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Der Traum vom Anderssein

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Gaya

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New PostErstellt: 19.03.06, 23:19  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

21. Teil

Vor einem großen Torbogen stoppte Sistina. „Wir sind da“, rief sie den Mädchen zu, dann fuhr sie durch das Tor. Bevor Maeve ihr folgte, hielt sie einen Moment inne und betrachtete ehrfürchtig den Torbogen. Chenoa tat es ihr gleich und folgte ihr dann in langsamen Schritt in den Innenhof. Die anderen Nereiden passierten leicht zögernd ebenfalls das Tor – und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Das sieht ja fast aus wie eine Burg!“ rief Isa begeistert. Ihre Schwester stimmte ihr zu.  „Das ist die Stallburg der Wiener Hofreitschule“, freute sich Chenoa, die sich noch immer begeistert um­sah. „Stall...Burg?“ fragte Lily staunend.  „Ja. Hier lebten früher die berühmten Lipizzanerhengste. Leider sind ‚Susi’ und ‚Pluto’ – bei dem es sich um einen Wallach handelt - nun die einzigen Lipizzaner hier. Ehrlich gesagt sind sie auch die einzigen Pferde, welche hier überhaupt noch leben.“ Sistina war unbemerkt näher gekommen. Sie hatte den Fiaker in einer Ecke des Hofes abgestellt.  „Was ist aus den Hengsten geworden?“ wollte Alisha wissen. „Sie wurden gleich nach Ausbruch des Virus evakuiert. Damals wurden alle Veranstaltungen aus Angst vor Ansteckung eingestellt“, erklärte Sistina mit trauriger Stimme. Doch sie fasste sich schnell wieder und meinte etwas fröhlicher: „Sobald ich die Beiden ausgespannt habe, zeige ich euch, wo ihr eure Pferde unterstellen könnt.“

Kurz darauf führte Sistina ihre Pferde am Halfter in den Stall. Die Nereiden, die ihre Pferde vorerst im Hof zurück gelas­sen hatten, folgten ihr gespannt durch die Stallgasse.  Es hatte fast den Anschein, als seien alle nur kurz ‚ausgeflogen’: Die Boxen sahen noch beinahe wie neu aus, einige der Boxen waren eingestreut und an den Türen hingen noch die Na­menstafeln der berühmten Hengste. 

Vor zwei Boxen im hinteren Bereich des Stalls hielt Sistina an und brachte die Lipizzanerstute und den Wallach hinein.  „Wir haben einige der Boxen zweckentfremdet, als Abstellkammer oder auch Schlafplatz, doch für eure Tiere werden die übrig gebliebenen leeren Boxen reichen. Stroh haben wir noch genug da.“  „Wir?“ fragte Caprice.  „Mein Tribe, die Maestoso Siglavys. Keine Angst, sie haben nichts gegen Besucher. Ihr seid auch nicht die ersten Fremden hier. Hier leben einige Tribes und auch Einzelgänger friedlich vereint unter den Dächern der Hofburg und angrenzenden Bauten. Wir alle leben in einer Zweckgemeinschaft und die Größe der Gebäude ermöglicht es uns, uns auch mal aus dem Weg zu gehen. Einige werdet ihr sicher noch kennenlernen. Die meisten meines Tribes sind allerdings gerade unterwegs und werden erst heute abend zurückkehren.“ 

Nachdem die Nereiden die Boxen für ihre Pferde hergerichtet, die Tiere hineingebracht und gefüttert hatten, verließen sie den Stall auf der Suche nach Sistina. Sie fanden sie nicht weit vom Stall, im Gespräch mit einem anderen Mädchen. Während das Mädchen im Gebäude verschwand, lief Sistina zu den Nereiden und zeigte ihnen das Nachtlager, das bereits für sie in der Nähe des Stalls hergerichtet worden war.

Bevor sie schlafen gingen, sahen die Mädchen – begleitet von Sistina – noch einmal nach den Pferden.

Sistina blieb reglos vor der Stallgasse stehen. „Was ist los?“  „Nichts. Es ist nur... Ich geniesse nur den Anblick. Schon viel zu lange war hier alles so leer. Es ist einfach ein wundervolles Gefühl, hier wieder andere Pferde zu sehen und zu hören... hier wieder Leben zu spüren.“ Sistina sog den Stallgeruch tief ein und ging dann freudestrahlend weiter.

In einer Box gegenüber der alten Lipizzanerstute bewegte sich etwas. „Das ist Mercurio, ein Junge aus meinem Tribe. Er schläft hier nachts.“ „Na hoffentlich stören ihn unsere Pferde nicht.“ „Nein, bestimmt nicht. Er liebt Pferde und vermisst sie hier genau so sehr wie ich“, erklärte Sistina, „allerdings ist er ziemlich schüchtern, weshalb er lieber hier im Stall als bei uns anderen ist.“ Daher ließen die Mädchen ihn in Ruhe.

