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Uschi-Nessaja
Tunnelexperte


Beiträge: 284


New PostErstellt: 05.06.08, 18:40     Betreff: Re: Neue Hoffnung

So Mädels, es geht weiter. Viel Spaß!

Kapitel 4

 

Die Morgensonne schien durch das Schlafzimmerfenster herein und wanderte langsam aber beharrlich hinauf, bis sie das Kopfkissen und Chris' Gesicht erreicht hatte. Moses, der sich neben ihr breit gemacht hatte, öffnete schläfrig sein rechtes Auge einen Spalt und blinzelte empört ob der unangenehmen Helligkeit, die seinen Schlaf störte. Er öffnete auch das linke Auge, erhob sich langsam und steifgliedrig, machte erst einmal einen Buckel, reckte und streckte sich ausgiebig und marschierte dann quer über Chris hinweg zum Bettende. Dort sprang er elegant hinunter und verließ das Schlafzimmer, den Schwanz wie eine Protestfahne hoch aufgerichtet, um sich einen anderen, dunkleren Platz zu suchen. Chris wurde auf diese rücksichtlose Art und Weise aus dem Schlaf gerissen, hob ihren Kopf und schimpfte unwirsch "Moses, du Trampel! Musst du mich gerade jetzt wecken? Ich hatte so einen interessanten Traum."  Sie warf einen Blick auf ihre Uhr auf dem Nachttisch und stellte fest, dass es erst 06:30 Uhr war, noch viel zu früh zum Aufstehen. Chris ließ sich stöhnen wieder zurück auf ihr Kissen sinken und schloss noch einmal die Augen. Aber an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Der abgebrochene Traum war zu bizarr und verwirrend gewesen. Ausnahmsweise hatte sie einmal nicht von Peter im Krankenhaus geträumt, wie sonst fast immer, um dann schreiend und in Schweiß gebadet aus dem Schlaf zu schrecken. Nein, diesmal hatte sie von Vincent geträumt. Sie fragte sich, was der Traum wohl bedeuten mochte. Im Traum war sie durch eine Art Röhre gewandert; es war staubig und dunkel gewesen. Sie hatte im Traum Angst verspürt und ihr war nicht wohl gewesen in ihrer Haut. Dann hatte sich die Umgebung verändert und es war ihr vorgekommen, als ob sie sich in einer Art Höhle befunden hätte. Sie hatte Menschen gesehen, die merkwürdig gekleidet waren. Die Sachen hatten irgendwie zusammengestückelt ausgesehen, nichts was man in einer Boutique würde kaufen können. Aber niemand schien Chris zu bemerken. Sie war lange umhergewandert, durch endlos scheinende Gänge, durch eine große Höhle mit einer Art Galerie, eine Treppe hinauf, wo ein unerklärlicher starker Wind geweht hatte, wer weiß woher. Diesen Ort sah sie in allen Einzelheiten ganz deutlich vor sich. Es war ein richtiges Labyrinth, aus dem es keinen Ausgang zu geben schien. Schließlich hatte sie sich in einem dunklen Tunnel wiedergefunden und sie konnte sich noch genau daran erinnern, dass sie sich verloren und allein gefühlt hatte dort in der Dunkelheit.  Plötzlich war am Ende des Tunnels ein warmes gelbes Licht erschienen, das sich langsam und schwankend auf sie zu bewegte. Als es näher kam, konnte sie eine große Gestalt mit Umhang und Kapuze erkennen. Mit einem Mal verspürte sie ein Gefühl der Freude und Erleichterung, denn das konnte nur Vincent sein. Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, da hörte sie auch schon seine charakteristische schöne Stimme, die so einzigartig war. "Chris, da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht." Er streckte ihr seine Hand entgegen, jedoch, bevor sie ihn erreichen konnte, war sie aus dem Schlaf gerissen worden und erwacht.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke, den sie sofort in die Tat umsetzen musste. Chris stieg aus ihrem Bett und ging hinüber in ihr Arbeitszimmer, wo der Schreibtisch stand. Es war ein sehr schönes antikes Stück aus dunklem Holz, ein Erbstück von einer im vorigen Jahr verstorbenen Tante von Chris. Dazu im Kontrast befand sich auf dem Tisch ein moderner Computer mit Internetanschluss. Die alten restaurierten Schränke mit Glastüren, die drei Wände des Zimmers vollständig ausfüllten, waren im gleichen Stil gehalten wie der Schreibtisch. Chris hing sehr an diesen Stücken und noch mehr an deren Inhalt; denn sie hatte ebenfalls die komplette Bibliothek ihrer Tante bestehend aus wertvollen antiquarischen Büchern geerbt. Chris liebte Bücher; ganz besonders antiquarische. Sie konnte stundenlang in dem bequemen Ohrensessel in der Ecke verbringen, in einem Buch schmökern und die Welt rundum vergessen. Die Bücher hatten ihr in der ersten schweren Zeit nach Peters Tod geholfen, nicht verrückt zu werden oder eine Dummheit zu begehen. Sie hatte sich immer dann, wenn der Schmerz sie zu überwältigen drohte, in ihren Sessel zurückgezogen und sich gezwungen, eins ihrer Lieblingsbücher zu lesen, bis die Trauer auf ein erträgliches Maß gesunken war. Chris war fest davon überzeugt, dass die Bücher ihr auf eine gewisse Weise das Leben gerettet hatten.

