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Neue Hoffnung

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rosal
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 09.09.08, 13:54  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Super ich kann nicht genung bekommen. Von deinen geschichten ich komme aus den Sabbern ja gar nicht mehr heraus wischmob habe ich immer bei mir





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Snowflake
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 18.09.08, 10:11  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Ich habe leider gerade nicht die Zeit um ausführlich zu werden ...... Aber ich wollte dennoch kurz sagen, das ich mich schon auf Deine Fortsetzung freue. Das Du Dich immer noch steigerst, so von Kapitel zu Kapitel ist wirklich erstaunlich. Vielleicht solltest Du doch mal über eine Karriere als Autorin nachdenken.  *trommel mit den Fingern auf dem Tisch* Wann kommt das nächste Kapitel????

LG Flöckchen







We are something that has never been. And our Love is one that never be ends.
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Uschi-Nessaja
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 18.09.08, 20:13  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

 Danke!!!

Nächstes Kapitel kommt bald, versprochen.





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Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
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Uschi-Nessaja
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 25.09.08, 16:11  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

So Mädels, pünktlich zum Jubiläum kommt das nächste Kapitel. Viel Spaß!

Kapitel 14

 

Vincent war aufgewühlt und erregt; er lief rastlos durch die Tunnel. Er brauchte Bewegung, um sich wieder zu beruhigen und in Ruhe nachdenken zu können. Nach langer Wanderung erreichte er endlich jenen reißenden Fluss in der Finsternis, tief unter der Erde, den er so gut kannte. In vielen verzweifelten und dunklen Momenten hatte er an seinem Ufer gesessen und dem Rauschen zugehört. Niemand wusste, woher der Fluss kam und wohin er ging. Er hatte eine mystische und finstere Ausstrahlung, die Vincent magisch anzog. Niemand sonst kam hierher. Für normale menschliche Augen war in der fast absoluten Finsternis nichts zu erkennen. Nur Vincents extrem scharfe Augen nahmen so viel wahr, dass er sich orientieren konnte. Bewusst hatte er kein Licht entzündet; die Dunkelheit war seine Freundin, die ihm Schutz bot. Er ließ sich am Ufer des Flusses auf einem Stein nieder und lehnte sich an die Tunnelwand. Er fühlte die angenehme Kühle im Gesicht, den Luftzug des rasch dahinströmenden Wassers. Seine sensible Nase nahm den Geruch des Wassers wahr. Bewusst konzentrierte sich Vincent auf diese elementaren Dinge, um zur Ruhe zu kommen. So saß er eine ganze Weile in der Dunkelheit, bis sein Herz wieder ganz ruhig schlug.

Vincent wusste nicht, was er tun sollte. War es wirklich besser, Chris nicht wiederzusehen, wie Vater ihm geraten hatte? Wenn es stimmte, was Vater gesagt hatte, dass sie ihn liebte, dann würde dies ihr großen Schmerz bereiten. Sie würde sich zurückgestoßen und verletzt fühlen. Aber würde sie andererseits nicht auch verletzt sein, wenn er ihre Gefühle nicht erwiderte? Im Augenblick war sie „nur“ eine gute Freundin und Leidensgenossin für ihn. Er genoss ihre Nähe, weil sie ihn verstand und wusste, was er empfand. Vincent kam es wie ein Wunder vor, erneut von einer so schönen, mutigen und warmherzigen Frau geliebt zu werden. Er fragte sich, womit er das verdient haben sollte. Konnte es wirklich wahr sein? Vincent horchte  tief in sich hinein, um seine wahren Gefühle zu erforschen. Nein! Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann war da mehr als bloße Freundschaft. Er hatte bisher nur nicht den Mut gehabt, dies sich selbst gegenüber zuzugeben. Wenn er nicht bei ihr war, fehlte ihm etwas und er sehnte sich nach ihrer Gesellschaft. Es drängte ihn, sie anzufassen, zu umarmen und ihre Wärme zu spüren, mit ihr zu reden. Er schloss die Augen und sah sie im Geiste vor sich: Ihr langes rotes Haar, das im Licht schimmerte wie Kupfer, die leuchtend grünen Augen und die weiße zarte Haut. Er sah ihre schlanke aber weibliche Gestalt, roch ihren Duft und sah ihr lächelndes Gesicht, das ihn anschaute.

Als Vincent sich nach Stunden schließlich wieder auf den Rückweg machte, stand sein Entschluss fest, dass er Chris wiedersehen wollte. Die Beziehung zu ihr war für Vincent einfach schon zu tief und zu wichtig, als dass er sie hätte aufgeben können. Er würde ihr heute Abend eine Nachricht auf ihrer Terrasse hinterlassen und sie erneut einladen, um ihr Mouse und Jacob vorzustellen, wie er es ihr versprochen hatte.

 

Schon eine Woche ohne ein Zeichen oder eine Nachricht von Vincent. Chris fragte sich zum wiederholten Male, ob sie ihn jemals wiedersehen würde. Ging es ihm gut? Was machte er gerade? Hatte sie bei ihrem letzten Treffen etwas Falsches getan oder gesagt?

