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sheena
Tunnelexperte


Beiträge: 925


New PostErstellt: 11.11.09, 10:35     Betreff: Re: eine neue familie

7. Kapitel – Gefährlicher Weg

Vorsichtig beugte sie sich vor, um unbemerkt die andere Seite des Seeufers sehen zu können. Das Werkzeug und die Baumaterialien lagen verwaist auf dem Felsboden. Die Frau mit dem kleinen Jungen war auch verschwunden. Nur die Decke, auf der die beiden gesessen hatten, und das Buch des Kleinen lagen noch da. Es deutete alles darauf hin, dass sie vorhatten, wieder zurückzukommen. Stella überlegte, ob sie ihnen folgen sollte. Sie war ja eigentlich hierher gekommen, um Kontakt mit diesen Leuten aufzunehmen. Die Frau hatte einen freundlichen Eindruck gemacht. Man brauchte sicher keine Angst zu haben, dass sie einen angreifen oder fortjagen würde. Stella nickte fest entschlossen in sich hinein und wollte sich auf den Weg machen. Aber wie? Sie musste feststellen, dass hier an dieser Stelle der Weg für sie zu Ende war. Wie sollte sie über den Fluss kommen? An der Seite des Wasserfalls hinabzuklettern wäre einfach, da die Felsen gut dafür geeignet wären. Allerdings würde sie unten wieder vor dem gleichen Problem stehen. Stella entschied, zum Durchgang zurückzuklettern und sich in der anderen Richtung, flussaufwärts, umzuschauen. Vielleicht gab es hinter der Flussbiegung eine Möglichkeit, die Seiten zu wechseln.

Der Weg am Ufer entlang war schmal und glitschig, das erschwerte das ganze Unterfangen erheblich. Dazu kam noch, dass Stellas Kräfte nun doch sehr nachließen und sie in jedem Muskel und Knochen die Anstrengungen der letzten Stunden spürte. Aber sie wollte unbedingt noch schauen, ob sie einen Übergang finden konnte. Sie setzte vorsichtig einen Fuß nach dem anderen, tastete mit den Händen an den Felswänden nach Gelegenheiten, die Halt geben konnten. Der Pfad wurde nach ein paar Metern so schmal, dass sie nur noch seitlich Schritt für Schritt vorwärts kam. Stella presste sich an bäuchlings an die Wand und klammerte sich an kleinen Vorsprüngen fest, so gut sie konnte. Plötzlich löste sich unter ihrem Fuß ein kleiner Stein. Sie verlor den Halt und rutscht ab. Kaltes Wasser umspülte ihre Beine. Die Jogginghose und der Saum ihres langen Mantels sogen sich augenblicklich voll und wurden immer schwerer. Die alte Tasche auf ihrem Rücken zog sie noch zusätzlich in Richtung Wasser! Stella wurde panisch und versuchte verzweifelt, mit ihren Füßen wieder Halt zu finden. Sie keuchte vor Anstrengung und Angst. Wenn sie hier in den Fluss fiele, würde sie das nicht überstehen. Die schwere Kleidung würde Stella in die Tiefe ziehen und sie würde ertrinken. Sollte sie es wider Erwarten schaffen, sich über Wasser zu halten, wäre spätestens am Wasserfall ihr Leben zu Ende. Den Sturz in die Tiefe würde sie sicher nicht überleben. Die Kraft in den Händen ließ rapide nach. Hektisch suchten ihre Füße nach Halt. "Hilfe!", keuchte sie tonlos. "Hilft mir denn keiner? Das kann es doch nicht gewesen sein!" Die rechte Hand rutschte nun endgültig von dem feuchten Felsvorsprung ab. Dafür hatte mit einem Mal der Fuß wieder festen Grund. Nun konnte sie sich mit der Kraft des Beines etwas hochdrücken, um sich so wieder mit beiden Händen am Fels festhalten zu können. Dann zog sie sich mit aller Kraft auf den schmalen Pfad zurück. Als Stella unter beiden Beinen festen Boden spürte, musste sie erst einmal innehalten und ausruhen. Ihr Atem flog und das Herz raste. Ihr war heiß und kalt zu gleich. Der ganze Körper zitterte vor Anstrengung. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit war ihre Kehle wie ausgedörrt. Stella stand festgekrallt an der Wand und wagte kaum, sich zu rühren. Aber sie musste hier weg. Irgendwie! Es war niemand da, der ihr hätte helfen können. Sie war ganz auf sich allein gestellt. Die Kräfte ihrer zitternden Glieder ließen immer mehr nach, also musste so schnell wie möglich was passieren. "Los, Stella! Weiter! Du musst! Weiter! Du schaffst das! Du musst das schaffen!" sprach sie sich selber Mut zu.