Beim Rausgehen meinte Hope: „Unsere Pferde sind von den unterschiedlichsten Rassen, aber ein Lipizzaner ist nicht da­bei. Schade eigentlich.“

 




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[editiert: 19.03.06, 23:21 von Gaya]

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Gaya

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New PostErstellt: 20.05.06, 23:58  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

22. Teil

 

Cheyenne war die Erste, die früh am nächsten Morgen bemerkte, dass die Hälfte ihres Tribes verschwunden war. Während sie die Zwillinge mit den Hunden im Innenhof entdeckte, fehlte von Maeve, Chenoa und Niamh weiterhin jede Spur. Als die übrigen Verbliebenen aufgestanden waren, machten sie sich gemeinsam auf die Suche.  Sie trafen auf Sistina, die mit einem anderen Mädchen – welches sich Canissa nannte – gerade das Frühstück bereitete. Sie beruhigte die Mädchen und erklärte ihnen, dass die Vermissten ein paar Mitgliedern der Maestoso Siglavys bei etwas behilflich waren. Worum es sich dabei handelte, wollte sie jedoch nicht sagen.

 

Zum Mittagessen kamen die Drei zurück. Keine von ihnen sprach darüber, was sie den ganzen Morgen gemacht hatten. So sehr sich die anderen auch bemühten, sie schafften es nicht, Maeve, Chenoa oder Niamh auch nur ein Wort über ihr Tun zu entlocken. Am Nachmittag waren die Drei abermals fort. Da die anderen Nereiden keine Ahnung hatten, wohin die Mädchen gegangen waren und sie nicht die ganze Zeit in der Stallburg bleiben wollten, trieb es sie hinaus in die Stadt. Sistina begleitete sie ein Stück mit ihrem Fiaker, danach ritten sie alleine weiter. Zuvor gab Sistina ihnen jedoch noch eine Warnung mit auf den Weg: Sie sollten bis Einbruch der Dämmerung zurück bei der Stallburg sein, da sich des Nachts ein feindlicher Tribe in der Stadt herumtrieb - die „Ghosts“, wie alle sie nannten.  „Was wohl unsere ‚guten Geister’ machen?“ meinte Ally lachend. 

***

 

Auch Anna und Cassie hatten mittlerweile Wien erreicht. Für Beide war es unbekanntes Terrain – hier waren sie noch nie gewesen. Während sie durch die zumeist verlassenen Straßen ritten, bemerkten sie einen Jungen, der ihnen im Schatten der Häuser zu folgen schien. Glaubten sie zunächst noch an einen Zufall, wurde es ihnen bald zur Gewissheit. Hielten sie ihre Pferde an, blieb auch der Junge stehen und verschwand hinter einer Häuserecke. Ritten sie weiter, tauchte der Junge wieder auf.

 

An einer Straßenkreuzung nutzten sie schließlich ihre Chance: Schnell, bevor der Junge um die Ecke kam, sprang Cassie von Tir na n-Og’s Rücken und versteckte sich mit ihrem Rottweiler in einem Hauseingang. Anna ritt derweil mit dem Tinker an der Hand weiter.  Als der Junge an dem Haus vorbeikam, stellte Cassie ihn. Ertappt drehte er sich um und wollte das Weite suchen, doch ein knurrender Merlin hielt ihn davon ab.  Einen Moment später war auch Anna mit den Pferden und ihren Hunden zurück.  Gefragt, wieso er ihnen folgte, brachte der Junge nur einige gestammelte, unverständliche Worte hervor. Erst, als Cassie Merlin zu sich rief und diesen festhielt, meinte der Junge etwas gefasster: „Ich... Ich wollte euch nichts Böses...“ – was Anna ihm ohne weiteres glaubte, als sie ihn so dastehen sah, in seiner schlabberigen Kleidung, mit verstrubbelten Haaren. Gefährlich sah er wirklich nicht aus, das hätten Anna und Cassie auch gespürt.

Der Grund, weswegen er die Beiden verfolgt hatte, brachte Anna zum Schmunzeln. Versöhnend fragte sie ihn: „Wir haben noch keine Unterkunft für die Nacht. Weißt du vielleicht etwas?“  „Ja, sicher“, strahlte er, „mein Tribe wohnt nicht weit von hier. Für euch und eure Tiere finden wir dort noch einen Platz.“

 




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[editiert: 20.05.06, 23:59 von Gaya]

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Gaya

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New PostErstellt: 21.05.06, 00:36  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

23. Teil

In Wien

 

Eher ziellos ritten die Mädchen durch die Straßen. Dabei begegneten sie einem weiteren Fiaker und den Kindern, die sie schon bei ihrer Ankunft gesehen hatten. Als sie auf einmal ein merkwürdiges Geräusch hörten, folgten sie diesem – und landeten schließlich beim Prater. Das Geräusch stammte vom Riesenrad, das verlassen im Wind knarrzte. Neugierig schauten sie sich um, allen voran die Twins, die mal wieder etwas auszuhecken schienen. So landeten sie auch bei der Geisterbahn.  „Ghosts, hm?“ meinte Lily. „Vielleicht erwachen die Figuren ja nachts zum Leben?!“ sagte Hope, streckte die Arme nach vorne aus und stürzte sich mit einem lauten „Buuuh“-Schrei auf Lily. Die beiden Freundinnen lachten.  „Naja, vielleicht lebt der Tribe ja hier. Wir sollten lieber zurückkehren, es wird bald dunkel.“ Alisha sah ängstlich aus. „Ich bin auch dafür, dass wir umkehren. Ohne die Drei möchte ich nicht unbedingt einem feindlichen Tribe gegenüberstehen“, stimmte ihr Caprice zu. Ivy war zwar wie so oft anderer Meinung, doch schließlich war auch sie damit einverstanden.