Chris saß an ihrem Schreibtisch im neu gestalteten Arbeitszimmer und starrte ins Leere. Mit Hilfe von Linda und den Leuten aus dem Viertelladen hatte Chris Peters Kinderzimmer renoviert und neu gestrichen. Sie hatte einen hellen Orangeton gewählt, der den Eindruck vermittelte, als schiene ständig die Sonne im Zimmer. Außerdem hatten sie gemeinsam einen neuen Holzfußboden verlegt. Chris hatte sich auch einen praktischen neuen Schreibtisch und dazu passende Schränke in hellen Farben geleistet. Jetzt stand ihr Computer hier im Arbeitszimmer und ihre Ordner mit wichtigen Unterlagen hatte sie in die Schränke eingeräumt. Sie erwachte aus ihren Grübeleien und ihr Blick fiel wieder auf die Zeichnung, an der sie gerade arbeitete. Chris hatte sich ein schönes in Leder gebundenes Notizbuch gekauft, in dem sie alle ihre bisherigen Erlebnisse mit Vincent aufgeschrieben hatte. Sie schloss es jedes Mal gewissenhaft wieder in ihrem Schreibtisch ein, wenn sie darin geschrieben hatte. Auch hatte sie die Zeichnungen der Kammer der Winde, von Vater und Mouse noch einmal darin wiederholt, die sie bei Vater zurückgelassen hatte. Diese hatte sie noch durch einige andere ergänzt, so z. B. Vaters Kammer mit den vielen Büchern, den See mit Wasserfall und natürlich Vincent. Sie war gerade dabei die letzten Einzelheiten an Vincents Zeichnung zu beenden. Chris betrachtete sehnsüchtig sein Bild; den leicht traurigen Blick, mit dem er sie direkt anzuschauen schien. Sie legte seufzend den Bleistift zur Seite, schloss das Buch und verstaute es wieder sicher in ihrem Schreibtisch. Beim Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass sie wieder einmal viel zu lange am Schreibtisch gesessen und gezeichnet hatte. Darüber konnte sie häufig völlig die Zeit vergessen. Es war fast 23:00 Uhr. Chris erhob sich, löschte das Licht und verließ das Zimmer. Sie ging noch einmal hinauf auf ihre Terrasse, um vor dem Schlafen gehen etwas frische Luft zu atmen. Sie hatte sich angewöhnt, abends immer noch einmal nachzusehen, ob nicht doch eine Nachricht von Vincent da wäre; leider bisher immer vergeblich. Sie trat hinaus ins Freie und ihr Blick schweifte schon fast routinemäßig auf der Suche umher, als sie etwas Weißes auf ihrem Holztisch unter der Laterne entdeckte. Ihr Herz begann sofort schneller zu schlagen und mit drei raschen Schritten war sie dort und riss das Blatt Papier an sich. Sie faltete es auseinander und ihr Blick fiel auf die Unterschrift. Endlich eine Nachricht von Vincent! Sie drückte sie glücklich an die Brust und lief rasch wieder hinunter in ihre Wohnung, um sie bei Licht besser lesen zu können. Im Wohnzimmer ließ sie sich in ihren Sessel fallen, atmete einmal tief durch und faltete das Blatt auseinander. Vincent schrieb:

 

Meine liebe Chris,

ich hatte versprochen, dir Mouse und meinen Sohn Jacob vorzustellen. Da wir beim letzten Mal nicht dazu gekommen sind, möchte ich dies gerne nachholen. Wenn es dir Recht ist, dann erwarte ich dich am kommenden Freitag gegen 20:00 Uhr an der üblichen Stelle.

Ich freue mich auf dich!

Vincent

 

Chris las den kurzen Text dreimal durch. Jedes Mal hüpfte ihr Herz vor Freude bei der letzten Zeile. „Ich freue mich auf dich!“ hatte er geschrieben. Nur noch zwei Tage, dann würde sie Vincent wiedersehen.

 

Der kleine Junge mit dem blonden Lockenkopf und den blauen Augen zupfte Chris am Ärmel. „Du, Chris? Darf ich auf deinem Schoß sitzen?“ Er schaute sie mit großen Augen erwartungsvoll an und steckte verlegen einen Finger in den Mund. Chris legte das aufgeschlagene Buch zur Seite, aus dem sie gerade vorgelesen hatte und hob das Kind auf ihren Schoß. „Aber natürlich darfst du das Tommy.“ Der Junge schmiegte sich glücklich an ihre Brust und fasste mit seinen kleinen Händchen vorsichtig in ihre Haare. Er schien von der Farbe fasziniert. Chris hatte plötzlich einen Klos im Hals und musste mehrmals schlucken, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr plötzlich in die Augen schossen. Sie dachte an die vielen Male, wo sie so mit Peter auf dem Schoß dagesessen und ihm vorgelesen hatte. Chris schloss für einen Moment die Augen und drückte das Kind fest an sich. Sie genoss das Gefühl, den kleinen warmen Körper in ihren Armen zu spüren und träumte für einen kurzen Moment, es sei Peter. Die anderen Kinder, die im Halbkreis um sie herum auf dem Boden saßen, wurden unruhig. „Lies weiter, Chris!“ und  „Ja, es war gerade so spannend.“ kam es aus dem Kreis der kleinen Zuhörer. Chris riss sich aus ihren Träumen los, nahm das Buch wieder auf und räusperte sich. „Es geht schon weiter.“ beruhigte sie die Kinder, die darauf sofort wieder verstummten und sie erwartungsvoll ansahen, um der Geschichte von dem Kaninchen und dem Pferdchen weiter zu lauschen.