Stella bedauerte ihren Leichtsinn sehr. Wie konnte sie so etwas Gefährliches allein unternehmen? Aber gut, sie war nun mal hier und musste irgendwie weiter. Doch hatte es überhaupt noch Sinn, sich weiterhin dieser Gefahr auszusetzen? Sollte sie nicht lieber versuchen, heil zum Durchgang zurückzukommen, bevor es zu spät war und sie Mut sowie Kraft vollends verließen? Also wie jetzt weiter? Vorwärts? Ja, auf jeden Fall! Den gleichen Weg zurückzugehen schien ihr unlogisch, denn dann müsste man irgendwann diesen Wahnsinn noch einmal wagen. Vielleicht war ja auch direkt hinter der Biegung ein Übergang! Wenn doch nur diese verdammt Neugier nicht wäre! Dummerweise war die wieder mal stärker als die Vernunft. Stella wollte keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden, dass sie ja noch den weiten Weg bis zu ihrem Versteck zurücklegen musst und auch nicht daran, ob es von dort, wohin sie jetzt wollte, überhaupt einen Weg zurück geben würde. Möglicherweise waren ja die Chancen zu überleben, auf der anderen Seite des Flusses viel größer. Eine wärmere Höhle, Menschen, die es gut ihr meinten, ihr halfen und sie vielleicht auch brauchten. Stella seufzte und zuckte leicht die Schultern: "Was soll’s! Ich werde es ja merken, wenn es ein Fehler war. Schlimmer kann es ja kaum noch werden! Also, vorwärts, Mädchen! Du bist schon zu weit gegangen, um umzukehren!" Sie wagte es, sich leicht nach hinten zu lehnen, um besser in die Flussbiegung einsehen zu können, doch ein Felsvorsprung versperrte ihr die Sicht. Also noch einen winzigen Schritt vorwärts! Diesmal war Stella klüger und prüfte jeden Stein unter ihren Füßen auf seine Widerstandfähigkeit. Der Absatz, auf dem sie sich entlanghangelte, war gerade so breit wie ein Fuß lang, aber er schien fest zu sein. Als sie die nächsten Meter sicher hinter sich gebracht hatte, wurde sie wieder zuversichtlicher und gewann ihren Mut zurück. Irgendwann wurde dieser Sims so breit, dass man nicht mehr seitwärts gehen musste. Jetzt konnte man auch hinter dem Felsvorsprung weit in den Tunnel hineinsehen, aus dem sich ihr der Fluss durch sein unterirdisches Bett entgegenschlängelte. Stella kniff die Augen zusammen, um durch das Halbdunkel hindurch in der Ferne etwas erkennen zu können. Sie hörte ein metallenes Rasseln und Klappern. Was war das und woher kam dieses Geräusch?

Es erinnerte sie an ihre Kindheit. Im Garten der Großeltern hatte der Großvater für sie und ihre Schwestern an einem dicken Kirschbaumast eine Schaukel befestigt. Diese hing an Ketten, die das gleiche Geräusch verursachten, wenn die leere Schaukel durch den heftigen Wind, der vom Meer herüberwehte, bewegt wurde. Für einen kurzen Moment war Stella wieder in diesem Garten, sah sich als Sechsjährige auf dem dicken Ast sitzen und von oben ihre fünf Jahre ältere Schwester Birgit mit Kirschkernen bespucken. Zur Strafe, weil die sie nicht auf die Schaukel gelassen hatte. Leider hatten die Kirschkerne auf Birgits Kleid winzige, rote Spuren hinterlassen. Stellas Strafe dafür bestand darin, dass sie tags darauf am Waschtrog stehen und das Kleid waschen musste. Birgit und die ein Jahr jüngere Marlen hatten ihr hämisch grinsend dabei zugesehen und fleißig Kirschen in sich hineingestopft. Damals hatte Stella sich geschworen, dass sie den beiden das irgendwann heimzahlen würde. Aber das erübrigte sich, denn zu ihrer größten Freude hörte sie die Schwestern in der Nacht wegen heftiger Bauchschmerzen jammern. Am nächsten Tag mussten die beiden mit Kamillentee und Wärmflasche im Bett bleiben. Da hatte sie die Schaukel ganz für sich allein.

