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Gaya

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Beiträge: 5973


New PostErstellt: 21.05.05, 23:52     Betreff: Re: Flagg ~ Ein Rabenleben

Nescafé Dolce Gusto Latte Macchiato,...
3.

Noch einige Zeit war ungewiss, ob der Circus in eine neue Saison starten würde. Doch schließlich entschieden sich die Hexen dafür. Das Wetter spielte scheinbar auf der ganzen Welt verrückt – da fühlten sie sich im Circus noch am besten aufgehoben. Eine Zeitung hatte in einer Schlagzeile gefragt, was Mutter Erde den Menschen antut – darüber konnten Anna und die anderen ( und auch wir Tiere ) nur lachen. Die Menschen taten Gaia bei weitem mehr an und sind so längst selbst für so manche Wetterkapriole verantwortlich. Und noch zwei weitere (alberne) Fragen beschäftigten die Menschen dieser Tage: Wie können Tiere Erdbeben vorhersehen? – und: Wie hatten die Indianerstämme sich vor dem Tsunami retten können?
Die Antwort darauf ist so einfach, dass man dafür nicht einmal so intelligent wie wir Raben sein muß: Wir Tiere – und auch die Indianer – achten und hören eben auf Mutter Erde.
***

In den nächsten Tagen trafen immer mehr Tiere auf Johannas Hof ein. Die Ersten waren die Pferde der amerikanischen Circus-Mitglieder. Auch Charlotta hatte wieder einmal einen Teil ihrer Pferde vorrübergehend dorthin gebracht. Diesmal hatten sie jedoch keine Waldbrände zur Evakuierung ihrer ‚Pura Raza Española’ - Hengste und Shagya-Araber gezwungen, sondern anhaltende Regenfälle. Es folgten die Pferde der englischen und schottischen Mitglieder, von denen beinahe alle zum ersten Mal beim Circus dabei sein würden.

Ich freute mich schon sehr auf diese Pferde und ihre Besitzer. Insgeheim hoffte ich, dass darunter ein paar waren, denen man gut Streiche spielen konnte. Ben, Annas Freund, war bisher der einzige aus England gewesen, und dessen Shire Horse Goliath ließ sich - genau wie Ben – einfach durch nichts aus der Ruhe bringen.

Eigentlich hatten einige der Pferde und deren Besitzer mit dem (Dampf-) Zug vom Internat in Schottland abgeholt werden sollen, doch das klappte nicht. So mussten sie mit Pferdetransportern abgeholt werden, was ich schade fand. Im Zug hätte ich wieder mitfahren und anschließend noch einmal im Schloß ‚herumspuken’ können. Ihr glaubt gar nicht, wie verlockend solch alte Gemäuer selbst für uns Raben sind. Vor allem, wenn es dort Kinder gibt, die bei unseren Rufen – erst recht bei den Rufen der Eulen – an Geister glauben. Wie schnell die dann laufen können...
Noch mehr Spaß macht es, wenn die Internatsbewohner dabei auch noch dem Schlosshund oder der Schlosskatze begegnen – deren im Dunkeln leuchtenden Augen sorgen dann für noch mehr Schrecken. (wenn sie bloß nicht so laut dabei schreien würden)
Fast genauso viel Freude macht es, Ares und seine drei Hindinnen zu ärgern. Die Vier sind weiße, teilweise hellgoldenfarbene Hirsche, die im Schlosspark leben. Die sind so schön schreckhaft. Zu lustig, wie dann immer alle hinter ihnen herlaufen, um sie wieder einzufangen.

Doch im Moment war niemandem so richtig nach Späßen zumute. Selbst Anna war diesmal nicht danach zumute, als „Lupina“ mit dem Schlosshund herumzuziehen. So blieben wir auf dem Gnadenhof und warteten auf die Ankunft der noch fehlenden Tiere und deren Besitzer. Rosalie, die Schleiereule, Miezi und Mrs Kitty (zwei von Johannas Katzen) hatten sich bei all dem Trubel an ruhigere Plätze verzogen. Sie waren ganz froh darüber, nicht noch einmal zum Internat mitgenommen zu werden. Vor allem Rosalie nervte es langsam, dass einige Kinder zu gerne einmal ausprobieren wollten, sie als „Postbotin“ einzusetzen.

