleiteten die Jungen die Beiden und deren Tiere zurück ins Camp, wo sie bereits von Amira erwartet wurden.

 

Amira, Anna und Cassie saßen den Nachmittag über – bei einigen Tassen Tee – beisammen und plauderten darüber, woher sie kamen und wohin sie wollten. Als es langsam Abend wurde, wurde Cassie unruhig. „Keine Angst, hier im Camp droht euch keine Gefahr“, versuchte Amira sie zu beruhigen, „sie sind keine so blutrünstigen, menschenfressenden Bestien, wie es die Werwölfe in so manchem Film waren. Keine dieser merkwürdigen, sich auf zwei Beinen fortbewegenden Wolfs-Mensch-Mischwesen... Ich möchte sie nicht zu sehr verharmlosen, doch sie würden nie jemandem im Camp etwas zuleide tun.“  „Aber was ist mit -“  „Euren Freundinnen werden sie auch nichts tun, sollten diese in der Nähe sein.“  Cassie war noch nicht völlig beruhigt, doch Remus näherte sich ihnen und unterbrach sie. „Möchtest du uns begleiten, Schwester?“ wandte er sich an Anna und streckte ihr seine Hände entgegen. Anna zögerte nicht lange und fasste seine Hände, worauf Remus sie an sich zog. „Gern“ hauchte sie. Die ganze Zeit über konnte sie ihren Blick nicht von seinen Augen abwenden. Cassie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Ohne sie weiter zu beachten, verließ Anna Arm in Arm mit Remus das Lager, einige andere Tribe-Mitglieder folgten ihnen.

 

Mittlerweile war der Mond aufgegangen und leuchtete hell über dem Lager. Wolfsrufe hallten durch den Wald. Cassie saß noch immer am Feuer und schaute in den Wald. Sie hoffte, dass Anna wusste, was sie tat. „Anna weiß, was sie tut.“ Amira, die kurz in ihrem Wohnwagen verschwunden war, war mit einem Paar Decken zurückgekehrt, von denen sie eine Cassie gab. Erstaunt sah Cassiopeia das Mädchen an. „Woher weißt du...?“  „Die Gabe der Verwandlung ist nicht unsere einzige Fähigkeit.“  „Können alle -“  „Nein“, meinte Amira lächelnd, „nur ein kleiner Teil.“  „Von wem habt ihr sie?“  „Von meiner Großmutter. Sie verstand viel von Magie.“  Amira begann zu kichern. „Entschuldige, aber das muß sich ja fast schon nach dem Märchen vom Rotkäppchen anhören.“  Cassie schmunzelte, aber sie traute den Dakern noch immer nicht völlig. Doch das würde sie Amira ganz bestimmt nicht wissen lassen.

 

„Warum stört es dich so, dass Remus mit Anna unterwegs ist? Es hat nichts damit zu tun, was er ist, richtig?“  Cassie blickte zu Amira, einen Augenblick sahen sie sich schweigend an. Dann erhob sich Amira, griff in einen kleinen Lederbeutel, der am Gürtel ihres Rockes hing, holte scheinbar etwas heraus und warf es ins Feuer. Das Feuer loderte hell auf, eine große Rauchsäule stieg gen Himmel.  Plötzlich hatte es den Anschein, als tauchten zwei gelbe Augen im Rauch auf... der dichte, weiße Qualm formte sich zu einem Kopf... Es war der Kopf eines Tigers. Nun manifestierte sich auch der Rest des Körpers. Der Tiger erhob seine Pranken vor Cassies Augen zum Sprung. Er machte einen Satz nach vorn, dann wendete er den Kopf, bog geschmeidig seinen Körper um die Rauchsäule und schien sich mit ihr nach oben zu winden. Bald war er nicht mehr zu sehen. Das Feuer wurde wieder schwächer, nur noch eine kleine Rauchfahne stieg davon empor.  Cassie wusste, was es mit der Erscheinung auf sich hatte, verlor jedoch kein Wort darüber. Allerdings fragte Amira sie auch nicht danach. Stattdessen bot sie ihr an, in ihrem Wagen zu übernachten.

 








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New PostErstellt: 31.05.05, 21:54  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

12. Teil

Mitten in der Nacht schwoll das Geheul der Wölfe urplötzlich an und ließ Cassie aus dem Schlaf schrecken. Doch da war noch ein anderes Geräusch, das ihre Aufmerksamkeit weckte. Es war weder wölfisch noch menschlich. Cassie verließ den Wohnwagen und schaute sich um. Einige Daker waren ebenfalls bereits draußen und versuchten herauszubekommen, was los war.  Da war das Geräusch wieder. Es hörte sich ganz nach einer Raubkatze an. Was es für eine war, wusste Cassiopeia nicht. Nur eines wusste sie ganz sicher: es war kein Vertreter der Gattung Panthera leo oder tigris. Deren Laute kannte sie gut.

Ein großer, weißer Schatten huschte am Rand der Lichtung vorbei und ward schnell wieder spurlos verschwunden, noch bevor Cassie hatte erkennen können, was es war. Im Camp herrschte Aufregung. Weitere Daker hatten ihre Wagen und Zelte verlassen. Niemand wusste, was vor sich ging.  Amira trat an Cassies Seite. Der Schmerzensschrei von einem der Wölfe hatte sie aus dem Wagen gelockt.  Auf einmal spürte Cassie die Anwesenheit einer starken Macht. Instinktiv drehte sie sich um – und entdeckte den weißen Schatten am anderen Ende der Lichtung. Diesmal verharrte er einen Moment, gerade so lange, dass ihn die Daker nicht zu fassen bekamen. Nun erkannte Cassie, worum es sich handelte. Unmerklich nickte sie in seine Richtung. Amira schaute sie fragend an, doch ihr war klar, dass sie keine Antwort bekommen würde.  Wieder verschwand der Schatten und Cassie wusste, dass er zumindest in dieser Nacht nicht zurückkehren würde. Ein kleinerer, dunkler Schatten folgte ihm einen Augenblick später.

„Der Spuk ist vorbei“, meinte sie daher ruhig und Amira stimmte ihr zu. Sicherheitshalber suchte Cassie den Wald mit Hilfe ihrer Fähigkeiten aus dem Camp heraus noch einmal ab und stellte beruhigt fest, dass alle Wölfe wohlauf zu sein schienen. Sie teilte es Amira mit, die es daraufhin ihrem Tribe berichtete.  Bis auf ein paar Wachen zogen sich die Daker wieder in die Zelte und Wagen zurück. So manchem fiel das Schlafen nach der Aufregung nicht leicht, doch bald lag wieder Ruhe über dem Camp.

 

Als der Morgen graute, kehrten Anna und die anderen ins Lager zurück. Einer der Jungen humpelte leicht, aber keiner war ernstlich verletzt. Sie wurden bereits sehnsüchtig erwartet und mit Fragen überhäuft. Gespannt lauschten Cassie und die Daker, welche die Nacht im Camp verbracht hatten, den Erzählungen der anderen.  Sie berichteten alle von einer großen, schwarzen Katze, die plötzlich aufgetaucht war. Die Katze war den Wölfen zu nahe gekommen, weshalb diese sie angegriffen hatten.  Mit einem Mal hatte jedoch eine unerklärliche Kraft die Wölfe zurückgedrängt und so der Katze zur Flucht verholfen. Weder die Daker noch Anna hatten dafür eine Erklärung.

 

Ånna war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie herausbekommen, was das für eine seltsame Kraft gewesen war und was es mit der Katze auf sich hatte, andererseits wollte sie gerne noch bei den Dakern bleiben. Sie unterhielt sich mit Cassie darüber. „Vielleicht war es ja Phantom?“ meinte Cassie. „Nein, es war kein Leopard, da bin ich mir sicher“, erwiderte Anna. Sie kannte die Laute von ‚Phantom’ – dem schwarzen Panther eines Bekannten – gut genug. „Eher ein Jaguar“, fuhr sie fort. „Hier? In Ungarn?“ „Das ist es ja, was mich wundert. Vor allem, da diese Tiere gewöhnlich nicht in Zirkussen oder von Privatpersonen gehalten werden. Wo sollte er also herkommen?“  Sie diskutierten noch eine Weile, bis es Cassie irgendwie gelang, Anna zu überzeugen, nicht kopflos irgendwelchen Phantomen hinterherzujagen. Anna wiederum schaffte es, Cassie zu überreden, noch ein wenig zumindest in der Nähe der Daker zu bleiben. Sie entschlossen sich, ein Stück weiterzuziehen und die anderen Hexen zum Camp zu lotsen. Amira erklärte sich damit einverstanden, sie freute sich sogar über weitere Gäste.

Anna überlegte, wie sie den anderen eine Nachricht zukommen lassen konnte. Jay C war noch zu weit entfernt. Als sie Remus sah, kam ihr eine verrückte Idee – doch dazu musste sie in ihre Dimension zurück. „Kannst du ein Tor nach Hause öffnen?“ fragte sie ihre Freundin. Als Cassie nickte, erzählte sie ihr, was sie vorhatte. Zu ihrer Überraschung gelang es ihr, Cassies Zustimmung zu bekommen. Noch erstaunlicher fand sie es, dass Cassie sich freiwillig bereit erklärte, selbst durch das Tor zu gehen. Dankbar umarmte Anna sie, bevor sie das Tor aus purer, magischer Energie öffnete und hindurchschritt. Nun konnte Anna nur noch hoffen, dass Johanna mitspielte.  Bereits wenig später kehrte Cassie mit Rosalie, der Schleiereule, auf dem Arm zurück.

 








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New PostErstellt: 01.06.05, 23:39  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

13. Teil

Noch einmal durchquerten die Mädchen ein waldiges Gebiet – vermutlich das vorerst letzte für längere Zeit, denn dahinter begann die Puszta – die ungarische Steppe. Sie ritten einen schmalen Pfad entlang, immer tiefer in den Wald hinein, bis sie zu einer Gabelung kamen. Dort blieben sie stehen und sahen sich um. Welchem Weg sollten sie folgen? Es gab zwar einen Wegweiser, doch der half ihnen auch nicht weiter, vor allem, da keine von ihnen ungarisch konnte. „Welchen Weg sollen wir nehmen?“ fragte Cheyenne. „Es dämmert bereits.“ „Keine Ahnung“, antwortete Maeve. „Was wir bräuchten, wäre ein Zeichen“, meinte Hope. Plötzlich wurden Jay C, der Falke, und Una, die Rabenkrähe, unruhig und zappelten auf Maeves und Chenoas Armen. „Was ist denn, JC, ist dort irgendetwas?“ fragte Maeve den Falken. Er gab einen kurzen Schrei von sich. Auf einmal hörten die Mädchen über sich einen Ruf, fast wie eine Antwort auf JC’s Ruf. Im nächsten Augenblick landete fast völlig lautlos eine Eule auf dem linken Pfeil des Wegweisers. Mit großen Augen blickte sie zu den Mädchen, dann drehte sie ihren Kopf zum linken Weg und setzte anschließend ihren Flug fort. Einen Moment lang herrschte Stille, dann fragte Alisha: „Meint ihr, das war...“ „Ich glaub schon“, wurde sie von Cheyenne unterbrochen. „Ja“, meinte Maeve zustimmend. „Hope, da hast du dein Zeichen.“ Maeve zwinkerte ihr zu. Dann gings weiter – auf dem linken Weg.