 

Isa wollte sich gerade auf den Rücken ihres Pferdes schwingen, als sie vor der Geisterbahn etwas im Sonnenlicht glitzern sah. Interessiert lief sie hin. Die anderen sahen, wie sie etwas vom Boden aufhob, es aber gleich wieder weg warf.  „Was hast du denn gefunden?“ wurde sie von den anderen gefragt, als sie wieder bei ihrem Pferd war.  „Nur eine alte Gummi-Fledermaus und eine leere Gin-Flasche.“  Als Ivy sich noch einmal nach dem Riesenrad umsah, glaubte sie, in einer der Kabinen eine Person gesehen zu haben. Wohnten die Ghosts etwa tatsächlich hier?

 

***

 

Beim Betreten des Stalls am Morgen des nächsten Tages stellten die Mädchen überrascht fest, dass diesmal nicht nur Maeve, Chenoah und Niamh verschwunden waren, sondern auch einige der Pferde. Die Boxen von Lord, Dreamdancer und dem Schwarzen waren leer und auch Luisa, der Kaltblutmix und der Reitponyhengst Shaggy fehlten. Die Boxentüren waren geschlossen, weggelaufen konnten die Pferde daher nicht sein.  

Weder im Stall noch im Innenhof fanden sie Hinweise darauf, wohin die Pferde entschwunden waren. Da Mercurio nicht im Stall war, beschlossen die Mädchen, zunächst einmal Sistina aufzusuchen.  Doch auch sie war nicht zu finden.




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jinkizu
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New PostErstellt: 28.05.06, 21:38  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

Wow hast du viel geschrieben. Ich habe erst einen Teil davon gelesen, aber ich bin schwer beeindruckt. Die Geschichte ist gut durchdacht und gut erzählt.






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“I miss him, I just miss him, I miss him, I miss him … I’m so angry with him, I can’t forgive him for not being here! I can’t!”members.aon.at/jinkizu/page_1_1.html
Story-Update 13.03.09
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Gaya

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New PostErstellt: 28.05.06, 21:52  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

oh, danke sehr.  *rot werd*

ich hoffe, ich verschrecke dich nicht, wenn ich dir verrate, dass das bisher gerade mal ungefähr 1/4 der story ist... bzw. fast noch der anfang.




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Gaya

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New PostErstellt: 26.08.06, 16:38  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

24. Teil

Daher versuchten die Nereiden ihr Glück beim gegenüberliegenden Gebäude, der Winterreitschule – in deren Saal die Lipizzanerhengste einst ihr Können vor Publikum gezeigt hatten. Doch sämtliche Zugänge waren fest verschlossen und es war kein Einblick in das Gebäude möglich. Da sie keine Magie anwenden wollten, sahen sie sich außerhalb der Gebäude nach weiteren Spuren um.
Die Zwillinge eilten wie so oft voraus, doch sie waren vorsichtig geworden, seit sie in einem der Gebäude auf einige merkwürdig gekleidete Mitglieder eines anderen Tribes gestoßen waren, die so gar keinen Spaß verstanden. Dabei hatte Sistina den Nereiden gleich am ersten Tag geraten, vorsichtig beim Durchstöbern der Gebäude zu sein, da man nie wusste, wer sich gerade alles dort aufhielt.

Mit einem Mal kam Isa zu den anderen zurückgelaufen und rief ihnen schon von Weitem zu: „Wir haben etwas gefunden, das müsst ihr sehen!“ Die Mädchen folgten Isa durch die Gassen, bis sie auf eine Grünfläche stießen, auf der eine Koppel errichtet worden war. Ivy stand an dem recht behelfsmäßig gebauten Koppelzaun und streichelte einen Schimmel, der sich darauf befand. „Na, für was haltet ihr das?“ meinte sie freudig, als sie die anderen erblickte. „Hat Sistina nicht gesagt, Susi und Pluto seien – außer unseren – die einzigen Pferde hier?“ fragte Caprice. Cheyenne betrachtete das Tier nachdenklich und meinte dann: „Hat sie nicht auch gesagt, es gäbe außer den Beiden keine anderen Lipizzaner mehr hier?“ „Und erst recht keine Lipizzanerhengste,“ grinste Ivy und blickte zu dem Schimmel.