Der Raum hatte sich bis auf den kleinen Tommy geleert. Die Mütter hatten fast alle ihre Kinder abgeholt und waren nach Hause gegangen. Nur Tommys Mutter führte noch ein Einzelgespräch mit Linda und so waren die beiden alleine zurückgeblieben. Der Kleine schien es zu genießen, Chris für sich zu haben und ihre gesamte Aufmerksamkeit zu erhalten. Sie spielten mit Bauklötzen und bauten zusammen ein Haus. „Hast du auch Kinder?“ fragte Tommy unvermittelt. Die Frage traf Chris völlig unvorbereitet und sie wusste erst nicht, was sie antworten sollte. Sie beschloss schließlich, ihm die Wahrheit zu sagen. Es gab keinen Grund, das Kind zu belügen. „Ja, ich hatte auch ein Kind, einen kleinen Sohn. Er hieß Peter. Er ist nur 9 Jahre alt geworden. Er war sehr krank. Vor vier Monaten ist er gestorben.“ Der kleine Tommy schaute sie mit großen Augen an. „Warst du traurig, als er gestorben ist?“ Chris Augen wurden feucht und zwei Tränen rannen über ihr Gesicht. „Ja, ich war sehr traurig. Es tut heute noch weh.“ Tommy nickte verständnisvoll wie ein Erwachsener. „Mein Papa ist auch tot. Das macht mich sehr traurig.“ Er kam zu Chris herüber, die zwischen den Bauklötzen auf dem Boden saß, schlang seine Ärmchen um ihren Nacken und drückte sich an sie. Chris zog das Kind fest in ihre Arme und so verharrten sie eine Weile, sich gegenseitig tröstend. Schließlich löste sich das Kind wieder von ihr. „Sei nicht traurig Chris, jetzt hast du ja mich. Kommst du nächste Woche wieder?“ Er schaute sie fragend und hoffnungsvoll an. Chris musste unwillkürlich lächeln über die kindliche Logik. „Ja, ich komme nächste Woche wieder.“ Im Türrahmen erschienen Linda und Tommys Mutter. „Komm Tommy, wir gehen nach Hause.“ Tommy verabschiedete sich von Chris. „Bis nächste Woche!“ Chris winkte ihm lächelnd nach, als er den Raum durchquerte. An der Tür schien er es sich noch einmal anders überlegt zu haben. Er kam zurückgelaufen, umarmte Chris heftig und küsste sie auf den Mund. Dann rannte er rasch aus dem Raum.

Linda und Chris saßen noch bei einer Tasse Kaffee im Viertelladen zusammen. „Ich glaube, du hast eine Eroberung gemacht. Tommy ist ja richtig in dich verliebt.“ Chris erwiderte lächelnd: „Ja, der Kleine ist wirklich süß. Man muss ihn einfach mögen.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Er sagt, sein Vater wäre gestorben. Stimmt das?“ Linda nickte traurig mit dem Kopf. „Es stimmt, was der Junge gesagt hat. Sein Vater ist vor einem halben Jahr von einem Auto überfahren worden und gestorben. Jetzt ist die Mutter mit dem Kind alleine und muss sehen, wie sie beide durchbringt. Seit unser Laden offen ist, kommt sie regelmäßig her und holt sich preiswerte Lebensmittel, Spielsachen und Kleidung für Tommy. Das ist eine große Hilfe für sie. Ich habe ihr auch geholfen, die Angelegenheiten mit den Behörden und der Versicherung zu regeln.“ Linda trank einen Schluck Kaffee und wechselte dann das Thema. „Wie hat es dir heute gefallen mit den Kindern? Glaubst du, dass das etwas für dich ist?“ Chris nickte zustimmend. „Ja, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich würde das gerne regelmäßig machen. Und wenn du noch mehr Hilfe brauchst, dann helfe ich gerne auch öfter mit im Laden, falls du mich brauchen kannst?“ Linda war offensichtlich ganz begeistert. „Ob ich dich brauchen kann! Was für eine Frage, natürlich! Ich freue mich sehr, wenn du weiter mithelfen willst. Du hast scheinbar einen guten Draht zu den Kindern. Wir wollen auch noch einmal in der Woche eine Bastelstunde für Kinder anbieten. Das wäre doch was für dich, oder?“ Chris nickte zustimmend. „Ich bin dabei.“

Die beiden Frauen plauderten noch eine ganze Weile und schmiedeten Pläne. Schließlich verabschiedete sich Chris mit einer herzlichen Umarmung von Linda und machte sich auf den Heimweg, in Gedanken schon beim morgigen Abend und Vincent.





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rosal
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 03.10.08, 00:45  Betreff:  Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Super ich hin und wech du bist Spitze





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Uschi-Nessaja
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 06.10.08, 15:45  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Und weiter geht's  

Kritik an Anregungen werden wie immer gerne angenommen. Nur keine Scheu und her damit.

Kapitel 15

 

Wieder einmal wartete Chris an dem ihr nun schon vertrauten Tunneldurchgang auf Vincent. Sie dachte darüber nach, wie merkwürdig das Leben doch manchmal sein konnte. Noch vor vier Wochen hätte sie jeden für verrückt erklärt, der ihr gesagt hätte, sie würde einmal freiwillig unter New Yorks Straßen durch dunkle, staubige Tunnel wandern. Heute kam ihr dies völlig selbstverständlich und normal vor. Sie verspürte keinerlei Angst oder Unsicherheit hier unten. Dabei hatte sie noch bis vor kurzem ein gewisses Unbehagen bei Dunkelheit gehabt. Das war nun wie fortgeblasen. In Vincents Nähe fühlte sie sich völlig sicher und ohne Angst. Sie war sehr gespannt auf die heutige Begegnung. Wie würde es sein, Mouse und Jacob zu sehen? Dass Vincent ihr sein Kind vorstellen wollte, war in ihren Augen ein großer Vertrauensbeweis. Ihr wurde ganz warm ums Herz bei dem Gedanken.