Nach nur wenigen Metern sahen sie plötzlich einen flackernden Lichtschein zwischen den Bäumen vor sich. Sie waren scheinbar nicht die einzigen hier im Wald. Je näher sie der Stelle kamen, desto deutlicher waren auch Stimmen zu hören. Mit einem Mal begannen die Pferde zu wiehern... was mit Gewieher von anderen Pferden aus der selben Richtung, woher die Stimmen kamen, beantwortet wurde. Angst überkam sie - vor allem die jüngeren Mädchen. „Vielleicht hätten wir doch lieber den anderen Weg nehmen sollen!?“ meinte Lily. „Keine Angst, es wird schon richtig sein. Sonst hätte sie uns nicht hergeführt.“ „Und wenn sie es doch nicht war?“ „Sie wars“, sagte Maeve zuversichtlich und lächelte.

***

„Zigeuner-Gold klimpert und glitzert nicht – es glänzt in der Sonne und wiehert im Dunkeln.“

Die Mädchen erreichten eine große Lichtung, auf der ein Camp – bestehend aus alten Wohnwagen und Zelten – errichtet war. Am Rand grasten einige Ponys und auch größere, kräftige Pferde, die wohl als Zugtiere eingesetzt wurden. In der Mitte des Lagers saßen einige Kinder und Jugendliche beinahe jeden Alters und wärmten sich an einem Lagerfeuer. Der Frühling zog langsam ins Land, doch die Nächte konnten noch immer eisig sein.
Ein Mädchen, etwa 17 Jahre alt, in einen dicken Umhang gehüllt, unter dem ein Stück von ihrem Flickenrock zu sehen war, hatte sich erhoben und kam nun auf Maeve und die anderen, die mittlerweile von ihren Pferden gestiegen waren, zu. „Hallo“, meinte Maeve freundlich, „entschuldigt bitte, wir wollen euch nicht stören, wir suchen nur einen Platz für die Nacht.“ „Hallo. Ihr könnt gerne hier bleiben, es ist ja schon dunkel. Wir haben nichts gegen Gäste.“ Sie zeigte zu den anderen am Feuer und fuhr fort: „Wir sind Traveller und gehören zum Daker-Tribe. Wir haben gerade unser Winterquartier verlassen, um wieder durchs Land zu ziehen. Ich heiße Amira. Und wer seid ihr?“ „Wir sind die Nereiden“, antwortete Chenoa. Dann stellten sich die Mädchen kurz vor.
Überraschend meinte das Traveller-Mädchen: „Wir haben übrigens eine gemeinsame Freundin. Sie hat uns gesagt, dass ihr kommen würdet.“ Die Mädchen lachten. Sie konnten sich gut vorstellen, wen Amira meinte. „Ist sie hier?“ fragte Caprice neugierig. „Nein. Aber ich glaube, sie ist noch in der Nähe. Allerdings weiß ich nicht, wo.“ Caprice war fast ein wenig enttäuscht, doch das hielt nicht lange an. Nachdem Niamh den Wagen an eine geeignete Stelle gefahren hatte und sich die Mädchen um ihre Tiere gekümmert hatten, gesellten sie sich zu Amira und den anderen ans Feuer.
***
Einer der Jungs, sein Name war Lycaon, erzählte eine Geschichte.

„Ein Junge wurde im Alter von 10 Jahren von seiner Mutter zu seinem Onkel in den Wald geschickt. Der Onkel beschloß, den Jungen an ein abenteuerliches Leben zu gewöhnen und so zogen sie den ganzen Sommer durch den Wald und überfielen Männer, um sie zu berauben.
So geschah es eines Tages, als sie auszogen Beute zu machen, dass sie ein Haus fanden. In dem Haus befanden sich 2 Männer mit dicken Goldringen, die schliefen. Über ihren Köpfen hingen Wolfsfelle. Die Männer waren verwunschene Königssöhne, die als Wölfe leben mussten. Nur alle fünf Tage konnten die Prinzen aus ihrem Wolfsfell schlüpfen.
Der Onkel und der Junge schlüpften in das Wolfsfell und sie verwandelten sich augenblicklich in Wölfe. Sie heulten und sie verstanden gegenseitig ihr Geheul. Von nun an mussten sie als Wölfe durch die Wälder ziehen. Erst als sie es schafften, an einem fünften Tag aus den Wolfsfellen zu schlüpfen, entkamen sie ihrem Wolfsdasein.“


Kaum hatte Lycaon seine Erzählung beendet, ertönte ganz in der Nähe das schaurige Heulen eines Wolfes. „Der Junge oder sein Onkel?“ fragte eines der Kinder. Die Kids mussten lachen. Noch immer heulte der Wolf, doch es klang noch näher als zuvor. Während ein paar kleinere Kinder ängstlich dreinblickten, blieben die älteren des Daker-Tribes völlig gelassen. Beinahe ebenso gelassen blieben auch die Tiere der Daker und auch die der Nereiden. Die Pferde schauten kurz in die Richtung, aus der das Heulen kam, schnaubten einmal und widmeten sich dann wieder dem Fressen.
Caprice, die beinahe wie gebannt ebenfalls in die Richtung blickte, meinte plötzlich mit einem verschmitzten Lächeln:

„Und die Moral von der Geschicht:
Mädchen, weich vom Wege nicht!
Bleib allein und halt nicht an.
Traue keinem fremden Mann.
Geh nie bis zum bittren Ende,
Gib dich nicht in fremde Hände.
Deine Schönheit zieht sie an,
und ein Wolf ist jeder Mann.
Merk dir eines:
In der Nacht
ist schon mancher Wolf erwacht.
Weine um sie keine Träne,
Wölfe haben scharfe Zähne!“








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New PostErstellt: 01.06.05, 23:46  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

14. Teil

Bis tief in die Nacht saßen die Nereiden zusammen mit Amira und ein paar weiteren Mädchen am Feuer und unterhielten sich. Lycaon hatte zusammen mit seinem Bruder Cuon und einigen anderen Dakern kurz vor Mondaufgang das Camp verlassen. Ein wenig abseits saß eine kleine Zahl weiterer Daker und sah argwöhnisch zu den Fremden. Auf einmal meinte Amira freudig zu den Gästen: „Ich kann die Zukunft vorhersagen. Interessiert?“ Die Nereiden blickten einander fragend an. Schließlich nickte Cheyenne und nach kurzem Zögern stimmten auch die anderen zu. Amira lief schnell zu ihrem Wagen und kam kurz danach mit einer Kristallkugel zurück. Sie setzte sich im Schneidersitz wieder ans Feuer und schaute beschwörend in die Kugel. Mit einem Mal begann die Kugel zu glühen. „Ihr habt eine lange Reise hinter euch“, begann das Traveller-Mädchen. „Eine sehr lange Reise“, stimmte Hope zu. „Und ihr habt noch eine sehr lange Reise vor euch“, fuhr Amira fort. „Eine nicht ganz ungefährliche Reise, Viele Abenteuer, aber auch Gefahren warten noch auf euch, bevor ihr euer Ziel erreicht. Die Sterne stehen jedoch gut, so dass eure Suche von Erfolg gekrönt sein dürfte.“

„Was siehst du sonst noch?“ wollte Ally wissen. „Siehst du auch noch etwas Genaueres?“ fragte Caprice. „Moment. Ja, da ist etwas. Ich sehe... ein Gebäude, ein großes, altes Gebäude. Es ist von Wiesen und Wasser umgeben. Und da ist... etwas mystisches... aaahhh“ Amira schrie auf und ließ die Kugel fallen. „Was ist?“ fragte Maeve besorgt. „Sorry, ich hab mich nur etwas erschrocken, weil plötzlich eine große Fledermaus auf mich zukam. Da war irgendetwas... etwas...unheimliches an dem Tier.“ „Vielleicht war es ja ein Vampyrus?“ meinte Chenoa. Maeve warf ihr einen leicht ärgerlichen Blick zu. „Ich rede von einer Vampirfledermaus. Was dachtest denn du?“ Maeve antwortete ihr nicht. Chenoa konnte sich auch so denken, was sie dachte. Sie mussten vorsichtig sein, um nicht zuviel zu verraten. Das konnte alles gefährden!

„Es ist schon spät. Ich glaub, wir sollten langsam schlafen gehen“, meinte Niamh in ruhigem Ton. Müde nickten ihr die restlichen Nereiden zu. Auch Amira und die letzten noch wachen Daker nickten ihr müde zu und wünschten allen eine gute Nacht. Dann begaben sie sich in ihre Wagen und Zelte. Die Jüngsten der Nereiden begaben sich zusammen mit Cheyenne ebenfalls in ihr Zelt, welches Niamh und Lily während Amiras Zukunftsvorhersage aufgebaut hatten. Die übrigen legten sich mit ihren Schlafsäcken und Decken ans Feuer. Die Hunde schlossen sich ihnen an. Als Tara sich an ihr Frauchen schmiegte und dabei halb auf ihr lag, fragte sich Maeve, ob sie die Dogge nicht besser bei nächster Gelegenheit gegen einen Yorkshire-Terrier eintauschen sollte.

Schon bald lag friedliche Stille über dem Camp.








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New PostErstellt: 10.07.05, 21:56  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

15. Teil

Auch in dieser Nacht war Anna wieder als ‚Lupina’ mit Remus und den anderen unterwegs. Cassie gefiel das zwar nicht sonderlich, doch sie wusste, dass sie Anna nicht davon abzuhalten vermochte. Anna brauchte keine Kräfte, um zu wissen, was Cassie daran störte. Die Kalderash fürchtete, dass Anna ihre Freundschaft –ihre Liebe- zu Ben aufs Spiel setzte – für jemanden, mit dem sie eh nicht zusammenbleiben konnte, nicht zusammenbleiben durfte. Bei all dem, was Cassiopeia mit Ben verband, wollte sie einfach nicht, dass ihm wehgetan wurde. Annas Gefühle fuhren im Augenblick Achterbahn. Ihr Verstand sagte ihr, dass die Zeit mit Remus nicht von langer Dauer war, doch ihr Herz sagte etwas anderes. Ihr Herz? Nein, es war wohl eher die Wölfin in ihr.
Lupina lief in die Nacht hinaus. Diese letzten (Vollmond-) Stunden mit Remus wollte sie noch einmal genießen.

Sie war schon einige Zeit mit den anderen Wölfen unterwegs, als sie einen Ruf vernahm, der sie innehalten ließ.