Plötzlich stellte das Pferd die Ohren auf, lauschte und begann zu wiehern. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Der Schwarze!“ rief Lily aufgeregt. Schnell liefen die Mädchen zurück zur Stallburg, aus deren Richtung das Wiehern gekommen zu sein schien. Je näher sie kamen, desto lauter wurde auch das Geräusch von Hufen, die über Asphalt liefen.
Sie sahen gerade noch, wie Sistina mit Pluto von der Winterreitschule in das Stallgebäude ging, umringt von einer Schar aufgeregt schwatzender Kinder. Als Sistina die Nereiden und ihre Blicke sah, erklärte sie ihnen, dass die Kinder ihre ‚Reitschüler’ seien, denen sie zweimal in der Woche auf Pluto und Susi Unterricht gab. Doch Sistina merkte schnell, dass da noch etwas anderes war. „Was habt ihr?“ fragte sie. „Habt ihr auch unsere Pferde für den Unterricht genommen? Wir suchen sie nämlich schon den ganzen Morgen,“ machte Lily den Anfang. „Eure Freundinnen wollten mich beim Unterricht unterstützen. Sie hätten es euch gesagt, aber ihr wart noch am schlafen. Tut mir Leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt.“ „Und du hast doch gesagt, es gibt hier keine Lipizzanerhengste mehr, aber dort hinten steht einer auf einer Koppel!“ stieß Cheyenne hervor. „Dem ist auch so. Was für eine Koppel meint ihr?“ fragte Sistina erstaunt.

Gemeinsam mit den Mädchen ging sie zu der Stelle, wo diese das Pferd entdeckt hatten. Die Koppel war noch immer dort, doch nun grasten darauf zwei weiße Ziegen. Sistina begann lauthals zu lachen. „Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ihr eine Ziege nicht von einem Lipizzaner unterscheiden könnt, oder?“ Als sie sich wieder etwas gefangen hatte, meinte sie: „Die Ziegen gehören einem Tribe, der gestern hier angekommen ist. Die Mitglieder haben wohl auch die Koppel errichtet. Aber ein Pferd sehe ich hier nicht und der Tribe hatte auch keines dabei.“ Die Mädchen waren sprachlos. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Da sie nicht sicher waren, ob Sistina wirklich so ahnungslos war, wie sie tat, sprachen sie nicht weiter darüber, sondern kehrten zum Stall zurück. Dort stellten sie erleichtert fest, dass ihre Pferde alle wohlbehalten zurück waren.




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New PostErstellt: 26.08.06, 16:43  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

25. Teil

Geheimnisse

Am nächsten Tag waren zur Überraschung der Mädchen alle Mitglieder der Nereiden – Mensch wie Tier – anwesend. Doch irgendetwas lag in der Luft. Mehrfach sahen Lily, Hope und die anderen irgendwen mit jemand anderem aufgeregt flüstern – mal Maeve und Chenoa, mal Sistina und Mercurio, dann Sistinas Reitschüler untereinander und noch einige weitere. Von Fremden war die Rede, darunter angeblich auch Erwachsene, die in der Hofburg Quartier bezogen haben sollten. Unter einigen Kindern ging das Gerücht um, die Fremden wollten gar die Hofburg übernehmen. Allerdings hieß es auch, dass Geister ihr Unwesen in der Stallburg trieben. Zwei Kinder wollten zudem eine große, schwarze Katze durch die Gänge laufen gesehen haben... Die Nereiden bezweifelten die Echtheit der meisten Gerüchte. Zumal alle von ihnen beteuerten, keine Magie eingesetzt zu haben.

Das merkwürdigste war jedoch, dass die Nereiden am Nachmittag plötzlich in der Stallburg vermehrt vor verschlossenen Türen standen. Aber es ging nicht nur ihnen so. Auch viele Maestoso Siglavys und Mitglieder von anderen Tribes standen oft überrascht davor. Schließlich waren auch alle Zugänge zu den Stallungen verschlossen und immer, wenn eines der Mädchen in die Nähe des Stalles zu kommen versuchte, tauchte urplötzlich Maeve, Chenoah, Niamh oder Sistina auf und lockte sie unter einem Vorwand fort. Die Mädchen begaben sich in einen noch offenen Raum über den Stallungen. So wirklich aufgeben wollte keine von ihnen, doch so sehr sie sich bemühten, viel bekamen sie nicht mit von dem, was vor sich ging.

In den Ställen und angrenzenden Räumen schien geschäftiges Treiben zu herrschen. Immer wieder hörten sie Pferde und Menschen durch die Gänge gehen. Langsam hörte es sich an, als ob sich in den Stallungen mehr als die 12 Pferde befanden. Von Zeit zu Zeit kamen Maestoso Siglavys zu den Nereiden und tauschten sich aus, ob schon jemand genaueres wusste. Einige der Älteren schwelgten dabei in Erinnerungen, da es mittlerweile fast wieder wie früher sein musste, als die Ställe gefüllt waren mit Lipizzanern.

Gegen Abend schaute Canissa vorbei und holte die Mädchen zum Abendessen. Diesmal ging es jedoch nicht in den kleinen Raum, wo sie sonst gegessen hatten, sondern in einen größeren Saal. Dort saßen schon einige Maestoso Siglavys und Mitglieder von anderen Tribes an einem – für ihre Verhältnisse – reichlich gedeckten Tisch. Es wurde viel getuschelt, aber die, die Bescheid zu wissen schienen, verrieten nichts. Nach dem Essen erhob sich Niamh und sagte an alle Anwesenden gewandt: „Es ist an der Zeit, den wilden Gerüchten ein Ende zu bereiten. Wir haben eine Überraschung für euch vorbereitet. Ich hole euch in gut 20 Minuten hier ab.“ Dann verschwand sie durch eine der Türen.