Sie setzte sich an den Tisch, nahm ein Blatt Papier, einen Bleistift und begann das Bild aus ihrem Traum aufzuzeichnen. Die Arbeit ging ihr rasch von der Hand, da sie ein besonderes Talent für's Zeichnen schon seit ihrer Kinderzeit besaß und schon nach kurzer Zeit legte sie den Stift weg, um zufrieden ihr Werk zu betrachten. Ja, genau so hatte der Ort in ihrem Traum ausgesehen. Sie würde das Bild mitnehmen am Abend und Vincent zeigen. Sie war sehr gespannt, was er zu ihrem Traum sagen würde. Am Tage und bei Licht betrachtet kam ihr die Begegnung im Park noch mysteriöser und unwahrscheinlicher vor. Nie im Leben hätte sie sich träumen lassen, so etwas zu erleben.

Chris schaute auf die Uhr auf ihrem Tisch, seufzte und ging schließlich ins Bad, um sich für den Tag fertig zu machen. Als sie dann vor ihrem Kleiderschrank stand, wollte sie schon nach einem der üblichen schwarzen Kleidungsstücke greifen, die sie seit Peters Tod getragen hatte. Nach kurzem Zögern schob sie diese beiseite und griff stattdessen zu einer hellblauen Jeans, einer weißen Bluse und einer hellbraunen Wildlederjacke mit dazu passenden Schuhen. Chris fand, es wurde Zeit, auch optisch ein Stück weit ins Leben zurückzukehren.

Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, ging sie hinüber in die Küche, um eine Kleinigkeit zu frühstücken. Moses saß bereits neben seinem Fressnapf, schaute sie erwartungsvoll an und maunzte ungeduldig. „Ja, ja, ich komme ja schon“ sagte Chris lachend zu dem Kater. „Du wirst schon nicht gleich verhungern. Was darf ich dem Herrn denn heute anbieten? Huhn, Fisch, oder Kalb?“ Moses maunzte erneut, diesmal noch lauter als beim ersten Mal. „Ich deute das mal als Huhn“ meinte Chris und ging zum Küchenschrank, um eine Dose Katzenfutter herauszunehmen. Sie öffnete die Dose und gab den Inhalt in Moses’ Futternapf. „Guten Appetit!“ wünschte sie dem Kater, worauf sich dieser wie ein Verhungernder, der schon eine Woche nichts mehr bekommen hat, auf sein Fressen stürzte. Chris stand daneben und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du bist nach Garfield der verfressenste Kater auf der ganzen Welt.“

Chris brühte sich eine Tasse Kaffe auf und holte Brot und Käse aus dem Kühlschrank. Sie setzte sich an den Tisch, aß eine Scheibe Brot und trank ihren Kaffee dazu. Morgens war ihr Frühstück immer eher spartanisch. Sie bekam um diese Uhrzeit noch nicht viel hinunter. Nachdem beide fertig gefrühstückt hatten, ging Chris, dicht gefolgt von Moses, hinaus in den Flur. Dort stand schon der Katzenkorb bereit, in den Moses ohne Zögern und auf direktem Weg hineinmarschierte. Er setzte sich bequem hin und Chris schloss das Türchen. Sie nahm den Korb, ihre Tasche und ihr Schlüsselbund machte sich auf den Weg zur Arbeit.