***

Maeve wachte auf. Noch etwas schlaftrunken sah sie sich um. Es war noch immer Nacht. Wieso war sie aufgewacht? Sie wusste es zuerst nicht, aber dann merkte sie, dass Tara verschwunden war. Doch das war noch nicht alles. Die Pferde schnaubten wild und scharrten mit den Hufen. Im Schein des – nur noch geringen – Feuers konnte Maeve einige Schatten ausmachen. Mehrere Augenpaare leuchteten in der Dunkelheit auf. Das Feuer reichte nicht mehr aus, um genaueres sehen zu können. Maeve schloß einen Moment ihre Augen und als sie sie wieder öffnete, war das Grünbraun einem leuchtenden Goldbraun gewichen. Suchend blickte sie sich um und entdeckte ein Rudel Wölfe (oder doch Hunde?) das durchs Camp streifte.

Die Wölfe liefen – scheinbar auf der Suche nach Futter – teilweise dicht an ihr vorbei. Maeve versuchte ruhig zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. Allerdings schienen sich die Tiere ohnehin nicht für sie oder die anderen zu interessieren. Einer der Wölfe blieb für einen Moment vor ihr stehen und schaute sie an, dann setzte er seinen Weg ungestört fort. Das Tier hatte eine große, auffällige Narbe im Gesicht.
Maeve entdeckte einen Wolf, der etwas abseits stand und schon eine ganze Weile in ihre Richtung blickte. Als sie seinem Blick auswich, bemerkte sie ihre Dogge, die unter einem Wagen – versteckt hinter einem der Räder – lag. ‚Ok, ich tausche dich gegen einen Yorkshire. Der ist zwar kleiner, aber nicht so ängstlich’, dachte sie. Dann sah sie sich wieder nach den Wölfen um, doch diese waren spurlos verschwunden.

Auf einmal vernahm sie ein leises Schluchzen. Vorsichtig stand sie auf und versuchte herauszubekommen, woher es kam. Je näher sie dem Wagen ihres Tribes kam, desto deutlicher wurde es. Auf dem Bock des Planwagens saß Alisha und weinte. Maeve setzte sich neben sie, legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter und fragte sie sanft: „Hey Ally, was ist denn los?“ „Ich...Ich vermisse meine beste Freundin“, brachte sie schluchzend hervor, „Ich war noch nie so lange von ihr getrennt. Wir sind doch wie Schwestern...“ „Ach Süße, du siehst sie doch bald wieder.“ „Aber ich hab solche Angst, dass ihr was passiert. Ausgerechnet jetzt, wo sie mich braucht, kann ich nicht bei ihr sein.“
Angesteckt von Allys Traurigkeit umarmte Maeve das Mädchen. Wie gerne hätte sie ihr geholfen. Plötzlich erstarrte Ally und schaute wie gebannt an Maeve vorbei. Überrascht drehte Maeve sich um und folgte Allys Blick. Mitten im Camp, keine fünf Meter entfernt, stand der Wolf, der vorher schon Maeve beobachtet hatte. Alisha sprang vom Wagen. Der Wolf rührte sich nicht von der Stelle – auch nicht, als Maeve vom Wagen stieg. Ally und das Tier sahen sich lange in die Augen, keiner der beiden bewegte sich. Mit einem Mal nickte das Mädchen und der Wolf tat es ihr gleich. Hatte er ihr nicht eben sogar zugezwinkert? Maeve war sich nicht ganz sicher.

Der Wolf drehte sich um und lief zurück in den Wald, Alisha folgte ihm. Maeve sah ihr noch eine zeitlang hinterher. Erst als sie ein helles Licht im Wald sah, wandte sie sich lächelnd ab und legte sich wieder schlafen. Die anderen Mädchen schienen von all dem nichts mitbekommen zu haben...




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New PostErstellt: 12.08.05, 23:19  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

16. Teil

In Begleitung der anderen kehrte Lupina ins Camp der Daker zurück. Auf der Suche nach der Person, die sie gerufen hatte, durchstreifte sie das Lager. Die Pferde – von Natur aus Fluchttiere – reagierten etwas nervös, beruhigten sich jedoch bald wieder. Lupina entging nicht, dass Maeve aufgewacht war, doch diese schien nicht zu merken, wer die Wölfin war.
Die Wölfe zogen sich an den Rand des Camps zurück, wo sich Lupina von ihnen verabschiedete. Während sie dablieb, kehrten die anderen in den Wald zurück. Lupina folgte der Stimme, die sie noch immer rief, bis zum Wagen der Nereiden. Wenige Meter davon entfernt blieb sie stehen. Ally saß weinend zusammen mit Maeve auf dem Kutschbock. „Kommst du?“ fragte die Wölfin lautlos per Gedankenkraft das kleine Mädchen. Ally sprang vom Wagen und ging auf Lupina zu. „Du hast meinen Ruf tatsächlich gehört?“ fragte Ally die Wölfin ebenso lautlos per Telepathie. „Aber ja. Also, was ist, soll ich dich zu ihr bringen?“ „Oh ja, bitte!“ Ally nickte. „Na dann komm“, meinte die Wölfin freudig nickend und lief zurück in den Wald, dicht gefolgt von Ally.

Sie führte das Mädchen zu ihrem und Cassies Lagerplatz, wo sie sich zurückverwandelte. Gemeinsam mit Cassie öffnete Anna sodann ein Tor in ihre Welt, durch das sie mit Ally / Abby schritt, um diese zu ihrer Freundin zu bringen, die sie so sehr vermisste. Das helle gelb-orange Licht des Tores , welches aus purer magischer Energie bestand, war im Dunkel der Nacht sicher weithin zu sehen, doch Anna hoffte, dass Remus und die anderen Wölfe, die noch immer durch den Wald strichen, Fremde fernhalten würden.
Abby blieb eine ganze Weile im Krankenhaus bei Charleen, bevor Anna sie wieder zurückbrachte. Abby selbst hatte darauf bestanden, da sie nun gesehen hatte, dass es ihrer Freundin gut ging. Die anderen schliefen noch tief und fest, als Abby / Ally ins Camp zurückkehrte.

***
Wieder einmal wurde Maeve von etwas feuchtem in ihrem Gesicht geweckt. Nur gehörte der „Waschlappen“ diesmal nicht den Zwillingen sondern zu ihrer Dogge Tara. Nachdem Maeve es geschafft hatte, Tara ein wenig zur Seite zu drücken, richtete sie sich auf. Dabei entdeckte sie die Twins, die laut kichernd und prustend an ihr vorbeiliefen. „Wartet mal“, rief Maeve ihnen hinterher. Isa und Ivy blieben stehen und drehten sich zu ihr um. Sie blickten ertappt drein. „Habt ihr die anderen geweckt?“ Leicht schuldbewußt nickten sie. „Keine Angst, ich will nicht schimpfen. Ich möchte nur wissen, ob ihr Ally auch geweckt habt.“ „Klar!“ riefen beide lachend, dann liefen sie weiter. Maeve lächelte zufrieden.

Nach und nach kamen alle in der Mitte des Platzes zum Frühstück zusammen. Caprice setzte sich neben Maeve. Leise flüsterte sie: „Hast du die Hunde gesehen?“ Als Maeve erstaunt zu ihr blickte, deutete Caprice zu einem der hinteren Wagen. Davor lagen vier Hunde, die einen sichtbar großen Wolfsanteil in sich trugen. Waren das etwa die Wölfe von letzter Nacht? Aber das waren doch noch mehr gewesen?
Ein großer, schlanker, etwa 16jähriger Junge nahm gegenüber von Maeve Platz. Er hatte lange, schwarze Haare mit einer weißen Strähne und trug einen abgenutzten, schwarzen Umhang. Sogleich fiel Maeve die große Narbe, die über seine ganze Wange reichte, auf. Bevor sie etwas sagen konnte, stellte Caprice die entscheidende Frage: „Daker – was bedeutet das eigentlich?“ „Die ‚Wolf-Gleichen’“, antwortete Amira, die neben dem Jungen saß, gelassen. Caprice grinste zu Maeve hinüber, die nun auch schmunzelte. „Jetzt wissen wir, wieso wir hierher geführt wurden.“ Amira grinste nun ebenfalls, hörte aber auf, als der Junge zu ihr blickte.

Nach dem Essen machten sich die Nereiden ans packen. Sie hatten schließlich noch einen weiten Weg vor sich. Noch einmal bedankten sie sich bei den Daker für deren Gastfreundlichkeit. „Tja, wisst ihr“, meinte Amira, „leider werden wir von den meisten gemieden. Es war schön, mal jemanden da zu haben, der keine Angst vor uns hat. Grüßt eure Freundinnen von uns, wenn ihr sie seht. Sie meinten, euch würde es hier bei uns gefallen und sie hatten recht, stimmts?“ „Ja“ kam es begeistert fast wie aus einem Mund. „Ich hab gleich gemerkt, dass eure Freundinnen die Wahrheit sagten. Doch ich konnte es nicht glauben, bis ich euch sah. Passt gut auf euch auf und vergesst uns nicht.“ „Euch vergessen? Bestimmt nicht“, erwiderte Cheyenne fröhlich. Schweren Herzens bestiegen sie die Pferde oder kletterten auf den Wagen und setzten die Reise fort.
Sie ließen den Wald hinter sich und durchquerten die nächsten Tage Ungarns Pußta.




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New PostErstellt: 05.09.05, 00:09  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

17. Teil

Nicht lange, nachdem die Nereiden aufgebrochen waren, packten auch die Daker ihre Habe zusammen und zogen weiter. Anna und Cassie schlossen sich ihnen an. Oder war es umgekehrt?  Die Beiden waren sich da nicht so ganz sicher.