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New PostErstellt: 04.11.06, 16:39  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

*edit* ich habs noch mal leicht überarbeitet

26. Teil

Das Warten fiel ihnen nicht gerade leicht. Und es gelang einfach nicht, den offensichtlich Eingeweihten auch nur ein Wort zu entlocken.  Endlich erschien Niamh und führte die Nereiden und die anderen Anwesenden geradewegs in den Zuschauerbereich der Winterreitschule.  Dort hatten sich bereits weitere Jugendliche eingefunden.  Die Hofreitschule erstrahlte in ihrem alten Glanz – beinahe so, als wäre keine Zeit vergangen seit dem letzten Auftritt der Lipizzanerhengste.  „Wart ihr das etwa?“ fragte Ally Niamh.  „Ja, das war ganz schön viel Arbeit.“

 

Nicht lange, und die Türen – durch die einst die Bereiter mit ihren Hengsten in den Reitsaal gekommen waren – öffneten sich. Herein kam Sistina mit ihrer Stute an der Hand, gefolgt von Maeve, die Pluto am Zügel hereinführte. Hinter ihnen erschienen im Gänsemarsch – sichtlich aufgeregt – Sistinas kleine Reitschüler.  Sistina und Maeve ließen die Pferde zunächst einmal ein paar Runden an der Longe laufen, bevor die Kinder auf ihnen – noch immer etwas aufgeregt, vor allem aber stolz – ihr Können zeigten.  Unter Beifall verließen sie anschließend den Reitsaal wieder.

 

Kaum hatten sich die Türen hinter ihnen geschlossen, öffneten sie sich auch schon wieder. Chenoa ritt auf Shaggy herein und führte mit ihm einige Tricks aus dem Zirkus vor – sie ließ ihn auf Kommando steigen, hinlegen und einiges mehr. Auch sie bekam Applaus.

Als sie den Saal verlassen hatte, erlischte ein Großteil der Lampen. Die Vorstellung war vorbei.

Den Nereiden war nicht entgangen, dass die Darbietung vor allem den Jüngeren gefallen hatte, die Älteren jedoch leicht enttäuscht waren. Es war eben einfach nicht mit dem zu vergleichen, was es hier früher zu sehen gegeben hatte.

Die ersten wollten gehen, doch sie wurden von Niamh und anderen zurückgehalten. Caprice fiel auf, dass Mercurio, der in der Nähe stand, ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht hatte, was sie stutzig machte.  Als sie sich umschaute, entdeckte sie in einiger Entfernung Anna und Cassiopeia unter den Jugendlichen.




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[editiert: 09.10.07, 13:22 von Gaya]
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New PostErstellt: 09.10.07, 13:26  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

27. Teil

Plötzlich ertönte Musik, die die Nereiden eher selten hörten, die aber zu diesem Ort passte wie keine andere. Erstaunt sahen die Anwesenden, wie die Lampen wieder angingen und sich die Türen erneut öffneten.  Zu den Klängen klassischer Musik kamen drei Reiter auf ihren prächtig herausgeputzten Pferden – ein Rappe und zwei Schimmel – hereingeritten.  Bei dem Rappen handelte es sich eindeutig um einen Friesen. Die Nereiden staunten nicht schlecht, als sie Pferd und Reiter erkannten. Es war Black Dream, der Friesenwallach von Chenoas Bruder, und im Sattel saß Cassandra, Chenoas Schwester. Die Schimmel und deren Reiter waren den Mädchen unbekannt.

Die Reiter begannen – nach den klassischen Grundsätzen der Dressurreiterei – zunächst mit den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. Dann zeigten Black Dream und einer der Schimmel die ‚Piaffe’ – den Trab auf der Stelle. Nach Seitengängen und Traversalen folgte der „Walzertanz“ – die fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung.  Schließlich vollführte ein Schimmel eine der ‚Königslektionen’ der Dressurreiterei, die Galoppirouette – die Drehung im Galopp um die Hinterhand.  Weiter ging es mit der ‚Passage’, eine Gangart, bei der das Vorderbein in die Waagerechte gebracht wird und welche daher dem schreiten ähnelt.  Nach einem abschließenden Gruß verließen Reiter und Pferde den Saal.

Doch das war noch nicht das Ende der Vorstellung.  Die Türen öffneten sich ein weiteres Mal -   für zwei Schimmel.  Die Pferde vollführten unter ihren Reitern ein „Pas de deux“ – zeigten also die Lektionen der Hohen Schule synchron.

Danach folgte die „Arbeit an der Hand“ – vorgetragen von sechs Schimmeln.  Eines der Tiere kannten die Nereiden recht gut – den Andalusierhengst Enigma mit seiner Besitzerin Charlotta.  Und zwei weitere Schimmel erkannten sie: unverkennbar die Lipizzaner aus der Koppel. Es gab sie also doch!

Ein paar der Hengste zeigten die ‚Pesade’, eine Übung der klassischen Reitkunst, bei der sich das Pferd auf die Hinterbeine erhebt und die Vorderbeine an den Leib anzieht. 