Der Gedanke an ihre Kinderzeit bei den Großeltern wärmte sie ein wenig, denn durch die nasse Kleidung, den Hunger und die Müdigkeit fror sie erbärmlich. Stella bedauerte, dass sie nicht daran gedacht hatte, ein paar Holzscheite in ihre Tasche zu packen, dann hätte sie sich jetzt ein kleines Feuer machen können. So musste sie in Bewegung bleiben, um nicht einzuschlafen und völlig auszukühlen. Aber hier, an dieser Stelle, wäre ein Feuer sowieso nicht möglich gewesen.

Sie hatte sich inzwischen ein gutes Stück diesem Rasselgeräusch genähert. Jetzt war auch zu erkennen, wodurch es verursacht wurde. Vor ihr tauchte undeutlich etwas auf, das den Fluss überspannte - eine Hängebrücke! Stella konnte es kaum fassen! Wer, um alles in der Welt, baute hier unten so ein Ding? Aber das war ihr jetzt so ziemlich egal. Wichtig war für sie nur, dass sie endlich gefunden hatte, wonach sie so angestrengt gesucht hatte. Nun konnte sie darauf hoffen, den Winter zu überleben.

Stella hatte endlich die Brücke erreicht. Sie kletterte seitlich an dem Pfosten, an dem die starken, dicken Ketten befestigt waren hoch und ließ sich völlig entkräftet rücklings auf die Planken fallen. Sie schloss die Augen und wollte nie wieder aufstehen. Ihr Körper war wie mit Blei gefüllt. Die Hände taten ihr weh und brannten von der ungewohnten Anstrengung, sich an rauen Steinen festkrallen zu müssen. Die Knie zitterten noch im Liegen und die Füße fühlten sich wie Eisblöcke an. Ihre Lunge pumpte heftig Sauerstoff in sich hinein und das Herz raste. Stella wäre am liebsten regungslos liegen geblieben, bis ihr Körper wieder seinen normalen Zustand erreichte, doch die Kälte ließ das nicht zu. Ächzend setzte sie sich auf und sah sich um. Eigentlich ein wunderschöner Platz, wenn man in der richtigen Stimmung war. Aber im Moment hatte sie keinen Sinn für den Liebreiz dieser unterirdischen Wunderwelt.

Stella stand mühselig auf und hielt sich krampfhaft an der Kette fest, die als Handlauf diente. Eine äußerst wackelige Angelegenheit! Sie schaute zu dem Ende der Brücke, an welchem sie hier heraufgeklettert war und stutzte. Nein, dass konnte nicht wahr sein! Sie sah entgeistert auf die Tunnelöffnung, die ihr da entgegengähnte! Hierher führte also auch ein weit weniger gefährlicher Weg! Sie hätte nur sämtliche Gänge abklappern müssen und wäre dann irgendwann mit trockenen Füßen hier angekommen. Genervt verdrehte sie die Augen und schüttelt ungläubig den Kopf über ihre eigene Dummheit. Vorsichtig drehte sie sich nun in die andere Richtung und versuchte, dieses Schaukelding unter ihren Füßen nicht zu sehr in Bewegung zu bringen. Als sie nach dieser Wackeltour unbeschadet das andere Flussufer erreicht hatte, sah sie zurück, lächelte zufrieden und war ein ganz kleinwenig stolz auf sich. Vor einer Viertelstunde hatte sie noch geglaubt, sie müsste in diesem eiskalten Wasser ertrinken und niemand würde je ihre sterblichen Überreste finden. Plötzlich war das alles hier gar nicht mehr so entsetzlich, wie es vorhin noch den Anschein hatte. Mit einem Ruck drehte sich Stella um und betrat den weiterführenden Tunnel.