***

 

Die Nereiden hatten fast die Grenze zu Österreich erreicht - gerade ritten sie durch ein scheinbar verlassenes Dorf - als Maeve den anderen plötzlich das Zeichen zum Anhalten gab. Schon seit sie in das Dorf gekommen waren, waren sie alle angespannt. Zur Sicherheit ritten sie (bis auf Maeve, die -gefolgt von Tara- einige Meter voraus ritt) eng beieinander. Jederzeit konnten sie auf einen fremden Tribe stoßen, Verstecke gab es hier genug. JC flatterte unruhig auf Maeves Hand und ihre Dogge knurrte ängstlich. Neugierig blickten sich die anderen Nereiden um. Wieso hatte Maeve angehalten?  Dann sahen sie es: Vor ihnen auf der Straße lag etwas, ein seltsames Bündel, welches den Weg versperrte. Vorsichtig ritt Maeve darauf zu, die anderen folgten ihr in einigem Abstand. Das Bündel entpuppte sich beim Näherkommen als ein Mensch, allem Anschein nach war es ein junges Mädchen. Maeve hielt einen Moment inne, blickte dann kurz zu JC und ließ den Falken fliegen. Der Falke kreiste ein paar mal über dem Mädchen, das scheinbar bewusstlos war, drehte dann ab und flog über Maeve (der er einen kurzen Blick zuwarf) ohne jedoch zu landen, stieg höher und verschwand in der Ferne.  Maeve sah sich zu Chenoa um, bat dann Hope, Tara festzuhalten, stieg anschließend von Lords Rücken und ging zu dem Mädchen. Sie kniete sich neben ihr nieder und fasste sie behutsam an der Schulter.  Blitzschnell, bevor Maeve reagieren konnte, drehte sich das Mädchen um, packte sie am Handgelenk, sprang auf die Beine und rief: „Ich hab sie!“  Eilends ka­men hinter den umliegenden Häusern einige Teenager hervor, den Nereiden eindeutig in der Anzahl überlegen.  Zwei kräftig aussehende Jungen packten Maeve an den Armen und zerrten sie nach vorne, wo alle Nereiden sie sehen konnten. Tara bellte kurz laut auf, fletschte die Zähne und knurrte die Fremden an, die die Nereiden umkreist hatten. Ein großer, dunkelhaariger Junge, anscheinend der Anführer, die Augen schwarz geschminkt und ein Totenkopf auf der Wange (wie es auch bei den anderen der Fall war), stellte sich neben die Jungen, die Maeve festhielten und rief den Nereiden zu: „Wenn ihr sie wiederhaben wollt, dann gebt uns all eure Vorräte und eure Pferde.“  Chenoa nickte den anderen Mädchen zu und stieg vom Pferd, während die anderen sichtlich geschockt im Sattel sitzen blieben.  Mit einem Wink des Anführers traten einige Jugendliche aus dem Kreis und griffen grob nach den Zügeln der Pferde. Ein besonders starker Junge ergriff ruppig Dreamdancers Führstrick, was dem Packpferd überhaupt nicht gefiel: Es legte die Ohren an, bäumte sich auf und versuchte, mit dem Kopf nach dem Jungen zu schlagen und zuzubeißen, worauf der Junge noch grober an dem Strick zerrte und ihm den Kopf runterriss. Dreamdancer gab sich widerwillig geschlagen und schaute den Jungen bedrohlich an.  Ein Mädchen und ein Junge sprangen auf den Wagen der Nereiden und inspizierten dessen Inhalt.  Ivy sah wütend zum Anführer. Ihre Augen begannen unheilvoll aufzuleuchten. „Nein, nicht!“ schrie Maeve, der Ivys Blick nicht entgangen war, und versuchte sich loszureißen. Die beiden Jungen traten ihr in die Kniekehlen, worauf Maeve nach vorn auf die Knie fiel (noch immer in festem Griff der Jungen).  Die Situation schien hoffnungslos.

- Fortsetzung folgt -




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[editiert: 29.09.05, 18:23 von Gaya]
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New PostErstellt: 29.09.05, 18:26  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

18. Teil

Anna genoss die Tage, die ihr noch mit Remus und den anderen blieben. Doch auch die schönste Zeit ging einmal zuende. Bald würden sie die österreichische Grenze erreichen, die die Daker nicht überschreiten wollten.  Remus hatte Anna von einem nicht ganz ungefährlichen, feindlichen Tribe erzählt, der an der Grenze sein Unwesen trieb.  Daher hatten die Da­ker ihr Lager in sicherer Entfernung aufgeschlagen.

Die Jungen wollten gerade zur Jagd aufbrechen, als Anna ein vertrautes Geräusch vernahm. Fast schon aus Reflex streckte sie ihren Arm aus, auf dem im nächsten Moment Jay C landete. Sie streichte ihm übers Gefieder, wobei sie ihm tief in die Augen sah. Jay zeigte ihr, was er gesehen hatte.  Anna brauchte Remus nur einen kurzen Blick zuwerfen, und er verstand.  Sogleich rief er zwei der Jungen, Lycaon und Cuon, zu sich um gemeinsam mit Anna den Nereiden zu Hilfe zu eilen.  Cassiopeia blieb derweil im Lager zurück.

***

Die Kids versuchten, die Nereiden von ihren Pferden und vom Wagen zu zerren, doch diese wehrten sich so gut es ging. Plötzlich unterbrach ein schriller Schrei, gefolgt von einem lauten Heulen, das Geschehen. Maeve suchte sogleich Augen­kontakt mit Chenoa, die ihr daraufhin zuzwinkerte. Etwas kam in hoher Geschwindigkeit vom Himmel auf Maeve zuge­schossen. Jay C fuhr seine Krallen aus und stürzte sich auf einen der beiden Jungen, die Maeve noch immer in ihrer Gewalt hatten. Er erwischte ihn am Kopf und ließ erst ab, als der Junge, vor Schmerzen schreiend, mit dem freien Arm nach ihm schlug. Auf einmal wurde der Kreis des feindlichen Tribes von drei schattengleichen Gestalten durchbrochen. Die Drei trugen lange, dunkle Umhänge, ihre Gesichter waren von Kapuzen verdeckt. Eine vierte, kleinere Gestalt tauchte wie ein Geist hinter ihnen auf. Es handelte sich eindeutig um einen Wolf. Ängstlich wichen einige der Teenager zurück. „Jetzt!“ rief Maeve mit einem leichten Lächeln. Schon im nächsten Augenblick nahmen die beiden Jungen unter Schmerzens­schreien ihre Hände von Maeves Armen und hielten sich die schmerzenden Hände. Fragend sahen sie sich an. Keiner von beiden wusste, was geschehen war.

Ivys Augen leuchteten erneut auf, ebenso Isas. Sie fixierten die Kids, die ihre Pferde hielten, worauf diese die Zügel losließen und wild herumzappelnd und schreiend davonliefen. Diejenigen des Tribes, die nicht ängstlich das Weite suchten, stürzten sich auf die Nereiden und die drei Fremden. Die drei verhüllten Gestalten griffen die Jugendlichen, die ihnen am nächsten waren, an und streckten sie gekonnt mit ein paar Schlägen nieder. Chenoa schickte gleich zwei Teens mit ihren Kung Fu-Kenntnissen zu Boden und dankte insgeheim ihrer „Lehrerin“, wo immer diese auch gerade sein mochte. Der Wolf – oder besser gesagt die Wölfin – brauchte meist nur Zähne fletschend und bedrohlich  knurrend auf die Feinde zuzustürzen, um diese in die Flucht zu schlagen. Maeve kümmerte sich um den Anführer. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber, keiner bewegte sich. Mit einem Mal nahm das Gesicht des Jungen panische Züge an. „Hör auf! Hör sofort auf!“ schrie er gequält, dann sank er wimmernd auf die Knie.

Ein lautes, platschendes Geräusch ließ alle kurz innehalten und zu Niamh und dem Wagen blicken. Das Mädchen und der Junge, die auf den Wagen geklettert waren, saßen nun sichtlich geschockt, vor allem aber klitschnass – in großen Pfützen - hinter dem Wagen. In ihren Haaren klebten Algen. Niamh schaute leicht schuldbewußt zu Maeve, die bei dem Anblick lauthals lachen musste. Einige Mitglieder des feindlichen Tribes wollten noch immer nicht aufgeben. Als sich einer auf den größten der Fremden stürzte, ließ dieser ein unheimliches Heulen ertönen und schlug ihn mit einem kräftigen Schlag k.o.  „Ruf deine Leute lieber zurück und lasst uns und die Daker (wobei sie zu den drei Fremden blickte) in Zukunft besser in Ruhe, sonst garantiere ich für nichts.“, meinte Maeve zu dem noch immer wimmernden Anführer. Dieser nickte ver­schreckt und pfiff seine Leute – zumindest die, die dazu noch in der Lage waren - zurück. Die Bewußtlosen über den Schultern, verschwand der Tribe, ohne sich umzusehen, wieder hinter den Häusern.  Auch die Wölfin verschwand wieder, nachdem sie Maeve einen kurzen Blick zugeworfen hatte, fast genauso geisterhaft, wie sie erschienen war.




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[editiert: 31.10.05, 21:06 von Gaya]

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New PostErstellt: 31.10.05, 21:05  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

19. Teil

Glücklich lief Maeve zu ihren Freundinnen und den drei Gestalten. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass keiner ernsthaft verletzt war, wandte sie sich an die große Gestalt: „Danke, Remus, dass ihr uns geholfen habt. Ich war nicht si­cher, ob JC euch finden würde.“  Der Daker nahm die Kapuze ab, seine Augen leuchteten kurz goldgelb auf, dann nahmen sie wieder ihre eigentliche braune Farbe an. „Gern geschehen“ antwortete Remus freundlich, „wir sind gleich aufgebrochen, als wir es erfahren haben.“  Auch die anderen Beiden hatten ihre Kapuzen abgenommen.  „Unser Lager ist nicht weit von hier. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mitkommen. Amira und einige der anderen würden sich sicher freuen, euch wiederzusehen“, sagte Cuon. „Danke, aber das geht leider nicht. Wir müssen weiter.“  „Schade. Aber wenn ihr wieder mal Hilfe braucht, könnt ihr auf uns zählen“, meinte Remus schmunzelnd an Maeve gewandt.  „Und wenn ihr Hilfe braucht, werden wir auch für euch dasein“, erwiderte sie zwinkernd.  Lycaon, Cuon und Remus begleiteten die Mädchen noch bis zur Grenze, dann verabschiedeten sie sich. Diesmal fiel der Abschied fast noch schwerer als beim ersten Mal.

***

 

Auch Anna und selbst Cassiopeia fiel der Abschied von den Dakern schwer. Gleich nach dem Sieg über den feindlichen Tribe war Lupina/Anna ins Camp zurückgekehrt und hatte Cassie und Amira davon berichtet. Es dauerte einige Zeit, bis auch Remus, Lycaon und Cuon wieder zurückgekehrt waren. Noch bis zum Einbruch der Dunkelheit blieben Anna und Cassie im Lager, dann brachen sie auf.  Im Mondenschein ritten sie zur Grenze. Schmunzelnd blickte Anna immer wieder zum Wegesrand. Im blassen Licht des Mondes waren dort – meist halb verborgen hinter Bäumen, die den Weg säumten - drei Schemen zu sehen, die neben den Pferden herliefen. Wer genau hinsah, oder wie die beiden Hexen selbst bei Dunkelheit wie am Tage sehen konnte, konnte erkennen, dass es sich um drei Wölfe handelte.  An der Grenze hielten die Mädchen kurz an, sahen sich noch einmal nach den Wölfen um, um ihnen Lebwohl zu sagen, und ritten dann weiter. Dass ihnen dabei zwei weitere Schatten – ein größerer und ein kleinerer - in einiger Entfernung folgten, bemerkten sie nicht...




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New PostErstellt: 20.11.05, 15:03  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

20. Teil

Österreich

Die Straßenränder waren gesäumt von vor sich hinrostenden Autowracks und Müll. Nur den Häusern sah man zum Teil  noch an, wie es hier früher – vor dem Virus – einmal gewesen sein musste.  Sicher führte Maeve die Nereiden durch die Stadt. Sie und Chenoa waren als einzige schon einmal hier gewesen, in früheren Zeiten.