Ein Schimmel bereitete sich mit einigen „Hüpfern“ auf die Kapriole vor, während ein weiterer in den Pilaren in der Saalmitte piaffierte.  Derweil zeigte Enigma die ‚Levade’ - er richtete sich auf der Hinterhand auf und verweilte in dieser Stellung für wenige Sekunden.  Dem folgte die Pesade. Enigma richtete sich erneut auf - diesmal jedoch höher als bei der Levade – balancierte sich aus und nahm sein Gewicht auf, die Vorbereitung zur Courbette. Dann machte er, mit gewinkelten Sprunggelenken auf den Hinterbeinen stehend, einige Sprünge nach vorn, ohne dass seine Vorderbeine den Boden berührten.

Nun zeigte der „Kaprioleur“ – gut erkennbar an seinem eingeflochtenen Schweif – die Kapriole.  Der Hengst sprang mit allen vier Beinen hoch und keilte mit aller Kraft mit gestreckten, geschlossenen Hinterbeinen aus. Dabei schien er waagerecht in der Luft zu liegen. 

Anschließend verließen die Tiere und ihre „Bereiter“ den Saal wieder.

Damit war die Vorstellung jedoch noch immer nicht vorbei. Ein Reiter kam auf einem weiteren Schimmel in den Saal geritten. Er führte noch einmal die Schritte und Bewegungen vor, die zuvor bereits gezeigt worden waren, geführt nur mit einer Hand - einen Touchierstab in der freien Hand.

Den Abschluß bildete auch bei dieser Vorstellung die Schulquadrille, geritten von vier Hengsten.




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[editiert: 09.01.08, 18:19 von Gaya]
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New PostErstellt: 09.01.08, 18:18  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

28. Teil

Die Kinder und Jugendlichen applaudierten begeistert. Diese Vorstellung war schon eher den Vorstellungen von früher würdig. Es machte ihnen nicht viel aus, dass im Gegensatz zum Original hier auch Frauen dabei gewesen waren. Die Freude, dass hier tatsächlich überhaupt noch einmal Pferde im Reitsaal ‚getanzt’ hatten, überwiegte. Nicht nur Mercurio strahlte über das ganze Gesicht. Sistina bahnte sich einen Weg durch die Anwesenden und gesellte sich zu den Nereiden. „Ich hoffe, ihr könnt mir meine Flunkerei die Lipizzaner betreffend verzeihen“, wandte sie sich an Cheyenne und die anderen, „aber wir wollten nicht, dass ihr schon vorher hinter die Überraschung kommt.“ „Schon gut, auch wenn das mit den Ziegen nicht sehr nett war“, lachte Cheyenne.

Erst jetzt wurde den meisten bewusst, wie spät es schon war. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen begaben sich zu ihren Schlafquartieren. Nur einige Maestoso Siglavys und die Nereiden blieben noch in der Winterreitschule zurück, ebenso Anna und Cassiopeia. „Na, wie fandet ihr’s?“ wollte Anna wissen. „Einfach nur super“, erwiderten Lily und Hope. „Woher kamen die ganzen Pferde und Reiter?“ fragte Ally neugierig. „Oh, das waren einige Freunde von Charlotta und noch ein paar weitere ‚Verbündete’“, erklärte Anna zwinkernd.

Zusammen gingen sie hinüber in die Stallburg. Dort zogen sich langsam auch die restlichen Maestoso Siglavys in ihre Räume zurück und auch Anna und Cassie verabschiedeten sich. Nach einer Weile kamen auch Maeve und Chenoa in die Stallburg. Die Nereiden waren eigentlich noch viel zu aufgeregt zum schlafen, doch sie brauchten den Schlaf, denn es war ihre letzte Nacht hier. Schon am nächsten Tag sollte ihre Reise weiter gehen.
Bald schon kehrte Ruhe ein.

*

Ein letztes Mal fanden sich am nächsten Morgen die Maestoso Siglavys und Nereiden zu einem gemeinsamen Frühstück ein. Doch Sistina und Mercurio verschwanden recht schnell vom Tisch.
Nach dem Essen machten sich die Nereiden zu einem letzten, kleinen Rundgang auf. Dabei sahen sie, dass die Türen der Winterreitschule offen standen. Sie entschieden sich, noch einmal die Gelegenheit zu nutzen, hineinzuschauen. Wer wusste schon, ob sie je wieder an diesen Ort kommen würden?

Erstaunt stellten sie fest, dass sie nicht die einzigen waren. Im Saal befanden sich Anna, Sistina, Mercurio und ein ihnen unbekannter Mann. Die beiden Maestoso Siglavys saßen auf zwei Lipizzanern, die schon am Vorabend ihr Können gezeigt hatten und erhielten von dem Mann eine Dressurstunde. Als sie die Nereiden entdeckten, kamen sie zu ihnen geritten. „Darf ich vorstellen - das ist Maestoso“, sagte Sistina glücklich. „Und das Siglavy“, stellte Mercurio „sein“ Pferd lachend vor. „Anna und Mark – der Besitzer der beiden Hengste – waren so nett, uns noch einmal eine letzte Reitstunde zu ermöglichen und so unsere Kenntnisse ein wenig aufzufrischen“, erklärte Sistina. „Jetzt entschuldigt uns bitte, wir wollen die wenige Zeit noch nutzen.“ Die Nereiden schauten den beiden eine Weile beim Unterricht zu, dann ging es bald zurück in die Stallburg. Schließlich mussten sie noch ihre Sachen zusammensuchen und die Taschen packen.

