Amy, Gasse bei Jeffrey’s Laden, 26.10.89, kurz vor 10 Uhr
Erst, als der fremde Mann außer Sicht ist, taucht Amy aus der Dunkelheit auf. Zögerlich greift sie nach den Lebensmitteln, die er ihr hingelegt hat und untersucht sie kurz. Das Leben auf der Straße hat sie vorsichtig werden lassen. Blitzschnell packt sie alles in ihren Rucksack und läuft aus der Gasse, immer darauf bedacht, möglichst von niemandem gesehen zu werden. Sie rennt schnurstracks zu ihrem derzeitigen Versteck in einem alten, leerstehendem Haus zwei Straßen weiter.
Bei dem Haus angekommen sieht sie sich nach allen Seiten um, bevor sie durch ein kaputtes Kellerfenster, das gerade groß genug ist für jemand Kleinen wie sie, hineinklettert. Im Keller ist es muffig und feucht, doch das ist noch immer besser - und vor allem sicherer – als nachts allein auf der Straße. Sie setzt sich auf die alte Matratze in der Ecke und packt ihren Rucksack aus. Neben dem Essen holt sie auch ihren Teddybär heraus, denn der darf natürlich nicht fehlen. Sie schnappt sich eine Salami und einen Muffin, die sie selbstverständlich mit ihrem Teddy teilt, dann nimmt sie einen großen Schluck Kakao. Wie lang hat sie so etwas schon nicht mehr gehabt... Viel zu lang! Amy muß daran denken, wie sie ihre Nase an den Scheiben der Cafes plattgedrückt hat und Kinder zusammen mit deren Eltern darin bei heißer Schokolade und Kuchen hat sitzen sehen. An ihre eigenen Eltern kann sie sich kaum noch erinnern. Die Gedanken daran machen sie wieder einmal traurig. Sie packt das Essen weg und holt ihr Buch hervor. Ihren Teddy fest an sich gedrückt, schaut sie sich mit ihm das Buch an.
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