7.

Nach Unterrichtsschluss begannen auch die Kinder mit den Proben. Ich sah ihnen aus der Luft dabei zu. Dennis, Sascha und Georgina probten mit den Hunden für eine Hundedressur, wobei ihnen Rascal, der Waschbär, von Samsons Rücken aus zusah. Abby übte mit Elli ihre Clownnummer, Jana erhielt von Svenja Reitunterricht auf ihrer Shagya-Stute Scimitar, auf der sie schon in kurzer Zeit zum ersten Mal in der Manege auftreten würde und Meike versuchte voller Eifer, Flocke dem Mini-Shetty mit Bens Hilfe das Steigen auf Kommando beizubringen. Janine saß wie so oft auf der Anhängerklappe von Annas Truck und legte Karten, wobei sie von Ruby gespannt beobachtet wurde. Neben ihr lagen Chance, ihr Blindenführhund und Annabell, ihre vorherige Begleithündin.
Etwas abseits von alledem saß Caisey im Gras. Sie erschien mir ziemlich abwesend. So bemerkte sie Anna erst, als diese sie ansprach. Schließlich setzte Anna sich zu ihr. Neugierig landete ich in der Nähe und gesellte mich zu ihnen. „Was hast du?“ fragte Anna besorgt. „Ich gehöre einfach nicht hierher. Sie ignorieren mich oder ziehen über mich her.“ „Hey, nicht alle sind so. Die Neuen kennen dich eben noch nicht so gut. Das gibt sich bestimmt noch.“ „Nein, sie werden nie verstehen, wieso eine Hexe wie ich freiwillig in der Gosse lebt“, erwiderte Caisey. So sauer sie auch war, bei den letzten Worten musste sie fast grinsen. „Schade nur, dass wir es ihnen nicht sagen können“, meinte Anna nachdenklich, „schließlich hat es auch etwas mit der Entstehung des Circusses zu tun.“ Caisey sah sie mit großen Augen an. „Bloß nicht, es wissen längst schon zu viele.“ „Ja, aber die, die es wissen sind nicht so abweisend zu dir. Und zumindest Charlie ist fast schon etwas neidisch auf dich“, antwortete Anna schmunzelnd. Auch Caisey musste nun schmunzeln. Doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder trauriger. „Diese Saison möchte ich gerne noch mit euch reisen, aber ich sehne mich nach meinem Zuhause. Es ist verrückt, aber in den acht Jahren, die ich dort gelebt habe, ist es wirklich zu meinem Zuhause geworden. Und das, wo es doch ‚nur’ ein Auftrag war. Schade, dass ich wohl nie mehr dorthin zurückkehren kann.“ „Es tut mir leid. Vielleicht kann ich dir dabei helfen. Schließlich habe ich es dir auch eingebrockt.“ „Nein, lass nur, ich bin ja selber schuld“, erklärte Caisey. „Ich bin genauso schuld. Ich war es schließlich, die dich beauftragt hat. Mir kommt da vielleicht auch schon eine Idee.“ „Was für ei-“ Abrupt brach Caisey ab. Ich blickte mich um. Zwei der neuen Circusmitglieder kamen auf uns zu.

Während Inka mit ihrem Warmblut-Wallach Zeus an uns vorbeiritt, steuerte Gabrielle mit ihrem Oldenburger-Wallach Veritas direkt auf uns zu. „Ich habe eine Nachricht für dich“, meinte sie an Anna gewandt und überreichte ihr einen Zettel. „Ich überleg mir noch was, aber jetzt muß ich erst einmal dringend weg“, wandte sie sich noch einmal an Caisey, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte, sprang auf und lief davon. Gabrielle wendete ihr Pferd und ritt davon. Caisey und ich blieben allein zurück.