Ein leises Knirschen drang an ihr Ohr und Chris richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Ankunft von Vincent. Bei seinem Anblick begann ihr Herz wieder schneller zu schlagen, so sehr sie sich auch bemühte, ihre Aufregung zu unterdrücken. Sie eilte ihm mit schnellen Schritten entgegen und ehe sie sich zurückhalten konnte, hatte sie schon ihre Arme um ihn geschlungen und schmiegte sich an seine Brust. Sie atmete tief den nun schon vertrauten Geruch ein und spürte seine Wärme. Es kam Chris vor wie eine Ewigkeit, seit sie ihn nicht gesehen hatte, dabei waren es nur wenige Tage gewesen. Glücklich schloss sie die Augen. Vincent war überrascht über Chris’ heftige Reaktion. Nach kurzem Zögern zog er sie jedoch fest in seine Arme und senkte seine Nase in ihr duftendes Haar. So standen sie eine ganze Weile, ohne zu sprechen. Schließlich öffnete Chris die Augen, hob den Kopf und schaute Vincent ins Gesicht. Sie musste schlucken und sich erst einmal sammeln, ehe sie in der Lage war, etwas zu sagen. „Vincent, ich bin so glücklich, dich zu sehen. Ich habe dich vermisst.“  Vincent schaute hinunter auf ihr lächelndes Gesicht und war sich ihres Körpers in seinen Armen sehr bewusst. Sein Puls hatte sich beschleunigt und er stellte fest, dass er sie ebenfalls vermisst hatte, vielleicht mehr als er sollte. Vincent konnte nicht anders, er musste sie berühren, ihre Nähe spüren, um sich selbst zu versichern, dass dies Realität war und kein Traum. Er löste einen Arm von ihr, hob die Hand und streichelte sanft mit seinen Fingern über ihre Wange. Chris wagte kaum zu atmen und die Haut prickelte, wo Vincent sie berührt hatte. Endlich fand Vincent seine Sprache wieder und antwortete leise, beinahe zärtlich: „Ich habe dich auch vermisst. Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe. Ich musste zuerst über einige Dinge nachdenken.“ Auf ihren fragenden Gesichtsausdruck hin fuhr er fort: „Lass’ mir bitte noch ein Wenig Zeit; später werde ich dir alles erzählen.“ Chris nickte zustimmend. Sie fühlte sich leicht schwindelig und ihr Mund war ganz trocken. Vincent löste sich von ihr und fasste ihre Hand. „Komm, Mary wartet mit Jacob auf uns. Sie passt auf ihn auf, wenn ich nicht da bin.“ Sie wanderten langsam Hand in Hand durch den Tunnel. Chris brauchte einige Zeit, um wieder klar denken zu können. Vincents Berührung hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. So gingen sie eine Weile schweigend nebeneinander her. Schließlich war es Vincent, der die Stille unterbrach. „Jacob wird in drei Tagen ein Jahr alt.“ Er verstummte wieder und Chris traf eine Welle der Trauer und des Schmerzes. Ihr wurde schlagartig klar, dass es Vincents Gefühle waren, die sie aufgefangen hatte. Wenn sie mit ihm zusammen war, ließ sie bewusst alle Mauern fallen. Vor ihm wollte sie sich nicht abschotten, sondern alle Gefühle mit ihm teilen. Chris schaute ihn mitfühlend von der Seite an. „Dann ist es ein Jahr her, dass Catherine gestorben ist.“ Sie drückte seine Hand und Vincent nickte ihr dankbar zu. „Das wird bestimmt kein leichter Tag für dich. Was wirst du tun?“ „Ich habe mich mit Mouse verabredet. Wir brauchen für unsere Vorräte eine größere Kammer und wollen eine Wand entfernen. Körperliche Arbeit hilft mir, mich abzulenken.“ Chris nickte verstehend. Vincent atmete einmal tief durch. „Wir sind da. Das ist Marys Kammer.“ Er ging voraus und sie betraten einen sehr gemütlich eingerichteten Raum, in dem diverse Kerzen brannten und einen warmen Schein verbreiteten. Eine ältere grauhaarige Frau mit einem Kind auf dem Arm kam ihnen entgegen und begrüßte sie freundlich. „Hallo Mary!“ sprach Vincent sie an. „Darf ich dir Chris vorstellen? Ich hab dir schon von ihr erzählt.“ Die beiden Frauen sahen sich lächelnd an und Chris fühlte sich gleich zu der älteren Frau hingezogen.“ Mary lächelte sie warmherzig an und schüttelte herzlich ihre Hand. „Hallo Chris! Willkommen! Das hier ist Jacob.“ „Vielen Dank für die freundliche Begrüßung Mary.“ Chris schaute fasziniert auf den kleinen Jacob, was absolut auf Gegenseitigkeit beruhte. Das Kind hatte seit dem Eintreten von Chris kein Auge von ihr gelassen. Er starrte sie gebannt mit großen Augen an. Vincent nahm Mary das Kind ab und hob es auf seine Arme. „Vielen Dank für die Hilfe Mary. Ich bringe Jacob in einer Stunde wieder zurück, wenn er ins Bett muss.“ „In Ordnung Vincent, bis später.“ antwortete Mary, als sie die Kammer verließen. Chris war überrascht und folgte Vincent zögernd wieder hinaus in den Tunnel. Er ging vor ihr her und betrat nach kurzer Zeit eine neue Kammer. Er drehte sich am Eingang zu Chris herum. „Willkommen in meinem Reich. Hier wohne ich.“ Er lächelte und ließ sie zuerst hinein gehen. Chris betrat gespannt den Raum und sah sich neugierig um. Sie hatte nicht gedacht, dass Vincent ihr seine Kammer zeigen würde. Ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken, dass er ihr Einblick in diesen intimen Bereich gewähren wollte. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte; jedoch das nicht! Ihr Blick fiel auf schöne dunkle Holzmöbel, Regale gefüllt  mit vielen interessanten Schätzen, Statuen, hübsche Lampen und natürlich Bücher! Sie strich zärtlich mit den Fingern über die Lederrücken und war völlig fasziniert. Es gab so viel zu entdecken. Sie nahm verschiedene Dinge, die auf den Regalen lagen, in die Hand und überlegte, woher sie wohl gekommen sein mochten. Was würde der ehemalige Besitzer sagen, wenn er wüsste, wo der Gegenstand nun gelandet war. Sie musste unwillkürlich schmunzeln bei der Vorstellung. Vincent hatte seinen Umhang abgelegt und sich mit Jacob auf das Bett gesetzt, das mit einer bunten Tagesdecke und vielen Kissen bedeckt war. Der Junge folgte jedem ihrer Schritte mit den Augen. Chris ging zu Vincent hinüber und legte ihre Jacke über einen Stuhl, der zusammen mit einigen anderen um einen Holztisch gruppiert war. Dabei war auch ein wunderschöner Stuhl mit einer hohen Lehne, die diverse Schnitzereien aufwies. Chris überlegte, ob dies wohl Vincents Lieblingsstuhl war. Sie ließ ihren Blick über den Tisch wandern und entdeckte neben etlichen Kerzen ein in Leder gebundenes Buch ohne Aufschrift und daneben einen Füllfederhalter. Bestimmt war dies Vincents Tagebuch. Es passte zu ihm, dass er seine Gedanken und Gefühle in einem Buch festhielt. Sie überlegte, ob er auch etwas über sie geschrieben hatte und was dies wohl war. Sie sah es förmlich vor sich, wie Vincent bei Kerzenschein in dem Lehnstuhl am Tisch saß und in das Buch schrieb. Als sie aufschaute, entdeckte sie an der Wand ein Bild. Es zeigte Vincent und eine Frau in seinen Armen. Chris trat näher und schaute das Bild genau an. Eine leichte Trauer überkam sie, denn die Frau auf dem Bild konnte nur Catherine sein. Sie war sehr schön und man konnte deutlich an Vincents Gesicht sehen, wie sehr er sie geliebt hatte. Der Maler hatte alle Details wunderbar festgehalten. "Das ist Catherine." Vincents leise Stimme riss Chris aus ihren Gedanken. "Sie ist sehr schön." antwortete Chris bewundernd. "Und sie sieht sehr warmherzig aus. Ich denke, ich hätte sie gemocht." "Bis vor kurzer Zeit habe ich es nicht ertragen können, das Bild anzusehen. Es stand umgedreht in einer Ecke. Aber jetzt hatte ich das Bedürfnis, es aufzuhängen." "Das kann ich sehr gut verstehen." Chris trat zu Vincent ans Bett.  „Dein Raum ist wunderschön Vincent.“ Sie strahlte und ihre Augen leuchteten begeistert. Sie schaute auf Vincent und das Kind hinunter und lächelte über das harmonische Bild. Jacob hielt sich mit seinen Händchen an Vincents Weste fest. „Was für ein hübsches Kind, Vincent. Er hat deine Augen.“ Vincent stand auf und schaute sie fragend an. „Willst du ihn auch einmal halten?“ Chris zögerte. „Ich weiß nicht Vincent. Er kennt mich ja noch gar nicht. Ich möchte ihm keine Angst machen.“ Das Kind schien da völlig anderer Meinung. Sobald Vincent aufgestanden war, streckte Jacob Chris seine Ärmchen hin und lehnte sich zu ihr hinüber. Chris nahm ihn, überrascht durch die Reaktion, auf den Arm und schaute in seine Augen, die Vincents so ähnlich waren. Das Kind lächelte sie an, spielte mit ihren Haaren und zupfte fasziniert an ihrem Pullover. Chris hatte einen grünen Samtpullover gewählt, der ihre Augen zur Geltung brachte und von dem sich ihre Haare wunderschön abhoben. Chris’ Herz schmolz wie Butter in der Sonne und sie war gleich hoffnungslos verliebt in das Kind. Jacob drückte sich an sie und schlang seine Ärmchen um ihren Hals. „Bitte, setz dich doch.“ forderte Vincent sie auf und Chris ließ sich vorsichtig auf seinem Bett nieder. Vincent setzte sich  neben sie und schaute gerührt zu, wie sich sein Sohn in Chris Arme schmiegte. Chris schloss die Augen und zwei Tränen rannen über ihr Gesicht, als sie die Erinnerungen zu überwältigen drohten. Sie spürte eine sanfte Berührung und ein Arm legte sich um ihre Schulter. Sie öffnete die Augen und schaute in Vincents Gesicht. Er rückte ganz dicht an sie heran, sodass sich ihre Körper berührten; seine Wärme und Nähe boten ihr Trost. Vincent wischte sanft mit seiner Hand die Tränen von ihrem Gesicht. „Es tut mir leid. Ich hätte daran denken sollen, dass dich das traurig macht.“ Chris schüttelte den Kopf. „Nein Vincent, das braucht dir nicht leid zu tun. Ich muss mich daran gewöhnen, nicht immer gleich loszuheulen, wenn ein Kind in meine Nähe kommt.“ Sie lächelte Jacob an und wischte die restlichen Tränen entschlossen fort. Jacob wollte ihr wohl dabei helfen und patsche mit seinen Händchen auf ihrem Gesicht herum. Vincent und Chris mussten darüber lachen und Jacob klatschte fröhlich dazu in die Hände. So saßen sie eine ganze Weile einträchtig zusammen und Vincent berichtete über Jacobs neueste Abenteuer. In der letzten Woche hatte er es geschafft in die Tunnel davon zu krabbeln, als Mary einmal einen Augenblick nicht hingeschaut hatte. Eine größere Suchaktion war die Folge gewesen und man hatte Jacob schließlich fröhlich und munter in Mouse’ Kammer gefunden, wo er die verschiedenen Geräte und technischen Wunderwerke bestaunte. Der Junge war sehr agil und fast immer in Bewegung. Um so erstaunter war Vincent nun, wie ruhig er auf Chris’ Schoß saß und vergnügt beschäftigt war, ihre Haare zu verknoten.  