Zum Schluß tummelten sich gut siebzig bis achtzig Pferde auf den Wiesen des Gnadenhofes und unzählige Kinder, Jugendliche und Erwachsene wuselten durch die Ställe und über den Hof. Es gab noch einiges zu tun, bevor es losgehen konnte.
***
Jeden Tag wurde nun mehrere Stunden lang geprobt, neue Nummern einstudiert, die neuen Circus-Mitglieder eingearbeitet. Für alle – auch, oder gerade für uns Tiere – war es harte Arbeit. Doch schon bald wurden die Vorbereitungen von etwas unterbrochen, was einige von uns Tieren und Menschen so schon lange nicht mehr und ein paar noch nie gesehen und erlebt hatten – Schnee! Vergeblich hatten die Kinder in den letzten Jahren darauf gehofft, doch nun war endlich wieder einmal alles weiß.

Gespannt beobachtete ich Sundalis erste zaghafte Schritte in das unbekannte, kalte Etwas. Zögerlich folgte sie Maya ein kurzes Stück durch den Schnee, bevor sie im Trab in den geheizten Stall zurückkehrte. Nein, dieses Wetter war so gar nicht nach ihrem Geschmack. Weitaus mutiger war da schon Baghira, das Reitpony-Fohlen, bei seiner ersten Begegnung mit dem Schnee. Übermütig tollte es mit zwei weiteren Fohlen über die Weide. Pegasus, der sich auf einer Nachbarweide befand, ließ sich davon anstecken und galoppierte mit hoch erhobenem Schweif über die Wiese.
Ich verstehe die Menschen nicht, die glauben, wir Tiere hätten keine Gefühle. Glaubt mir, auch wir empfinden Liebe, Freude, Trauer und was es da noch so alles gibt, nur vielleicht manchmal auf etwas andere Art.
So konnte ich bei Pegasus in diesem Moment durchaus so etwas wie Neid spüren. Der Vollblut-Araberhengst hatte nie eine richtige Kindheit gehabt. In Baghiras Alter war er bereits eingeritten worden, mit nur einem Jahr hatte er seine ersten Rennen bestreiten müssen. Selbst als er sich – als Folge des zu frühen Einreitens – verletzte, musste er weiter an Rennen teilnehmen – vollgepumpt mit Medikamenten. Aufgeputscht durch die Medikamente verspürte er keine Erschöpfung – so kam es wie es kommen musste: Bei einem Rennen brach er kurz vor dem Ziel zusammen, wofür ihn sein Besitzer noch an Ort und Stelle erschießen wollte. Doch der Zufall wollte es, dass sich im Publikum jemand befand, der sich wie kein anderer in die Tiere hineinversetzen konnte. Er rettete den Hengst, päppelte ihn auf und schenkte ihn schließlich Anna, der er noch etwas schuldete. Der Hengst erholte sich und wurde wieder völlig gesund. Doch er musste fast alles noch einmal neu lernen. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er wie ein Lebewesen und nicht wie ein Sportgerät behandelt. Es dauerte etwas, bis er begriff, dass „aus der Box holen“ nicht unbedingt Arbeit bedeutete und dass es noch etwas anderes als galoppieren gab. Zum ersten Mal lief er über frisches, grünes Gras, zum ersten Mal knabberte er an einem Apfel... Dass er nun einen neuen Namen trug, machte ihm nichts aus. Es gefiel ihm sogar, da ihn so nichts mehr an sein vergangenes Leben erinnerte. Später bekam er noch einmal einen neuen Namen, von Svenja, seiner Pflegerin. Sie nennt ihn liebevoll ihren „Sohn der Wüste“ und nur sie darf ihn so nennen. Unter ihr konnte er endlich wieder das tun, was er am liebsten tat, das, wozu er gezüchtet worden war: galoppieren. Svenja ist ausgebildeter Jockey, doch an einem Rennen musste Pegasus deshalb trotzdem nie mehr teilnehmen. Mittlerweile ist er 15 Jahre alt, aber im Galopp lässt er noch immer so manches andere Pferd hinter sich.
Einen Tag lang ruhte die Arbeit völlig. Einige Pferde wurden verladen, ein ehemaliger Armeelaster aus Pattys Besitz mit Schlitten, Reifen und Skiern vollgepackt – dann ging es auf in den Harz. Auch ich durfte mit. Zunächst begaben wir uns auf den Brocken – der dank der vielen Touristen für die Hexen längst nicht mehr von all zu großer Bedeutung war. Dort sah ich aus sicherer Entfernung den Kindern beim Spielen in dem mehr als mannshohen Schnee zu. Auch die Hunde, die mitgekommen waren, tollten begeistert durch den Schnee. Vor allem Nova, Annas schottischer Hütehund und Jasmins Husky Sky tauten bei diesem Wetter erst so richtig auf.
Später im Tal schaute ich ihnen aus der Luft dabei zu, wie sie sich auf ihren Schlitten und Skiern von den Pferden durch den Schnee ziehen ließen. Die Hunde liefen freudig nebenher. Selbst Sile schien daran Spaß zu haben. Die Freudenjauchzer der Kinder waren weithin zu hören