*

Am frühen Nachmittag verabschiedeten sich die Nereiden zusammen mit Anna und Cassiopeia von ihren Gastgebern. Traurig, aber auch glücklich, einander kennengelernt zu haben, fielen sich alle noch einmal in die Arme. Dann schwangen sich die Nereiden auf ihre Pferde oder stiegen auf den Planwagen und ritten - bzw. fuhren – gemeinsam mit Anna und Cassie los.




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New PostErstellt: 09.01.08, 18:21  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

29. Teil

Die Nereiden schauten neugierig zu Anna, Cassie, Maeve und Chenoa, die ein wenig voraus ritten und geheimnisvoll miteinander tuschelten. Sie waren gespannt, wo es als nächstes hinging.

Die Vier führten die Mädchen zu einem einsamen, verlassenen Platz. „Und jetzt?“ fragte Caprice. „Jetzt öffnen wir ein Tor zum nächsten Ort“, antwortete Anna. „Wohin?“ wollte Cheyenne wissen. „Das seht ihr dann“, erwiderte Maeve knapp.
Nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatten, dass auch wirklich niemand in der Nähe war, öffneten Anna, Cassie, Maeve und Chenoa zusammen mit Niamh – die noch schnell eingeweiht worden war – das ‚Raum-Zeit-Tor’.

Caprice und Cheyenne ritten als erste hindurch, dicht gefolgt von Isa. Die anderen ließen nicht lange auf sich warten. Als schließlich auch Cassie, Anna und die restlichen Nereiden auf der anderen Seite ankamen, wurden sie von fragenden Gesichtern und einer etwas verschreckten Hope – die versuchte, ihre Stute zu beruhigen – erwartet.
„Wo sind wir?“ wollte Isa wissen. „An einem Ort, der verlassen genug ist, um hier ungesehen ein Tor zu öffnen“, antwortete Chenoa, nachdem sie zusammen mit den anderen das Tor wieder geschlossen hatte. „Und was bitte ist das?“ fragte Ivy und zeigte auf etwas, das in einiger Entfernung stand und sie beobachtete. „Ein Gnu“, brachte Maeve so trocken hervor, dass sie Anna und Chenoa damit an den Rand eines Lachanfalls trieb.
„Lasst uns schnell weiterreiten. Ich glaube kaum, dass es das einzige hier ist“, sagte Chenoa, als sie sich wieder gefasst und ein paar Tränen weggewischt hatte.

Ein merkwürdiges Geräusch ließ sie jedoch nach einigen Metern innehalten. Es klang beinahe wie ein mehrstimmiges „bellen“. „Sollten wir nicht lieber weiter, anstatt stehen zu bleiben?“ fragte Isa. „Nein, aber versucht, eure Pferde ruhig zu halten und passt auf die Hunde auf“, erwiderte Maeve. Das Geräusch schwoll immer mehr an, bis es direkt hinter den Nereiden zu sein schien.

„Ehm, noch verrückter wird’s hier aber nicht, oder?“ fragte Caprice leicht verunsichert, nachdem die kleine Zebra-Herde an ihnen vorbeigaloppiert und hinter den nächsten Bäumen verschwunden war. „Ich glaube, ich habe gerade eine schwarze Katze gesehen“, kam es wie aufs Stichwort von Lily, die verängstigt wirkte. „Sag bloß, du hast Angst vor schwarzen Katzen?“ fragte Chey lachend. „Nein, nicht vor schwarzen ‚Haus’-Katzen, aber vor freilaufenden Panthern“, antwortete Lily und setzte eine beleidigte Miene auf. Alle blickten sich um, doch niemand entdeckte einen Panther oder irgendein anderes Raubtier. Als sie ein paar – in aller Ruhe – grasende Antilopen entdeckten, waren sie endgültig sicher, dass Lily sich getäuscht hatte.
Lily jedoch war sich sicher und blickte sich beim weiterreiten immer wieder ängstlich nach allen Seiten um. Und sie war nicht die einzige, die sich nicht ganz wohl fühlte. Anna glaubte nicht, dass Lily sich nur etwas eingebildet hatte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dort wirklich etwas gewesen war.

In zügigem Tempo ging es die Straße entlang, vorbei an einigen alten Safaribussen, die zum Teil bewohnt zu sein schienen. Spätestens jetzt wussten die meisten, wo sie sich befanden. Die noch gut erkennbaren Aufschriften der Busse verrieten es.
Nicht lange, und sie hatten den Serengeti-Park und seine Bewohner hinter sich gelassen.




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New PostErstellt: 10.01.08, 16:50  Betreff: Re: Der Traum vom Anderssein  drucken  weiterempfehlen

30. Teil

Ein interessanter Ort war dies – soviel Nahrung in greifbarer Nähe! Die Verlockung war groß, auf die Jagd zu gehen. Doch nicht Hunger hatte ihn hergebracht, er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Das schienen auch die Tiere zu spüren, sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Lauernd wartete er in der Deckung, sein Ziel genau im Blick. Für einen Moment glaubte er, entdeckt worden zu sein. Doch an den Augen seines Ziels erkannte er, dass es ihn nicht sah, sondern scheinbar nur einem Gefühl nachging.  Sicherheitshalber zog er sich etwas weiter ins Gebüsch zurück.