Bei einem der Autos spielte eine Gruppe Kinder. Als sie die Nereiden entdeckten, hielten sie kurz inne, doch dann spiel­ten sie weiter. Maeve überlegte, anzuhalten, doch da die Kinder keinerlei Notiz mehr von den Fremden nahmen, ließ sie es.

 

Langsam ritten die Nereiden weiter durch die Straßen, auf der Suche nach einem geeigneten Quartier für die Nacht.  „Irgendwie fehlt hier was“, meinte Chenoa auf einmal.  „Stimmt“, antwortete Maeve, „schade eigentlich.“  Doch plötzlich hörte sie etwas verdächtiges und ließ die anderen anhalten.  Die Pferde und auch der Wagen standen ziemlich still in einer Reihe am Straßenrand, dennoch war der Hufschlag trabender Pferde zu hören. Zuerst recht leise, doch schon bald war das Geräusch deutlich zu hören – die Pferde mussten in der Nähe sein.  Lord begann zu wiehern, worauf aus der Ferne eine Antwort ertönte. Neugierig blickten sich alle um.  Dort, noch einige 100 Meter entfernt, erschienen zwei weiße Pferde, die vor eine Kutsche gespannt waren. In zügigem Trab kam sie schnell näher.  „Eine Kutsche!“ riefen die Twins gleichzeitig.  „Das ist ein Fiaker“, antwortete Chenoa fröhlich und sah zu Maeve, die grinste. Die Zwillinge schauten die Beiden verwirrt an. Während der Fiaker näher kam, erklärte Chenoa ihnen daher, was es damit auf sich hatte.

 

Dicht neben den Nereiden und ihren Tieren kam das fremde Gespann zum Stehen. Auf dem Kutschbock saß ein circa 14jähriges Mädchen, welches die ihm fremden Reiter freudig begrüßte.  „Entschuldigt, aber ich habe einfach schon lange keine anderen Reiter mehr gesehen“, erklärte sie ihre Freude, „und außer der alten Susi und dem nicht viel jüngeren Napoleon hier gibt es fast keine Pferde mehr in der Stadt. Ich heiße übrigens Sistina.“  „Hallo, ich bin Maeve. Weißt du vielleicht einen guten Platz, wo wir übernachten können?“  „Hm. Ja, ich glaub, ich hab da was“, meinte das Mädchen grinsend, „folgt mir einfach.“  Sie schnalzte einmal mit der Zunge und sagte dann an ihre Pferde gerichtet: „Los, ab nach Hause, ihr Beiden.“  Die beiden Pferde setzten sich sogleich in Bewegung, gefolgt von den Nereiden.

Maeve und Chenoa ritten an der Spitze ihres Tribes, dicht hinter dem Fiaker. Lachend tuschelten sie miteinander. Längst hatten sie eine Vermutung, wo es hin ging. Den anderen blieb das Verhalten der Beiden nicht unbemerkt. Da jedoch we­der Chenoa noch Maeve ihre Vermutung verrieten, blieb ihnen nur abzuwarten – und das gefiel ihnen gar nicht. Während Niamh sich interessiert umsah, hatten Ivy, Isa, Alisha und die anderen nur Augen für Sistina, Maeve und Chenoa. Wohin führte sie die Fremde? Ging es zu einem Reiterhof, einem alten Schuppen oder gar direkt in eine Falle?

 




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[editiert: 20.11.05, 15:06 von Gaya]

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New PostErstellt: 19.03.06, 23:19  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

21. Teil

Vor einem großen Torbogen stoppte Sistina. „Wir sind da“, rief sie den Mädchen zu, dann fuhr sie durch das Tor. Bevor Maeve ihr folgte, hielt sie einen Moment inne und betrachtete ehrfürchtig den Torbogen. Chenoa tat es ihr gleich und folgte ihr dann in langsamen Schritt in den Innenhof. Die anderen Nereiden passierten leicht zögernd ebenfalls das Tor – und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Das sieht ja fast aus wie eine Burg!“ rief Isa begeistert. Ihre Schwester stimmte ihr zu.  „Das ist die Stallburg der Wiener Hofreitschule“, freute sich Chenoa, die sich noch immer begeistert um­sah. „Stall...Burg?“ fragte Lily staunend.  „Ja. Hier lebten früher die berühmten Lipizzanerhengste. Leider sind ‚Susi’ und ‚Pluto’ – bei dem es sich um einen Wallach handelt - nun die einzigen Lipizzaner hier. Ehrlich gesagt sind sie auch die einzigen Pferde, welche hier überhaupt noch leben.“ Sistina war unbemerkt näher gekommen. Sie hatte den Fiaker in einer Ecke des Hofes abgestellt.  „Was ist aus den Hengsten geworden?“ wollte Alisha wissen. „Sie wurden gleich nach Ausbruch des Virus evakuiert. Damals wurden alle Veranstaltungen aus Angst vor Ansteckung eingestellt“, erklärte Sistina mit trauriger Stimme. Doch sie fasste sich schnell wieder und meinte etwas fröhlicher: „Sobald ich die Beiden ausgespannt habe, zeige ich euch, wo ihr eure Pferde unterstellen könnt.“

Kurz darauf führte Sistina ihre Pferde am Halfter in den Stall. Die Nereiden, die ihre Pferde vorerst im Hof zurück gelas­sen hatten, folgten ihr gespannt durch die Stallgasse.  Es hatte fast den Anschein, als seien alle nur kurz ‚ausgeflogen’: Die Boxen sahen noch beinahe wie neu aus, einige der Boxen waren eingestreut und an den Türen hingen noch die Na­menstafeln der berühmten Hengste. 

Vor zwei Boxen im hinteren Bereich des Stalls hielt Sistina an und brachte die Lipizzanerstute und den Wallach hinein.  „Wir haben einige der Boxen zweckentfremdet, als Abstellkammer oder auch Schlafplatz, doch für eure Tiere werden die übrig gebliebenen leeren Boxen reichen. Stroh haben wir noch genug da.“  „Wir?“ fragte Caprice.  „Mein Tribe, die Maestoso Siglavys. Keine Angst, sie haben nichts gegen Besucher. Ihr seid auch nicht die ersten Fremden hier. Hier leben einige Tribes und auch Einzelgänger friedlich vereint unter den Dächern der Hofburg und angrenzenden Bauten. Wir alle leben in einer Zweckgemeinschaft und die Größe der Gebäude ermöglicht es uns, uns auch mal aus dem Weg zu gehen. Einige werdet ihr sicher noch kennenlernen. Die meisten meines Tribes sind allerdings gerade unterwegs und werden erst heute abend zurückkehren.“ 

Nachdem die Nereiden die Boxen für ihre Pferde hergerichtet, die Tiere hineingebracht und gefüttert hatten, verließen sie den Stall auf der Suche nach Sistina. Sie fanden sie nicht weit vom Stall, im Gespräch mit einem anderen Mädchen. Während das Mädchen im Gebäude verschwand, lief Sistina zu den Nereiden und zeigte ihnen das Nachtlager, das bereits für sie in der Nähe des Stalls hergerichtet worden war.

Bevor sie schlafen gingen, sahen die Mädchen – begleitet von Sistina – noch einmal nach den Pferden.

Sistina blieb reglos vor der Stallgasse stehen. „Was ist los?“  „Nichts. Es ist nur... Ich geniesse nur den Anblick. Schon viel zu lange war hier alles so leer. Es ist einfach ein wundervolles Gefühl, hier wieder andere Pferde zu sehen und zu hören... hier wieder Leben zu spüren.“ Sistina sog den Stallgeruch tief ein und ging dann freudestrahlend weiter.

In einer Box gegenüber der alten Lipizzanerstute bewegte sich etwas. „Das ist Mercurio, ein Junge aus meinem Tribe. Er schläft hier nachts.“ „Na hoffentlich stören ihn unsere Pferde nicht.“ „Nein, bestimmt nicht. Er liebt Pferde und vermisst sie hier genau so sehr wie ich“, erklärte Sistina, „allerdings ist er ziemlich schüchtern, weshalb er lieber hier im Stall als bei uns anderen ist.“ Daher ließen die Mädchen ihn in Ruhe.

Beim Rausgehen meinte Hope: „Unsere Pferde sind von den unterschiedlichsten Rassen, aber ein Lipizzaner ist nicht da­bei. Schade eigentlich.“

 




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[editiert: 19.03.06, 23:21 von Gaya]

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New PostErstellt: 20.05.06, 23:58  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

22. Teil

 

Cheyenne war die Erste, die früh am nächsten Morgen bemerkte, dass die Hälfte ihres Tribes verschwunden war. Während sie die Zwillinge mit den Hunden im Innenhof entdeckte, fehlte von Maeve, Chenoa und Niamh weiterhin jede Spur. Als die übrigen Verbliebenen aufgestanden waren, machten sie sich gemeinsam auf die Suche.  Sie trafen auf Sistina, die mit einem anderen Mädchen – welches sich Canissa nannte – gerade das Frühstück bereitete. Sie beruhigte die Mädchen und erklärte ihnen, dass die Vermissten ein paar Mitgliedern der Maestoso Siglavys bei etwas behilflich waren. Worum es sich dabei handelte, wollte sie jedoch nicht sagen.

 

Zum Mittagessen kamen die Drei zurück. Keine von ihnen sprach darüber, was sie den ganzen Morgen gemacht hatten. So sehr sich die anderen auch bemühten, sie schafften es nicht, Maeve, Chenoa oder Niamh auch nur ein Wort über ihr Tun zu entlocken. Am Nachmittag waren die Drei abermals fort. Da die anderen Nereiden keine Ahnung hatten, wohin die Mädchen gegangen waren und sie nicht die ganze Zeit in der Stallburg bleiben wollten, trieb es sie hinaus in die Stadt. Sistina begleitete sie ein Stück mit ihrem Fiaker, danach ritten sie alleine weiter. Zuvor gab Sistina ihnen jedoch noch eine Warnung mit auf den Weg: Sie sollten bis Einbruch der Dämmerung zurück bei der Stallburg sein, da sich des Nachts ein feindlicher Tribe in der Stadt herumtrieb - die „Ghosts“, wie alle sie nannten.  „Was wohl unsere ‚guten Geister’ machen?“ meinte Ally lachend. 

***

 

Auch Anna und Cassie hatten mittlerweile Wien erreicht. Für Beide war es unbekanntes Terrain – hier waren sie noch nie gewesen. Während sie durch die zumeist verlassenen Straßen ritten, bemerkten sie einen Jungen, der ihnen im Schatten der Häuser zu folgen schien. Glaubten sie zunächst noch an einen Zufall, wurde es ihnen bald zur Gewissheit. Hielten sie ihre Pferde an, blieb auch der Junge stehen und verschwand hinter einer Häuserecke. Ritten sie weiter, tauchte der Junge wieder auf.