Chris verließ das Haus und wandte sich nach links, um die kurze Strecke zu ihrer Arbeitsstelle zu Fuß zurückzulegen. Sie nahm Moses immer mit zur Arbeit, da sie es nicht übers Herz brachte, ihn den ganzen Tag alleine zu Hause zu lassen. Außerdem war ihre Liebe zu dem Kater nach Peters Tod noch intensiver geworden, als sie vorher schon gewesen war. Schon nach 10 Minuten Fußweg erreichte sie "Millers Antique-Bookstore", wo sie schon seit 8 Jahren beschäftigt war. Ihr Arbeitgeber, George Miller, kaufte und verkaufte antiquarische Bücher. Das war allerdings nur der kleinere Teil des Geschäftes. Der weitaus lukrativere befand sich nicht im vorderen Verkaufsraum, sondern im hinteren Bereich, der Werkstatt, wo beschädigte antiquarische Bücher kunstvoll und fachmännisch restauriert wurden. Das Unternehmen erhielt auch oft Aufträge von Museen, da es sich in langjähriger harter Arbeit einen sehr guten Namen in der Fachwelt gemacht hatte. Selbst fast aussichtslose "Fälle", die sonst niemand anfassen wollte, konnten die Mitarbeiter in der Werkstatt fast immer wieder herstellen.

Chris betrat den Laden durch den Vordereingang und ihr Kommen wurde durch die altmodische Glocke über der Tür angekündigt. George war, wie jeden Morgen, schon als Erster im Geschäft und saß, vertieft in eines der Bücher, hinter der Ladentheke auf seinem üblichen Sessel. Wenn ihm nicht das Geschäft gehören würde, wäre er sicher sein bester Kunde, dachte Chris und musste automatisch schmunzeln. George war ein 60 Jahre alter drahtiger Mann mit vollem grauem Haar, immer korrekt gekleidet und man hätte ihn für einen englischen Lord halten können, wenn er nicht den typischen amerikanischen breiten Akzept gehabt hätte. „Guten Morgen George“, wünschte Chris ihm freundlich und stellte Moses mit seinem Korb auf der Theke ab. George blickte irritiert hoch, so als habe man ihn aus einem schönen Traum geweckt. „Oh Chris, du bist es. Ich habe die Glocke gar nicht gehört. Einen schönen guten Morgen wünsche ich dir.“  Er musterte sie, aufmerksam geworden, etwas genauer und stellte dann fest "Du siehst gut aus heute. Wie geht es dir?" Chris lächelte und antwortete "Danke, mir geht es heute viel besser." Ein Strahlen ging über Georges Gesicht und er sagte aufrichtig und offensichtlich froh "Das freut mich wirklich. Wie schön! Da kannst du doch auch noch einmal über mein Angebot nachdenken, oder?" fragte er augenzwinkernd. "Keine Chance George" antwortete Chris lachend, nahm Moses' Korb hoch öffnete die Tür zur Werkstatt und verschwand in den hinteren Räumen. George seufzte spielerisch resignierend und rief ihr noch hinterher "dann vielleicht morgen." Das war mittlerweile schon ein allmorgendliches Spiel zwischen den beiden geworden. Seit George wusste, dass Chris eine umfangreiche und wertvolle antiquarische Bibliothek ihr Eigen nannte, unterließ er keinen Versuch, ihr diese abkaufen zu wollen, was Chris natürlich jedes Mal aufs Neue ablehnte. Dieses kleine Ritual gehörte schon zu ihrem Tagesbeginn.

Chris durchquerte die noch leere Werkstatt und sog tief den speziellen Duft ein; eine Mischung aus altem Papier, Knochenleim, Leder und Holz. Dann öffnete sie die Tür an der hinteren Wand und betrat ihr Büro. Chris' Job war es, sich um alle Verwaltungsangelegenheiten zu kümmern. Sie schrieb Rechnungen, führte Telefonate mit Lieferanten und Museen, nahm Aufträge entgegen und besorgte alles an Material, was im Büro und in der Werkstatt gebraucht wurde. Beginnend mit der Büroklammer über Bleistifte bis hin zum 150 Jahre alten Papier zur Reparatur der Bücher. Sie war praktisch die Seele des Geschäftes und kannte alle Details und Abläufe im Schlaf. Chris liebte diese Arbeit, weil sie so vielseitig war und sie zudem noch mit den interessantesten und spannendsten Geschichten in Berührung kam, die sie sich vorstellen konnte. Zuzusehen, wie aus einem völlig zerfledderten und ramponierten Haufen alten Papiers wieder ein wunderschön restauriertes Schmuckstück wurde, fand sie ungemein faszinierend.

Chris stellte Moses' Korb auf dem Boden in der Ecke ab, öffnete das Türchen und sagte zu ihm "So, an die Arbeit!"





Wenn Liebende fallen, die Liebe fällt nicht.
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
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