Als es Zeit war, Jacob ins Bett zu bringen, kehrten Vincent und Chris zurück zu Marys Kammer. Als Chris Jacob wieder an Mary übergeben wollte, begann dieser zu weinen und hielt sich an ihrem Pullover fest. Er war offensichtlich noch nicht bereit, sich von ihr zu trennen. Chris redete sanft und beruhigend auf das Kind ein und die Tränen versiegten so rasch, wie sie gekommen waren. Chris schaute Mary und Vincent fragend an. „Soll ich ihn ins Bett bringen? Vielleicht lässt er sich dann überreden zu schlafen.“ Das ist ein sehr guter Vorschlag.“ Mary nickte zustimmend. „Ich habe sowieso noch Wäsche zu flicken.“ „Vincent?“ Chris schaute fragend zu ihm auf. Ein rätselhafter Ausdruck war auf Vincents Gesicht erschienen, den sie nicht deuten konnte. Er schaute sie und das Kind, das seine Ärmchen fest um ihren Hals geschlungen hatte, schweigend an. Für einen Moment hatte er sich erlaubt zu träumen. Vincent gab sich selbst einen Ruck und antwortete schließlich: „Natürlich kannst du das gerne machen, wenn es dir nichts ausmacht.“ „Nein, überhaupt nicht. Ich mache das gerne.“ Schließlich lag Jacob in seinem Holzbettchen und Vincent hatte sich in den Sessel daneben gesetzt, während Chris am Bettchen stand und auf das schläfrige Kind hinab schaute. Jacob hatte den Kampf mit dem Schlaf noch nicht aufgegeben und öffnete immer wieder halb seine Augen, wie um sich zu vergewissern, dass Chris noch da war. Vincent las mit seiner schönen sanften Stimme leise aus dem Dschungelbuch vor. Zwar verstand Jacob wahrscheinlich noch nicht viel von dem, was er hörte, jedoch Vincents Stimme wirkte beruhigend auf ihn und schließlich gewann der Schlaf die Oberhand. Sein ruhiges und gleichmäßiges Atmen verriet endlich, dass er eingeschlafen war. Vincent klappte das Buch zu und legte es zur Seite. Er schaute zu, wie Chris sich über das Bettchen beugte und Jacob sanft über die Wange strich. Er sah in ihr Gesicht und bei dem Ausdruck, der darauf lag, bekam er feuchte Augen und musste heftig schlucken. Chris küsste Jacob sanft auf die Stirn und richtete sich wieder auf. Sie drehte sich zu Vincent herum und ihre Blicke trafen sich. Vincent streckte seine Hände aus und zog Chris impulsiv in seine Arme, um sie zärtlich an sich zu drücken. So standen sie eine Weile dort und schauten auf das schlafende Kind hinunter. Mary hatten beide völlig vergessen, die ganz still in der anderen Ecke des Raumes saß, die Näharbeit unbeachtet auf dem Schoß. Sie schaute gerührt Vincent und Chris zu. Beim Ausdruck auf Vincents Gesicht war ihr gleich klar gewesen, dass da mehr war als bloße Freundschaft zwischen den beiden. Sie lächelte und flüsterte fast unhörbar vor sich hin: „Viel Glück Kinder!“ Schließlich erwachten beide aus ihrer Träumerei und wurden sich bewusst, wo sie sich befanden. Chris löste sich leicht verlegen von Vincent und schaute schuldbewusst zu Mary hinüber, als hätte man sie bei etwas Verbotenem ertappt. Ihr Blick begegnete Marys lächelnden, wissenden Augen und eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. „Ich glaube, wir gehen jetzt besser, Vincent. Wir halten Mary vom Schlafen ab.“ Vincent schaute ebenfalls etwas verlegen drein und stimmte ihr zu. „Ja, du hast Recht.“ Die beiden verabschiedeten sich von Mary, wünschten ihr eine gute Nacht und verließen ihre Kammer. Mary blickte ihnen lächelnd nach und seufzte glücklich. Im Gang zu Mouse’ Kammer begegnete den beiden ein etwa 10-jähriger Junge mit einem Zettel in der Hand. Er lächelte scheu zu Chris hinauf, übergab Vincent die Nachricht, denn darum handelte es sich offensichtlich, und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Vincent schaute ihm etwas verwundert nach und faltete das Blatt auseinander. „Eine Nachricht von Mouse. Er entschuldigt sich, dass er nicht kommen kann. Er muss etwas Wichtiges erledigen.“ Vincent schaute auf und seufzte resignierend. „Typisch Mouse! Wer weiß, was ihm wieder in den Sinn gekommen ist. Verzeih’ bitte, das Treffen müssen wir leider verschieben.“ Er schaute Chris entschuldigend an. Chris war ins geheim froh über die Absage. Ihr war momentan nicht nach weiterer Gesellschaft. Viel lieber wollte sie mit Vincent alleine sein. „Das macht gar nichts, dann ein anderes Mal.“ Sie schaute lächelnd zu Vincent auf. „Du hast mir doch neulich von einer Stelle erzählt, wo man im Wasser den Himmel sehen kann. Heute ist der Himmel klar und es ist Vollmond. Das muss wunderschön aussehen.“ Vincent lächelte begeistert. „Oh ja, das ist eine gute Idee! Komm, ich werde dir den Ort zeigen.“ Er nahm ihre Hand und führte sie noch tiefer hinein in das Labyrinth der Tunnel.