 

An einer Straßenkreuzung nutzten sie schließlich ihre Chance: Schnell, bevor der Junge um die Ecke kam, sprang Cassie von Tir na n-Og’s Rücken und versteckte sich mit ihrem Rottweiler in einem Hauseingang. Anna ritt derweil mit dem Tinker an der Hand weiter.  Als der Junge an dem Haus vorbeikam, stellte Cassie ihn. Ertappt drehte er sich um und wollte das Weite suchen, doch ein knurrender Merlin hielt ihn davon ab.  Einen Moment später war auch Anna mit den Pferden und ihren Hunden zurück.  Gefragt, wieso er ihnen folgte, brachte der Junge nur einige gestammelte, unverständliche Worte hervor. Erst, als Cassie Merlin zu sich rief und diesen festhielt, meinte der Junge etwas gefasster: „Ich... Ich wollte euch nichts Böses...“ – was Anna ihm ohne weiteres glaubte, als sie ihn so dastehen sah, in seiner schlabberigen Kleidung, mit verstrubbelten Haaren. Gefährlich sah er wirklich nicht aus, das hätten Anna und Cassie auch gespürt.

Der Grund, weswegen er die Beiden verfolgt hatte, brachte Anna zum Schmunzeln. Versöhnend fragte sie ihn: „Wir haben noch keine Unterkunft für die Nacht. Weißt du vielleicht etwas?“  „Ja, sicher“, strahlte er, „mein Tribe wohnt nicht weit von hier. Für euch und eure Tiere finden wir dort noch einen Platz.“

 




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[editiert: 20.05.06, 23:59 von Gaya]

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Gaya

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New PostErstellt: 21.05.06, 00:36  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

23. Teil

In Wien

 

Eher ziellos ritten die Mädchen durch die Straßen. Dabei begegneten sie einem weiteren Fiaker und den Kindern, die sie schon bei ihrer Ankunft gesehen hatten. Als sie auf einmal ein merkwürdiges Geräusch hörten, folgten sie diesem – und landeten schließlich beim Prater. Das Geräusch stammte vom Riesenrad, das verlassen im Wind knarrzte. Neugierig schauten sie sich um, allen voran die Twins, die mal wieder etwas auszuhecken schienen. So landeten sie auch bei der Geisterbahn.  „Ghosts, hm?“ meinte Lily. „Vielleicht erwachen die Figuren ja nachts zum Leben?!“ sagte Hope, streckte die Arme nach vorne aus und stürzte sich mit einem lauten „Buuuh“-Schrei auf Lily. Die beiden Freundinnen lachten.  „Naja, vielleicht lebt der Tribe ja hier. Wir sollten lieber zurückkehren, es wird bald dunkel.“ Alisha sah ängstlich aus. „Ich bin auch dafür, dass wir umkehren. Ohne die Drei möchte ich nicht unbedingt einem feindlichen Tribe gegenüberstehen“, stimmte ihr Caprice zu. Ivy war zwar wie so oft anderer Meinung, doch schließlich war auch sie damit einverstanden.

 

Isa wollte sich gerade auf den Rücken ihres Pferdes schwingen, als sie vor der Geisterbahn etwas im Sonnenlicht glitzern sah. Interessiert lief sie hin. Die anderen sahen, wie sie etwas vom Boden aufhob, es aber gleich wieder weg warf.  „Was hast du denn gefunden?“ wurde sie von den anderen gefragt, als sie wieder bei ihrem Pferd war.  „Nur eine alte Gummi-Fledermaus und eine leere Gin-Flasche.“  Als Ivy sich noch einmal nach dem Riesenrad umsah, glaubte sie, in einer der Kabinen eine Person gesehen zu haben. Wohnten die Ghosts etwa tatsächlich hier?

 

***

 

Beim Betreten des Stalls am Morgen des nächsten Tages stellten die Mädchen überrascht fest, dass diesmal nicht nur Maeve, Chenoah und Niamh verschwunden waren, sondern auch einige der Pferde. Die Boxen von Lord, Dreamdancer und dem Schwarzen waren leer und auch Luisa, der Kaltblutmix und der Reitponyhengst Shaggy fehlten. Die Boxentüren waren geschlossen, weggelaufen konnten die Pferde daher nicht sein.  

Weder im Stall noch im Innenhof fanden sie Hinweise darauf, wohin die Pferde entschwunden waren. Da Mercurio nicht im Stall war, beschlossen die Mädchen, zunächst einmal Sistina aufzusuchen.  Doch auch sie war nicht zu finden.




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jinkizu
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New PostErstellt: 28.05.06, 21:38  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

Wow hast du viel geschrieben. Ich habe erst einen Teil davon gelesen, aber ich bin schwer beeindruckt. Die Geschichte ist gut durchdacht und gut erzählt.






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“I miss him, I just miss him, I miss him, I miss him … I’m so angry with him, I can’t forgive him for not being here! I can’t!”members.aon.at/jinkizu/page_1_1.html
Story-Update 13.03.09
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New PostErstellt: 28.05.06, 21:52  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

oh, danke sehr.  *rot werd*

ich hoffe, ich verschrecke dich nicht, wenn ich dir verrate, dass das bisher gerade mal ungefähr 1/4 der story ist... bzw. fast noch der anfang.




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New PostErstellt: 26.08.06, 16:38  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

24. Teil

Daher versuchten die Nereiden ihr Glück beim gegenüberliegenden Gebäude, der Winterreitschule – in deren Saal die Lipizzanerhengste einst ihr Können vor Publikum gezeigt hatten. Doch sämtliche Zugänge waren fest verschlossen und es war kein Einblick in das Gebäude möglich. Da sie keine Magie anwenden wollten, sahen sie sich außerhalb der Gebäude nach weiteren Spuren um.
Die Zwillinge eilten wie so oft voraus, doch sie waren vorsichtig geworden, seit sie in einem der Gebäude auf einige merkwürdig gekleidete Mitglieder eines anderen Tribes gestoßen waren, die so gar keinen Spaß verstanden. Dabei hatte Sistina den Nereiden gleich am ersten Tag geraten, vorsichtig beim Durchstöbern der Gebäude zu sein, da man nie wusste, wer sich gerade alles dort aufhielt.

Mit einem Mal kam Isa zu den anderen zurückgelaufen und rief ihnen schon von Weitem zu: „Wir haben etwas gefunden, das müsst ihr sehen!“ Die Mädchen folgten Isa durch die Gassen, bis sie auf eine Grünfläche stießen, auf der eine Koppel errichtet worden war. Ivy stand an dem recht behelfsmäßig gebauten Koppelzaun und streichelte einen Schimmel, der sich darauf befand. „Na, für was haltet ihr das?“ meinte sie freudig, als sie die anderen erblickte. „Hat Sistina nicht gesagt, Susi und Pluto seien – außer unseren – die einzigen Pferde hier?“ fragte Caprice. Cheyenne betrachtete das Tier nachdenklich und meinte dann: „Hat sie nicht auch gesagt, es gäbe außer den Beiden keine anderen Lipizzaner mehr hier?“ „Und erst recht keine Lipizzanerhengste,“ grinste Ivy und blickte zu dem Schimmel.

Plötzlich stellte das Pferd die Ohren auf, lauschte und begann zu wiehern. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Der Schwarze!“ rief Lily aufgeregt. Schnell liefen die Mädchen zurück zur Stallburg, aus deren Richtung das Wiehern gekommen zu sein schien. Je näher sie kamen, desto lauter wurde auch das Geräusch von Hufen, die über Asphalt liefen.
Sie sahen gerade noch, wie Sistina mit Pluto von der Winterreitschule in das Stallgebäude ging, umringt von einer Schar aufgeregt schwatzender Kinder. Als Sistina die Nereiden und ihre Blicke sah, erklärte sie ihnen, dass die Kinder ihre ‚Reitschüler’ seien, denen sie zweimal in der Woche auf Pluto und Susi Unterricht gab. Doch Sistina merkte schnell, dass da noch etwas anderes war. „Was habt ihr?“ fragte sie. „Habt ihr auch unsere Pferde für den Unterricht genommen? Wir suchen sie nämlich schon den ganzen Morgen,“ machte Lily den Anfang. „Eure Freundinnen wollten mich beim Unterricht unterstützen. Sie hätten es euch gesagt, aber ihr wart noch am schlafen. Tut mir Leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt.“ „Und du hast doch gesagt, es gibt hier keine Lipizzanerhengste mehr, aber dort hinten steht einer auf einer Koppel!“ stieß Cheyenne hervor. „Dem ist auch so. Was für eine Koppel meint ihr?“ fragte Sistina erstaunt.

Gemeinsam mit den Mädchen ging sie zu der Stelle, wo diese das Pferd entdeckt hatten. Die Koppel war noch immer dort, doch nun grasten darauf zwei weiße Ziegen. Sistina begann lauthals zu lachen. „Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ihr eine Ziege nicht von einem Lipizzaner unterscheiden könnt, oder?“ Als sie sich wieder etwas gefangen hatte, meinte sie: „Die Ziegen gehören einem Tribe, der gestern hier angekommen ist. Die Mitglieder haben wohl auch die Koppel errichtet. Aber ein Pferd sehe ich hier nicht und der Tribe hatte auch keines dabei.“ Die Mädchen waren sprachlos. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Da sie nicht sicher waren, ob Sistina wirklich so ahnungslos war, wie sie tat, sprachen sie nicht weiter darüber, sondern kehrten zum Stall zurück. Dort stellten sie erleichtert fest, dass ihre Pferde alle wohlbehalten zurück waren.




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New PostErstellt: 26.08.06, 16:43  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

25. Teil

Geheimnisse

Am nächsten Tag waren zur Überraschung der Mädchen alle Mitglieder der Nereiden – Mensch wie Tier – anwesend. Doch irgendetwas lag in der Luft. Mehrfach sahen Lily, Hope und die anderen irgendwen mit jemand anderem aufgeregt flüstern – mal Maeve und Chenoa, mal Sistina und Mercurio, dann Sistinas Reitschüler untereinander und noch einige weitere. Von Fremden war die Rede, darunter angeblich auch Erwachsene, die in der Hofburg Quartier bezogen haben sollten. Unter einigen Kindern ging das Gerücht um, die Fremden wollten gar die Hofburg übernehmen. Allerdings hieß es auch, dass Geister ihr Unwesen in der Stallburg trieben. Zwei Kinder wollten zudem eine große, schwarze Katze durch die Gänge laufen gesehen haben... Die Nereiden bezweifelten die Echtheit der meisten Gerüchte. Zumal alle von ihnen beteuerten, keine Magie eingesetzt zu haben.

Das merkwürdigste war jedoch, dass die Nereiden am Nachmittag plötzlich in der Stallburg vermehrt vor verschlossenen Türen standen. Aber es ging nicht nur ihnen so. Auch viele Maestoso Siglavys und Mitglieder von anderen Tribes standen oft überrascht davor. Schließlich waren auch alle Zugänge zu den Stallungen verschlossen und immer, wenn eines der Mädchen in die Nähe des Stalles zu kommen versuchte, tauchte urplötzlich Maeve, Chenoah, Niamh oder Sistina auf und lockte sie unter einem Vorwand fort. Die Mädchen begaben sich in einen noch offenen Raum über den Stallungen. So wirklich aufgeben wollte keine von ihnen, doch so sehr sie sich bemühten, viel bekamen sie nicht mit von dem, was vor sich ging.