Als sein Ziel sich entfernte, folgte er ihm lautlos und unerkannt hinter den Büschen und Sträuchern. Es war nicht allein, sonst hätte er es längst gestellt. So blieb es nur beim Beobachten...

***

Keine der Nereiden wusste mehr genau, wann es gewesen war, doch irgendwann auf dem weiteren Weg ihrer Reise waren Anna und Cassiopeia verschwunden, um wieder ihrer eigenen Wege zu gehen – bzw. zu reiten.

*

Die nächste Stadt lag schon bald vor ihnen. Langsam aber sicher vermissten die Nereiden die großen, unbebauten, weiten Flächen, die sie auf ihrer Reise schon durchritten hatten.

Kurz nach dem – umgerissenen – Ortsschild trafen sie auf eine Gruppe Kinder, die recht aufgebracht wirkten. Die Nereiden überlegten umzukehren, doch da näherten sich auch schon zwei der Kinder und winkten sie heran. Maeve sah sich kurz nach den anderen ihrer Gruppe um und ritt dann vorsichtig und misstrauisch zu den Kindern. Die anderen beobachteten, wie die Kinder Maeve hastig etwas mitteilten.  Anschließend wandte Maeve den Kopf, nickte den Nereiden zu und gab ihnen ein Zeichen, dass sie zu ihr aufschließen konnten.

„Was ist los?“ fragte Chenoa, als sie ihr Pferd neben Maeve zum Stehen brachte.  „Eines der Kinder hat sich verletzt und sie haben gefragt, ob wir es mit unserem Wagen zur Klinik bringen können.“  „Klinik?“ wunderte sich Chenoa.  „Ja“, erwiderte Maeve, „es soll hier eine intakte Klinik geben, die von einigen Jugendlichen geleitet wird.“  Die Kinder sahen erwartungsvoll zu den Nereiden, die sich kurz absprachen.

Schließlich wurde das verletzte Kind in den Wagen gelegt und ein weiteres nahm neben Niamh auf dem Kutschbock Platz, um den Weg zu weisen. Isa setzte sich zu dem verletzten Kind, einem etwa sechsjährigen Mädchen, und kümmerte sich um es. Maeve und Chenoa flankierten den Wagen, die restlichen Nereiden ritten hinterher.

Der Weg führte sie zunächst ein gutes Stück auf der Autobahn entlang. Obwohl sie schon eine ganze Weile in dieser Welt waren, kam es ihnen noch immer komisch vor, über verlassene Straßen zu reiten, die in ihrer Welt stark befahren waren. So passierte es der ein oder anderen auch ab und zu noch, dass sie sich umschaute, ob auch kein Auto kam. Doch die einzigen anderen „Verkehrsteilnehmer“ waren höchstens andere Reiter oder vereinzelt Fußgänger.

Sicher geleitete der Junge auf dem Kutschbock die Nereiden durch die Straßen der Stadt, bis sie zu einem großen Gebäudekomplex kamen. Sie folgten dem Weg, der schon früher zur Notfallaufnahme der Klinik geführt hatte. Nach wenigen Metern mussten sie jedoch an einer Schranke halten. Auf der anderen Seite der Schranke tauchten zwei großgewachsene, dunkel gekleidete Jugendliche auf.  Die Nereiden überkam einmal mehr ein ungutes Gefühl, das durch das Stammeszeichen der beiden vor ihnen stehenden nicht gerade gemindert wurde – ein auf die Wange gemalter Knochen. 

„Was führt euch her?“ fragte einer der beiden streng.  „Wir haben ein verletztes Kind im Wagen, das Hilfe braucht“, antwortete Maeve. Bevor sie noch etwas sagen konnte, gab der Junge dem anderen einen Wink, woraufhin dieser zum Wagen ging und hineinschaute. Nachdem er sich versichert hatte, dass das Kind wirklich verletzt war, nickte er dem anderen zu. Im nächsten Moment öffnete sich die Schranke und die beiden Jugendlichen winkten die Nereiden hindurch.

Während sie den Weg hinab ritten, murmelte Chenoa : „Was waren denn das für unheimliche Gestalten?“  „Bones“, kam es von dem Jungen, der sie hergelotst hatte, „sie sind das Wachpersonal der Klinik. Solange man keine bösen Absichten hegt, hat man von ihnen nichts zu befürchten.“

Bei dem, was die Nereiden dann zu Gesicht bekamen, mussten sie sich die Augen reiben, um sicher zu gehen, dass sie nicht träumten. Die Hälfte der Fläche vor der ehemaligen Notaufnahme, wo einst Parkbuchten gewesen waren und auch ein Teil der Garage, in der die Rettungswagen gestanden hatten, waren zu Stallungen und Koppeln umgebaut worden, von wo aus die Ankömmlinge von einigen Ponys und Rindern beäugt wurden. Doch das verrückteste waren zwei Affen, die auf der Umzäunung saßen und sich gegenseitig ‚lausten’.




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[editiert: 10.01.08, 16:52 von Gaya]
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