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rosal
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 07.10.08, 22:42  Betreff:  Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

wow super ich kann nicht mehr aufhören zu lesen mehr mehr spitze hab scho küberl neben mir wegen sabbern



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Uschi-Nessaja
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New PostErstellt: 09.10.08, 12:33  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Hi Mädels,

legt schon mal den Wischmop bereit.

Kapitel 16

 

Vincent und Chris standen am Rande des Spiegelteiches und schauten hinab auf seine unbewegte Oberfläche. In der Welt oben war es schon vollständig dunkel, der Himmel wolkenlos und übersät mit Sternen. Vincent hatte die mitgebrachte Laterne im angrenzenden Tunnel stehen lassen, sodass kein Licht das wunderbare Bild stören konnte. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte Chris Vincent neben sich und die nähere Umgebung gut erkennen, obwohl der Vollmond in dem kleinen Ausschnitt des Himmels, der sich im Wasser spiegelte, noch nicht zu sehen war. Chris wandte sich staunend an Vincent. Sie flüsterte, um die fast magische Atmosphäre nicht zu stören. „Das ist wunderschön, Vincent. In deiner Welt gibt es so viele märchenhafte Dinge; es kommt mir vor wie ein Traum.“ Chris stand dicht neben Vincent und umfasste mit beiden Händen seinen Arm. Vincent schaute sie von der Seite an und sah ihren faszinierten Gesichtsausdruck. In diesem Moment fasste er einen Entschluss. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich über etwas Bestimmtes nachgedacht habe.“ Vincent stockte. Es fiel ihm nicht leicht, darüber zu sprechen. Chris schaute ihn erwartungsvoll an. „Ja, was ist es?“ Vincent löste sich von ihr, legte seinen Umhang am Rande des Teiches auf den Boden vor einen großen Stein und ließ sich auf den Boden sinken. Er hielt ihr seine Hand hin. „Komm, setz dich. Ich werde es dir erzählen.“ Erwartungsvoll und gespannt setzte sich Chris neben Vincent. Der Sand unter ihnen war weich und warm. Sie lehnte sich an den großen Stein und wartete. Ihr Herz hatte begonnen, schneller zu schlagen. Ihre Körper berührten sich nicht, jedoch konnte sie seine Wärme spüren und war sich seiner Nähe sehr bewusst. Nach einer kurzen Pause begann Vincent leise von seinem Traum zu erzählen, in dem Catherine und auch Chris vorgekommen waren. Chris hörte angespannt zu und wagte fast nicht zu atmen. Schließlich schilderte Vincent Vaters Deutung des Traumes, dass Catherine mit einer – wie auch immer gearteten – Beziehung zwischen Chris und Vincent einverstanden sei. „Ich denke, Vater hat recht mit seiner Vermutung.“ endete Vincent schließlich seine Erzählung. Chris stieß langsam den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte. Eine ganze Weile war es still. Chris musste das Gehörte erst einmal verarbeiten. Sie war erschüttert über die Tatsache, dass die Verbindung von Vincent und Catherine so tief gewesen war, dass sie selbst über den Tod hinaus reichte. Sie überkam eine große Niedergeschlagenheit. Wie konnte sie hoffen, Vincent jemals auch nur annähernd so nahe zu kommen? War ihre Hoffnung darauf nicht völlig sinnlos? Ihr kam es so vor, als ob Catherine in diesem Augenblick ganz deutlich zwischen ihnen stehen würde. Sie war noch so tief in Vincents Herz und Bewusstsein verankert, dass für Weiteres dort kein Platz schien. Chris konnte nicht länger sitzen bleiben. Sie stand auf und ging nervös auf und ab. Die Verzweiflung drohte sie zu überwältigen und ihr kamen die Tränen. Sie versuchte diese mit Gewalt zurückzudrängen, aber es gelang ihr nicht. Sie verharrte am Rande des Teiches und blickte auf die Oberfläche. Vincent spürte instinktiv ihre innere Unruhe und intensiven Gefühle, die sie bewegten. Er erhob sich und trat hinter Chris. Er legte seine Hände auf ihre Schultern. Chris zuckte zusammen bei der Berührung. Sie fühlte Vincents warme Hände und widerstand nur mit Mühe der Versuchung, sich in seine Arme zu werfen. „Sag mir, was dich bewegt.“ Vincents sanft flüsternde Stimme verursachte eine Gänsehaut, die über ihren ganzen Körper lief. Chris schüttelte den Kopf. Vincent drehte sie zu sich herum und hob ihr Kinn mit seiner Hand an, sodass sie ihn anschauen musste. Chris versuchte ihren Kopf wegzudrehen, damit er ihre Tränen nicht sah. Vincent war jedoch unerbittlich und hielt sie fest. „Bitte Chris, du kannst mir alles sagen.“ Chris schloss die Augen, sie konnte seinen intensiven Blick nicht mehr ertragen. Stockend und mit leiser Stimme antwortete sie schließlich: „Ich habe Angst, dass Catherine für immer zwischen uns stehen wird. Ich habe Angst, dass eure Beziehung so tief und intensiv war, dass in deinem Herzen kein Platz ist für jemand anders ...“ An der Stelle musste sie eine Pause machen, um Mut für den Rest zu sammeln. „ ...  für mich.“ „Schau mich an Chris.“ Vincents sanfte Stimme klang zärtlich. „Bitte!“ Chris öffnete zögernd die Augen und blinzelte die Tränen fort, die ihren Blick verschleierten. Vincent schaute ihr in die Augen. Er nahm ihre Hände und zog sie an die Brust. „Catherine wird immer ein Teil von mir bleiben. Du hast recht, ich habe sie sehr geliebt. Aber es stimmt nicht, dass kein Platz in meinem Herzen mehr für andere ist. Wir kennen uns jetzt vier Wochen. Mir kommt es aber viel länger vor. Du bist mir schon sehr vertraut, so als ob es bereits Jahre wären. Du bist für mich sehr wichtig; schon ein Teil meines Lebens, auf den ich nicht mehr verzichten will, verzichten kann.“ Er hob eine Hand und streichelte sanft ihr Gesicht. Dann ergriff er wieder ihre Hand und legte sie auf seine Brust, dort wo sein Herz heftig pochte. Seine Stimme wurde ganz weich und Chris kam es vor, als ob sie ihre Seele streicheln würde, sie zitterte. „Ich wiederhole es noch einmal: Es stimmt nicht, dass nur Platz für Catherine in meinem Herzen ist. Du bist schon darin. Es schlägt auch für dich.“ Er drückte ihre Hand fest gegen seine Brust. „Fühle es!