In den Ställen und angrenzenden Räumen schien geschäftiges Treiben zu herrschen. Immer wieder hörten sie Pferde und Menschen durch die Gänge gehen. Langsam hörte es sich an, als ob sich in den Stallungen mehr als die 12 Pferde befanden. Von Zeit zu Zeit kamen Maestoso Siglavys zu den Nereiden und tauschten sich aus, ob schon jemand genaueres wusste. Einige der Älteren schwelgten dabei in Erinnerungen, da es mittlerweile fast wieder wie früher sein musste, als die Ställe gefüllt waren mit Lipizzanern.

Gegen Abend schaute Canissa vorbei und holte die Mädchen zum Abendessen. Diesmal ging es jedoch nicht in den kleinen Raum, wo sie sonst gegessen hatten, sondern in einen größeren Saal. Dort saßen schon einige Maestoso Siglavys und Mitglieder von anderen Tribes an einem – für ihre Verhältnisse – reichlich gedeckten Tisch. Es wurde viel getuschelt, aber die, die Bescheid zu wissen schienen, verrieten nichts. Nach dem Essen erhob sich Niamh und sagte an alle Anwesenden gewandt: „Es ist an der Zeit, den wilden Gerüchten ein Ende zu bereiten. Wir haben eine Überraschung für euch vorbereitet. Ich hole euch in gut 20 Minuten hier ab.“ Dann verschwand sie durch eine der Türen.




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New PostErstellt: 04.11.06, 16:39  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

*edit* ich habs noch mal leicht überarbeitet

26. Teil

Das Warten fiel ihnen nicht gerade leicht. Und es gelang einfach nicht, den offensichtlich Eingeweihten auch nur ein Wort zu entlocken.  Endlich erschien Niamh und führte die Nereiden und die anderen Anwesenden geradewegs in den Zuschauerbereich der Winterreitschule.  Dort hatten sich bereits weitere Jugendliche eingefunden.  Die Hofreitschule erstrahlte in ihrem alten Glanz – beinahe so, als wäre keine Zeit vergangen seit dem letzten Auftritt der Lipizzanerhengste.  „Wart ihr das etwa?“ fragte Ally Niamh.  „Ja, das war ganz schön viel Arbeit.“

 

Nicht lange, und die Türen – durch die einst die Bereiter mit ihren Hengsten in den Reitsaal gekommen waren – öffneten sich. Herein kam Sistina mit ihrer Stute an der Hand, gefolgt von Maeve, die Pluto am Zügel hereinführte. Hinter ihnen erschienen im Gänsemarsch – sichtlich aufgeregt – Sistinas kleine Reitschüler.  Sistina und Maeve ließen die Pferde zunächst einmal ein paar Runden an der Longe laufen, bevor die Kinder auf ihnen – noch immer etwas aufgeregt, vor allem aber stolz – ihr Können zeigten.  Unter Beifall verließen sie anschließend den Reitsaal wieder.

 

Kaum hatten sich die Türen hinter ihnen geschlossen, öffneten sie sich auch schon wieder. Chenoa ritt auf Shaggy herein und führte mit ihm einige Tricks aus dem Zirkus vor – sie ließ ihn auf Kommando steigen, hinlegen und einiges mehr. Auch sie bekam Applaus.

Als sie den Saal verlassen hatte, erlischte ein Großteil der Lampen. Die Vorstellung war vorbei.

Den Nereiden war nicht entgangen, dass die Darbietung vor allem den Jüngeren gefallen hatte, die Älteren jedoch leicht enttäuscht waren. Es war eben einfach nicht mit dem zu vergleichen, was es hier früher zu sehen gegeben hatte.

Die ersten wollten gehen, doch sie wurden von Niamh und anderen zurückgehalten. Caprice fiel auf, dass Mercurio, der in der Nähe stand, ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht hatte, was sie stutzig machte.  Als sie sich umschaute, entdeckte sie in einiger Entfernung Anna und Cassiopeia unter den Jugendlichen.




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[editiert: 09.10.07, 13:22 von Gaya]
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New PostErstellt: 09.10.07, 13:26  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

27. Teil

Plötzlich ertönte Musik, die die Nereiden eher selten hörten, die aber zu diesem Ort passte wie keine andere. Erstaunt sahen die Anwesenden, wie die Lampen wieder angingen und sich die Türen erneut öffneten.  Zu den Klängen klassischer Musik kamen drei Reiter auf ihren prächtig herausgeputzten Pferden – ein Rappe und zwei Schimmel – hereingeritten.  Bei dem Rappen handelte es sich eindeutig um einen Friesen. Die Nereiden staunten nicht schlecht, als sie Pferd und Reiter erkannten. Es war Black Dream, der Friesenwallach von Chenoas Bruder, und im Sattel saß Cassandra, Chenoas Schwester. Die Schimmel und deren Reiter waren den Mädchen unbekannt.

Die Reiter begannen – nach den klassischen Grundsätzen der Dressurreiterei – zunächst mit den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. Dann zeigten Black Dream und einer der Schimmel die ‚Piaffe’ – den Trab auf der Stelle. Nach Seitengängen und Traversalen folgte der „Walzertanz“ – die fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung.  Schließlich vollführte ein Schimmel eine der ‚Königslektionen’ der Dressurreiterei, die Galoppirouette – die Drehung im Galopp um die Hinterhand.  Weiter ging es mit der ‚Passage’, eine Gangart, bei der das Vorderbein in die Waagerechte gebracht wird und welche daher dem schreiten ähnelt.  Nach einem abschließenden Gruß verließen Reiter und Pferde den Saal.

Doch das war noch nicht das Ende der Vorstellung.  Die Türen öffneten sich ein weiteres Mal -   für zwei Schimmel.  Die Pferde vollführten unter ihren Reitern ein „Pas de deux“ – zeigten also die Lektionen der Hohen Schule synchron.

Danach folgte die „Arbeit an der Hand“ – vorgetragen von sechs Schimmeln.  Eines der Tiere kannten die Nereiden recht gut – den Andalusierhengst Enigma mit seiner Besitzerin Charlotta.  Und zwei weitere Schimmel erkannten sie: unverkennbar die Lipizzaner aus der Koppel. Es gab sie also doch!

Ein paar der Hengste zeigten die ‚Pesade’, eine Übung der klassischen Reitkunst, bei der sich das Pferd auf die Hinterbeine erhebt und die Vorderbeine an den Leib anzieht. 

Ein Schimmel bereitete sich mit einigen „Hüpfern“ auf die Kapriole vor, während ein weiterer in den Pilaren in der Saalmitte piaffierte.  Derweil zeigte Enigma die ‚Levade’ - er richtete sich auf der Hinterhand auf und verweilte in dieser Stellung für wenige Sekunden.  Dem folgte die Pesade. Enigma richtete sich erneut auf - diesmal jedoch höher als bei der Levade – balancierte sich aus und nahm sein Gewicht auf, die Vorbereitung zur Courbette. Dann machte er, mit gewinkelten Sprunggelenken auf den Hinterbeinen stehend, einige Sprünge nach vorn, ohne dass seine Vorderbeine den Boden berührten.

Nun zeigte der „Kaprioleur“ – gut erkennbar an seinem eingeflochtenen Schweif – die Kapriole.  Der Hengst sprang mit allen vier Beinen hoch und keilte mit aller Kraft mit gestreckten, geschlossenen Hinterbeinen aus. Dabei schien er waagerecht in der Luft zu liegen. 

Anschließend verließen die Tiere und ihre „Bereiter“ den Saal wieder.

Damit war die Vorstellung jedoch noch immer nicht vorbei. Ein Reiter kam auf einem weiteren Schimmel in den Saal geritten. Er führte noch einmal die Schritte und Bewegungen vor, die zuvor bereits gezeigt worden waren, geführt nur mit einer Hand - einen Touchierstab in der freien Hand.

Den Abschluß bildete auch bei dieser Vorstellung die Schulquadrille, geritten von vier Hengsten.




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[editiert: 09.01.08, 18:19 von Gaya]
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New PostErstellt: 09.01.08, 18:18  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

28. Teil

Die Kinder und Jugendlichen applaudierten begeistert. Diese Vorstellung war schon eher den Vorstellungen von früher würdig. Es machte ihnen nicht viel aus, dass im Gegensatz zum Original hier auch Frauen dabei gewesen waren. Die Freude, dass hier tatsächlich überhaupt noch einmal Pferde im Reitsaal ‚getanzt’ hatten, überwiegte. Nicht nur Mercurio strahlte über das ganze Gesicht. Sistina bahnte sich einen Weg durch die Anwesenden und gesellte sich zu den Nereiden. „Ich hoffe, ihr könnt mir meine Flunkerei die Lipizzaner betreffend verzeihen“, wandte sie sich an Cheyenne und die anderen, „aber wir wollten nicht, dass ihr schon vorher hinter die Überraschung kommt.“ „Schon gut, auch wenn das mit den Ziegen nicht sehr nett war“, lachte Cheyenne.

Erst jetzt wurde den meisten bewusst, wie spät es schon war. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen begaben sich zu ihren Schlafquartieren. Nur einige Maestoso Siglavys und die Nereiden blieben noch in der Winterreitschule zurück, ebenso Anna und Cassiopeia. „Na, wie fandet ihr’s?“ wollte Anna wissen. „Einfach nur super“, erwiderten Lily und Hope. „Woher kamen die ganzen Pferde und Reiter?“ fragte Ally neugierig. „Oh, das waren einige Freunde von Charlotta und noch ein paar weitere ‚Verbündete’“, erklärte Anna zwinkernd.

Zusammen gingen sie hinüber in die Stallburg. Dort zogen sich langsam auch die restlichen Maestoso Siglavys in ihre Räume zurück und auch Anna und Cassie verabschiedeten sich. Nach einer Weile kamen auch Maeve und Chenoa in die Stallburg. Die Nereiden waren eigentlich noch viel zu aufgeregt zum schlafen, doch sie brauchten den Schlaf, denn es war ihre letzte Nacht hier. Schon am nächsten Tag sollte ihre Reise weiter gehen.
Bald schon kehrte Ruhe ein.

*

Ein letztes Mal fanden sich am nächsten Morgen die Maestoso Siglavys und Nereiden zu einem gemeinsamen Frühstück ein. Doch Sistina und Mercurio verschwanden recht schnell vom Tisch.
Nach dem Essen machten sich die Nereiden zu einem letzten, kleinen Rundgang auf. Dabei sahen sie, dass die Türen der Winterreitschule offen standen. Sie entschieden sich, noch einmal die Gelegenheit zu nutzen, hineinzuschauen. Wer wusste schon, ob sie je wieder an diesen Ort kommen würden?