Doch bald schon verabschiedete sich der Winter und der Frühling zog ins Land. Die Natur erwachte langsam aus ihrem Winterschlaf, überall begann es zu grünen und zu blühen und die Zugvögel kehrten aus dem Süden zurück. Es war an der Zeit, in die neue Circus-Saison zu starten.

Bevor es allerdings endgültig losging, tauchte Joe, der Schmied, auf dem Gnadenhof auf. Er und Johanna überprüften noch einmal alle Pferde auf ihre (Reise-) Tauglichkeit. Die meisten der Kinder und Jugendlichen verzogen sich derweil in eine Scheune, die ihnen derzeit als Übungsraum diente. Joes Erscheinung und seine kauzige, ruppige Art waren ihnen nicht geheuer. Begleitet wurde Joe wie immer von seinem nicht mehr ganz jungen Neufundländer Rufus, worüber ich mich immer freute. So hatte ich ein weiteres Opfer für meine Streiche. Unermüdlich flatterte ich um ihn herum, stupste ihn mal hier und pickte ihn mal dort, hüpfte vor seiner Nase herum und bewarf ihn mit kleinen Ästen. Wenn Joe oder jemand anderes mich verscheuchte, zog ich mich in einen Baum zurück, nur um nach einer kleinen Pause von vorne zu beginnen. Das Spiel wiederholte ich so lange, bis ich ein anderes Opfer fand.
Hat da eben jemand gesagt „Der arme Hund“? Keine Sorge, Rufus hat ein dickes Fell, in zweierlei Hinsicht. Außerdem hat er mittlerweile gelernt, sich zur Wehr zu setzen und den Spieß umzudrehen.

Da saß ich also auf einem Baum, putzte mein Gefieder, um die zerzausten Federn wieder richtig zu ordnen und hielt nebenbei Ausschau nach einem neuen Opfer. Dieses fand sich schneller, als ich dachte. Enigma, Charlottas P.R.E.-Hengst, trottete am Baum vorbei. Ich wartete den richtigen Moment ab und ließ mich dann auf seinen Rücken ‚fallen’. Doch genauso schnell war ich auch schon wieder in der Luft. Verdutzt flatterte ich zu Boden und schaute dem davongaloppierenden Grauschimmel hinterher. Nun wusste ich, was Charlotta, die Enigma in der „Hohen Schule“ ausbildete, mit den „Schulen über der Erde“ meinte. Enigma hatte mich mit einer einwandfreien Courbette mit anschließender Kapriole abgeschüttelt. Fürs Erste hatte ich genug und zog mich in den Baum zurück. Meine Hoffnung, dass niemand diese Pleite gesehen hatte, wurde schnell zunichte gemacht. Charlotta, Merle und Anna standen ein paar Meter weiter prustend vor lachen am Koppelzaun. „Nimm’s nicht zu schwer, Flagg“, rief mir Anna zu, „aber du bist nun mal selber schuld.“ Ja, ja, sie hatte ja recht und es war mir auch eine Lehre. Von nun an würde ich mich nicht nur von den - teilweise recht nervösen und daher unberechenbaren – Rennpferden fernhalten, sondern wohl besser auch von den Dressurpferden, die die ‚Hohe Schule’ beherrschen.







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