“ Chris konnte ihre heftigen Gefühle nicht mehr unterdrücken. Schluchzend sank sie an Vincents Brust und schlang ihre Arme um ihn. Vincent zog sie fest an sich, streichelte ihr Haar und ihren Rücken und flüsterte leise tröstende Worte in ihr Ohr. Als ihr Weinen nach einigen Minuten verebbt war, ließ sich Vincent wieder auf seinem Umhang nieder, lehnte sich gegen den Stein und zog Chris in seine Arme. So saßen sie eng umschlungen, Chris an Vincents Brust gelehnt, den Kopf an seiner Schulter. Vincent spürte ihr weiches Haar an seinem Kinn. Er beugte sich leicht hinunter und streifte mit seinen Lippen Chris’ Schläfe. Er verspürte eine heftige Zuneigung und ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Chris hatte bei Vincents Worten wieder neue Hoffnung geschöpft. Nun empfing sie das Echo seiner Gefühle und dies ließ ihr Herz wieder schneller schlagen. Vincent hatte seine Arme fest um sie gelegt und Chris fühlte sich völlig geborgen und glücklich in diesem Moment.  Sie fühlte sich leicht benommen; die Achterbahnfahrt der Gefühle hatte sie erschöpft. Sie schloss die Augen und seufzte. „Fühlst du dich besser?“ Vincent sprach leise und sanft in ihr Ohr. Sie spürte seinen warmen Atem auf dem Gesicht. „Ja. Entschuldige bitte meinen Ausbruch Vincent. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Plötzlich hatte ich das starke Gefühl des Verlustes. Ich hatte Angst, du würdest mich verlassen und nicht mehr wiedersehen wollen. Das war dumm von mir.“ Chris war froh über die Dunkelheit. So konnte Vincent ihre geröteten Wangen nicht sehen. Vincent hob die Hand und drehte ihr Gesicht ein Wenig herum, sodass er sie anschauen konnte. „Starke Gefühle können niemals dumm sein. Bitte versprich mir, dass du mir immer sagst, was du empfindest.“ Seine Finger strichen sacht über ihr Kinn. Chris musste schlucken, plötzlich war ihr Mund ganz trocken und sie konnte nur flüsternd antworten: „Ich verspreche es dir, Vincent.“ In diesem Moment breitete sich ein silbernes Licht in der Höhle aus und beide schauten auf das Wasser. Der Vollmond war am Rand des Himmelsausschnittes erschienen und erhellte mit seinem Schein den Raum. Vincent und Chris empfanden diesen Moment als besonders und beinahe magisch und beide überlief ein Schauer. Sie sahen wie gebannt eine geraume Zeit lang zu, wie der Mond sich langsam vom Rand löste und sich auf seine Wanderung quer über den Teich begab. Schließlich flüsterte Chris ehrfürchtig: "Oh Vincent, das ist wunderschön. So habe ich den Vollmond oben noch nie gesehen. Dieses Wunder kann man nur hier in deiner Welt erleben." Sie schaute Vincent ins Gesicht, das durch den Mondschein erhellt wurde. Bei den besonderen Lichtverhältnissen sah es faszinierend aus. Sie hob ihre Hand und streichelte sanft von seiner Schläfe bis hinunter zur Wange. Vincent sah auf sie hinunter und war überwältigt von ihrer Schönheit. Ihre grünen Augen leuchteten förmlich im Mondlicht. Von ihrem Gesicht waren die Gefühle deutlich abzulesen. Vincent sah Vertrauen, Liebe und Leidenschaft. Wo ihre Finger ihn berührt hatten, fühlte sich die Haut heiß an und prickelte. Er beugte sich langsam hinunter und küsste zärtlich und sanft ihre feuchten leicht geöffneten Lippen. Chris war völlig überrumpelt. Das hatte sie nicht erwartet. Sie fühlte sich schwindelig und ihr war mit einem Mal ganz heiß. Sie legte ihren Kopf an Vincents Brust und schloss die Augen. Am liebsten wollte sie so sitzen bleiben und nie wieder aus dem schönen Traum erwachen. Vincent fühlte sich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder glücklich und unbeschwert. Dieses Gefühl hatte er seit Catherines Tod nicht wieder so intensiv erlebt wie jetzt. Es hatte kurze glückliche Momente mit Jacob gegeben, aber diese waren nicht zu vergleichen mit dem, was ihn jetzt bewegte. Ein kleiner Funke Hoffnung regte sich in seiner Brust, dass ein glückliches Leben für ihn doch noch möglich sein könnte. Schließlich löste sich Chris bedauernd aus Vincents Armen und schaute ihm lächelnd ins Gesicht. "Ich glaube, wir müssen wieder zurück. Man wird dich vermissen und auf mich wartet mein Mitbewohner. Er wird sich fragen, wo ich bleibe." Sie schmunzelte bei dem Gedanken, wie Moses nervös im Flur auf und ab lief. Vincent lächelte ebenfalls. "Ich fürchte, du hast Recht." Er erhob sich und zog Chris auf die Beine. Chris warf noch einen letzten Blick auf den Spiegelteich, wo der Vollmond gerade am gegenüber liegenden Rand angekommen war. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht, wie lange sie hier so gesessen hatten. Es mussten Stunden gewesen sein, die allerdings für ihr Gefühl viel zu schnell vergangen waren. Ein Wenig traurig löste sie ihren Blick von dem wunderschönen Bild, nahm Vincents Hand und folgte ihm zurück zu dem Tunnel unter ihrem Wohnhaus. Viel zu schnell, so kam es Chris vor, war der Weg zurückgelegt und sie musste sich wieder von Vincent trennen. "Danke Vincent! Danke für alles, was du mir heute gezeigt hast. Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen." Sie trat ganz nah an ihn heran, schlang ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn auf den Mund. Dann drehte sie sich rasch um und kehrte zurück in ihre Welt.





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Susi
Tunnelexperte


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New PostErstellt: 09.10.08, 17:05  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Boah,wie toll.. soo gespannt saß ich vorm Läppi.Du verstehst es,uns zu fesseln.Und der Begriff,,Cliffhanger" bekommt für mich ne neue Bedeutung. MEHR!! BALD!! BITTEE!!



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Uschi-Nessaja
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Ort: Aachen


New PostErstellt: 09.10.08, 19:09  Betreff: Re: Neue Hoffnung  drucken  weiterempfehlen

Ui, danke, danke, danke  

Freut mich sehr, wenn euch die Story gefällt.

Aber dein Buch-Smilie ist auch spitze





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