Erstaunt stellten sie fest, dass sie nicht die einzigen waren. Im Saal befanden sich Anna, Sistina, Mercurio und ein ihnen unbekannter Mann. Die beiden Maestoso Siglavys saßen auf zwei Lipizzanern, die schon am Vorabend ihr Können gezeigt hatten und erhielten von dem Mann eine Dressurstunde. Als sie die Nereiden entdeckten, kamen sie zu ihnen geritten. „Darf ich vorstellen - das ist Maestoso“, sagte Sistina glücklich. „Und das Siglavy“, stellte Mercurio „sein“ Pferd lachend vor. „Anna und Mark – der Besitzer der beiden Hengste – waren so nett, uns noch einmal eine letzte Reitstunde zu ermöglichen und so unsere Kenntnisse ein wenig aufzufrischen“, erklärte Sistina. „Jetzt entschuldigt uns bitte, wir wollen die wenige Zeit noch nutzen.“ Die Nereiden schauten den beiden eine Weile beim Unterricht zu, dann ging es bald zurück in die Stallburg. Schließlich mussten sie noch ihre Sachen zusammensuchen und die Taschen packen.

*

Am frühen Nachmittag verabschiedeten sich die Nereiden zusammen mit Anna und Cassiopeia von ihren Gastgebern. Traurig, aber auch glücklich, einander kennengelernt zu haben, fielen sich alle noch einmal in die Arme. Dann schwangen sich die Nereiden auf ihre Pferde oder stiegen auf den Planwagen und ritten - bzw. fuhren – gemeinsam mit Anna und Cassie los.




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New PostErstellt: 09.01.08, 18:21  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

29. Teil

Die Nereiden schauten neugierig zu Anna, Cassie, Maeve und Chenoa, die ein wenig voraus ritten und geheimnisvoll miteinander tuschelten. Sie waren gespannt, wo es als nächstes hinging.

Die Vier führten die Mädchen zu einem einsamen, verlassenen Platz. „Und jetzt?“ fragte Caprice. „Jetzt öffnen wir ein Tor zum nächsten Ort“, antwortete Anna. „Wohin?“ wollte Cheyenne wissen. „Das seht ihr dann“, erwiderte Maeve knapp.
Nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatten, dass auch wirklich niemand in der Nähe war, öffneten Anna, Cassie, Maeve und Chenoa zusammen mit Niamh – die noch schnell eingeweiht worden war – das ‚Raum-Zeit-Tor’.

Caprice und Cheyenne ritten als erste hindurch, dicht gefolgt von Isa. Die anderen ließen nicht lange auf sich warten. Als schließlich auch Cassie, Anna und die restlichen Nereiden auf der anderen Seite ankamen, wurden sie von fragenden Gesichtern und einer etwas verschreckten Hope – die versuchte, ihre Stute zu beruhigen – erwartet.
„Wo sind wir?“ wollte Isa wissen. „An einem Ort, der verlassen genug ist, um hier ungesehen ein Tor zu öffnen“, antwortete Chenoa, nachdem sie zusammen mit den anderen das Tor wieder geschlossen hatte. „Und was bitte ist das?“ fragte Ivy und zeigte auf etwas, das in einiger Entfernung stand und sie beobachtete. „Ein Gnu“, brachte Maeve so trocken hervor, dass sie Anna und Chenoa damit an den Rand eines Lachanfalls trieb.
„Lasst uns schnell weiterreiten. Ich glaube kaum, dass es das einzige hier ist“, sagte Chenoa, als sie sich wieder gefasst und ein paar Tränen weggewischt hatte.

Ein merkwürdiges Geräusch ließ sie jedoch nach einigen Metern innehalten. Es klang beinahe wie ein mehrstimmiges „bellen“. „Sollten wir nicht lieber weiter, anstatt stehen zu bleiben?“ fragte Isa. „Nein, aber versucht, eure Pferde ruhig zu halten und passt auf die Hunde auf“, erwiderte Maeve. Das Geräusch schwoll immer mehr an, bis es direkt hinter den Nereiden zu sein schien.

„Ehm, noch verrückter wird’s hier aber nicht, oder?“ fragte Caprice leicht verunsichert, nachdem die kleine Zebra-Herde an ihnen vorbeigaloppiert und hinter den nächsten Bäumen verschwunden war. „Ich glaube, ich habe gerade eine schwarze Katze gesehen“, kam es wie aufs Stichwort von Lily, die verängstigt wirkte. „Sag bloß, du hast Angst vor schwarzen Katzen?“ fragte Chey lachend. „Nein, nicht vor schwarzen ‚Haus’-Katzen, aber vor freilaufenden Panthern“, antwortete Lily und setzte eine beleidigte Miene auf. Alle blickten sich um, doch niemand entdeckte einen Panther oder irgendein anderes Raubtier. Als sie ein paar – in aller Ruhe – grasende Antilopen entdeckten, waren sie endgültig sicher, dass Lily sich getäuscht hatte.
Lily jedoch war sich sicher und blickte sich beim weiterreiten immer wieder ängstlich nach allen Seiten um. Und sie war nicht die einzige, die sich nicht ganz wohl fühlte. Anna glaubte nicht, dass Lily sich nur etwas eingebildet hatte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dort wirklich etwas gewesen war.

In zügigem Tempo ging es die Straße entlang, vorbei an einigen alten Safaribussen, die zum Teil bewohnt zu sein schienen. Spätestens jetzt wussten die meisten, wo sie sich befanden. Die noch gut erkennbaren Aufschriften der Busse verrieten es.
Nicht lange, und sie hatten den Serengeti-Park und seine Bewohner hinter sich gelassen.




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New PostErstellt: 10.01.08, 16:50  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

30. Teil

Ein interessanter Ort war dies – soviel Nahrung in greifbarer Nähe! Die Verlockung war groß, auf die Jagd zu gehen. Doch nicht Hunger hatte ihn hergebracht, er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Das schienen auch die Tiere zu spüren, sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Lauernd wartete er in der Deckung, sein Ziel genau im Blick. Für einen Moment glaubte er, entdeckt worden zu sein. Doch an den Augen seines Ziels erkannte er, dass es ihn nicht sah, sondern scheinbar nur einem Gefühl nachging.  Sicherheitshalber zog er sich etwas weiter ins Gebüsch zurück.

Als sein Ziel sich entfernte, folgte er ihm lautlos und unerkannt hinter den Büschen und Sträuchern. Es war nicht allein, sonst hätte er es längst gestellt. So blieb es nur beim Beobachten...

***

Keine der Nereiden wusste mehr genau, wann es gewesen war, doch irgendwann auf dem weiteren Weg ihrer Reise waren Anna und Cassiopeia verschwunden, um wieder ihrer eigenen Wege zu gehen – bzw. zu reiten.

*

Die nächste Stadt lag schon bald vor ihnen. Langsam aber sicher vermissten die Nereiden die großen, unbebauten, weiten Flächen, die sie auf ihrer Reise schon durchritten hatten.

Kurz nach dem – umgerissenen – Ortsschild trafen sie auf eine Gruppe Kinder, die recht aufgebracht wirkten. Die Nereiden überlegten umzukehren, doch da näherten sich auch schon zwei der Kinder und winkten sie heran. Maeve sah sich kurz nach den anderen ihrer Gruppe um und ritt dann vorsichtig und misstrauisch zu den Kindern. Die anderen beobachteten, wie die Kinder Maeve hastig etwas mitteilten.  Anschließend wandte Maeve den Kopf, nickte den Nereiden zu und gab ihnen ein Zeichen, dass sie zu ihr aufschließen konnten.

„Was ist los?“ fragte Chenoa, als sie ihr Pferd neben Maeve zum Stehen brachte.  „Eines der Kinder hat sich verletzt und sie haben gefragt, ob wir es mit unserem Wagen zur Klinik bringen können.“  „Klinik?“ wunderte sich Chenoa.  „Ja“, erwiderte Maeve, „es soll hier eine intakte Klinik geben, die von einigen Jugendlichen geleitet wird.“  Die Kinder sahen erwartungsvoll zu den Nereiden, die sich kurz absprachen.

Schließlich wurde das verletzte Kind in den Wagen gelegt und ein weiteres nahm neben Niamh auf dem Kutschbock Platz, um den Weg zu weisen. Isa setzte sich zu dem verletzten Kind, einem etwa sechsjährigen Mädchen, und kümmerte sich um es. Maeve und Chenoa flankierten den Wagen, die restlichen Nereiden ritten hinterher.

Der Weg führte sie zunächst ein gutes Stück auf der Autobahn entlang. Obwohl sie schon eine ganze Weile in dieser Welt waren, kam es ihnen noch immer komisch vor, über verlassene Straßen zu reiten, die in ihrer Welt stark befahren waren. So passierte es der ein oder anderen auch ab und zu noch, dass sie sich umschaute, ob auch kein Auto kam. Doch die einzigen anderen „Verkehrsteilnehmer“ waren höchstens andere Reiter oder vereinzelt Fußgänger.

Sicher geleitete der Junge auf dem Kutschbock die Nereiden durch die Straßen der Stadt, bis sie zu einem großen Gebäudekomplex kamen. Sie folgten dem Weg, der schon früher zur Notfallaufnahme der Klinik geführt hatte. Nach wenigen Metern mussten sie jedoch an einer Schranke halten. Auf der anderen Seite der Schranke tauchten zwei großgewachsene, dunkel gekleidete Jugendliche auf.  Die Nereiden überkam einmal mehr ein ungutes Gefühl, das durch das Stammeszeichen der beiden vor ihnen stehenden nicht gerade gemindert wurde – ein auf die Wange gemalter Knochen. 

„Was führt euch her?“ fragte einer der beiden streng.  „Wir haben ein verletztes Kind im Wagen, das Hilfe braucht“, antwortete Maeve. Bevor sie noch etwas sagen konnte, gab der Junge dem anderen einen Wink, woraufhin dieser zum Wagen ging und hineinschaute. Nachdem er sich versichert hatte, dass das Kind wirklich verletzt war, nickte er dem anderen zu. Im nächsten Moment öffnete sich die Schranke und die beiden Jugendlichen winkten die Nereiden hindurch.

Während sie den Weg hinab ritten, murmelte Chenoa : „Was waren denn das für unheimliche Gestalten?“  „Bones“, kam es von dem Jungen, der sie hergelotst hatte, „sie sind das Wachpersonal der Klinik. Solange man keine bösen Absichten hegt, hat man von ihnen nichts zu befürchten.“

Bei dem, was die Nereiden dann zu Gesicht bekamen, mussten sie sich die Augen reiben, um sicher zu gehen, dass sie nicht träumten. Die Hälfte der Fläche vor der ehemaligen Notaufnahme, wo einst Parkbuchten gewesen waren und auch ein Teil der Garage, in der die Rettungswagen gestanden hatten, waren zu Stallungen und Koppeln umgebaut worden, von wo aus die Ankömmlinge von einigen Ponys und Rindern beäugt wurden. Doch das verrückteste waren zwei Affen, die auf der Umzäunung saßen und sich gegenseitig ‚lausten’.




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[editiert: 10.01.08, 16:52 von Gaya]
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