Hier sah alles irgendwie anders aus. Es brannten Fackeln, die in Abständen an den Tunnelwänden befestigt waren. Dadurch war es hier bedeutend wärmer als auf der anderen Seite der Brücke. Der Boden war viel ebener und man stolperte nicht ständig über Geröll. Stella folgte diesem Gang, stieg eine schmale steinerne Treppe hinab und stand unverhofft in einem Zugang, der direkt zu der Stelle führte, an dem die Kinder gespielt und die Frau und der kleine Junge gesessen hatten. Die junge Frau stand mit offenem Mund und staunenden Augen am Ufer und versuchte, das alles zu erfassen. Aus dieser Perspektive bot der Wasserfall ein noch beeindruckenderes Bild als von ihren Ausguck dort oben. Wenn sie sich vorhin schon winzig vorgekommen war, dann wurde dieses Gefühl hier und jetzt noch bei weitem überboten. Die Mächtigkeit und die Höhe dieses Doms waren atemberaubend. Stella konnte sich von diesem Anblick einfach nicht trennen. Unbewusst nahm sie auf der Decke Platz, die liegengelassen worden war und bestaunte diese unterirdische Märchenwelt. Sie wartete auf die Feen und Trolle, von denen der Großvater ihr und den Schwestern an den langen, dunklen Winterabenden erzählt hatte. Diese langohrigen, knollnasigen Gestalten mussten doch jeden Augenblick hinter den Felsen hervorkommen! Großvater hatte allerdings immer berichtet, dass sich diese Märchenwesen meist in den riesigen skandinavischen Wäldern aufhielten und dort ihr Unwesen trieben. Es gab aber auch Hausgeister, die in den Häusern zwischen den Wänden lebten. Sie versteckten sich hinter den Öfen, wo es schön warm war. Stella hatte oft hinter den Kamin in Großmutters gemütlicher Küche geschaut, ob sie nicht doch einen Troll entdecken würde. Jedes Mal wurde sie enttäuscht. Sie wollte doch nur mal einen sehen, vielleicht auch mit ihm eine Weile spielen, weil sie ja sonst niemanden hatte. Wenn sie dann traurig auf ihrem Bänkchen saß und in die Flammen starrte, setzte sich die Großmutter zu ihr, bürstete ihr die langen blonden Zöpfe und nahm sie tröstend in den Arm. Ja, die Großmutter! Sie hatte sie weich und warm in Erinnerung, mit einem sanften, gütigen Lächeln auf dem runzeligen Gesicht und einer Brille auf der Nasenspitze. Wenn Stella irgendwo der Duft von Suppengrün und Äpfeln in die Nase zog, sah sie unweigerlich die geliebte Oma vor sich. So wie jetzt! Die alte Frau tauchte plötzlich aus einem lichtdurchfluteten Nebel auf und kam auf sie zu. Doch woher? Oma war doch schon lange tot! Doch dieser Duft war ganz dicht bei ihr! Sie sog ihn tief ein und lächelte. "Omi!" murmelte sie und streckte die Arme nach ihr aus. Eine warme Hand griff nach der ihren und hielt sie ganz fest. Die andere streichelte ihre Wange. Eine sanfte Stimme flüsterte: "Hallo, junge Frau!" Warum sagte Oma "junge Frau" zu ihr? Na ja, sie hatten sich ja ewig nicht gesehen. Allerdings klang ihre Stimme so merkwürdig. "Hallo, Augen auf!" hörte Stella. Sie versuchte angestrengt, die Lider zu heben. Und wieder diese merkwürdige Stimme, die so gar nicht zu Omas Gesicht passte: "Kommen Sie, wachen Sie auf!" Das Streicheln auf ihrer Wange ging zu einem herben Tätscheln über. Nach und nach fand Stella aus ihrem Traum in die Realität zurück, öffnete die Augen und sah durch einen Nebelschleier hindurch in das besorgte Gesicht von Mary.



[editiert: 13.11.09, 23:33 von Gaya]
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