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Uschi-Nessaja
Tunnelexperte


Beiträge: 284


New PostErstellt: 27.05.08, 18:12     Betreff: Re: Neue Hoffnung

Einfache Mütze, Schal und Halswärmer...

Hallo ihr Lieben,

meine Muse ist zum Glück noch nicht auf Urlaub und auch nicht wegens Hitze unpässlich. Daher kommt hier Kapitel 3. Ich hoffe, es gefällt euch.

Liebe Grüße

Uschi

Kapitel 3

 

Vincent schloss sorgfältig das Gitter des Abflussrohres hinter sich und betätigte den Mechanismus, um den Eingang in seine Welt vor neugierigen Augen zu verbergen. Langsam und nachdenklich machte er sich auf den Weg zurück in seine Kammer. Zu dieser nächtlichen Stunde war es völlig still in den Tunneln. Niemand außer Vincent schien wach, die Rohre schwiegen und er konnte in Ruhe seinen Gedanken nachhängen. War es wirklich nur ein Zufall, dass er Chris im Park getroffen hatte? Das konnte er einfach nicht glauben. Zwei Menschen, die sich mitten in der Nacht in dieser riesigen Millionenstadt im Central Park trafen, mit einem ähnlichen Schicksal, das musste etwas bedeuten. Unwillkürlich musste Vincent an Narcissa denken. Über diese Art von "Zufall" hätte sie ganz sicher ihre eigenen Ansichten. Er konnte förmlich ihr typisch krächzendes Lachen hören und ihre Frage: "Glaubst du das wirklich, Junge?"

Vielleicht war diese Begegnung seine Chance, mit einer fremden neutralen Person über seine Gefühle zu sprechen. Chris hatte ebenfalls einen schweren Verlust erlitten und konnte nachempfinden, wie er sich fühlte. Es widerstrebte ihm immer noch, mit Vater oder anderen ihm vertrauten Personen über Catherines Tod zu reden. Warum dies so war, wusste er selbst nicht zu sagen. Aber es war ihm bewusst, dass es sicher eine Erleichterung sein würde, all die schmerzlichen Empfindungen in Worte zu fassen. Was für eine seltsame Fügung.

Als er bei der Kammer von Mary angekommen war, blieb Vincent zögernd stehen. Es war schon sehr spät und er wollte sie nicht in ihrem Schlaf stören. Wenn Vincent nicht da war, passte Mary auf seinen kleinen Sohn Jacob auf. Sie liebte ihn und war völlig in den Kleinen vernarrt, wie überhaupt fast alle Tunnelbewohner. Sie war so etwas wie eine Ersatzgroßmutter für ihn. Unschlüssig, ob er die Kammer betreten sollte, vernahm Vincent von innen ein leises Geräusch. "Mary?" rief er  fragend, worauf diese im Eingang erschien, noch völlig bekleidet und offensichtlich trotz der späten Stunde noch beschäftigt. "Oh, Vincent! Du bist es. Möchtest du Jacob mit in deine Kammer nehmen?" fragte sie ihn. "Nein" antwortete Vincent und schüttelte leicht den Kopf. "Ich will ihn nicht aufwecken; nur noch einmal nach ihm schauen." "Natürlich" antwortete Mary lächelnd und verständnisvoll, "komm doch herein. Ich war sowieso noch mit der Wäsche beschäftigt. Setz' dich doch einen Augenblick hin. Du störst mich nicht."  Mary machte sich wieder geschäftig über die Wäscheberge her. Sie war dabei, die gewaschene Kleidung der Tunnelbewohner zu falten und in verschiedene Körbe zu verteilen. Diese Aufgabe wurde abwechselnd von einigen Frauen der Tunnelgemeinschaft übernommen. Darin waren sich "Unterwelt" und "Oberwelt" sehr ähnlich, Frauenarbeit eben.

Vincent ging leise zum Kinderbettchen seines Sohnes, das in einer dämmrigen Ecke von Marys Kammer stand. Das Holzbett war eine wunderschöne Handarbeit eines Tunnelbewohners, mit diversen Schnitzereien, ein Geschenk für Vincent. Überhaupt waren alle Tunnelbewohner rührend bemüht um Vincent und seinen kleinen Sohn. So hatte Elisabeth, die Tunnelmalerin, ihm ein wunderschönes Portrait von ihm und Catherine geschenkt, dass er am Fußende von Jacobs Bettchen befestigt hatte. Der Kleine sollte wissen, wer seine Mutter gewesen war. Andere hatten Spielzeug und Kleidung gebracht. Vincent wusste das sehr zu schätzen, seine tiefe Trauer und Verzweiflung konnte dies jedoch immer nur für kurze Zeit vertreiben.

Vorsichtig und lautlos ließ sich Vincent in dem Sessel neben dem Bettchen seines Sohnes nieder und blickte auf das schlafende Kind hinunter. Jacob schlief ruhig und sorglos; er wusste nichts von der Trauer seines Vaters. Seine Wangen waren gerötet und er brabbelte im Schlaf; wahrscheinlich träumte er gerade und verarbeitete seine täglichen Abenteuer. Mit einem Mal musste Vincent an den kleinen Peter denken, Chris'  Sohn. Was für ein fürchterlicher Verlust musste das für sie sein. Wenn er sich vorstellte, dass er Jacob auf diese Art und Weise verlieren würde. Nein! Das wollte er sich nicht vorstellen. Wie konnte man weiterleben, wenn sein Kind gestorben war? Eine Welle des Mitgefühls für Chris erfasste ihn und Bewunderung für ihre Stärke. Es war bis dahin sicher ein schwerer Kampf für sie gewesen, ohne ihr Kind weiterzumachen; jeden Tag aufs Neue. Er warf noch einen letzten Blick auf Jacob und erhob sich dann aus dem Sessel.

Mary hatte gerade ihre Arbeit beendet und die Körbe mit der ordentlich gefalteten Kleidung standen zum Verteilen bereit. „Vielen Dank Mary für deine Hilfe,“ sagte Vincent leise zu ihr im Hinausgehen „ich hole Jacob morgen früh wieder ab. Gute Nacht!“ Mary lächelte und erwiderte „Du weißt doch, dass ich das sehr gerne mache. Ich wünsche dir auch eine gute Nacht.“ Sie winkte ihm freundlich zu, als er ihre Kammer verließ. Nachdenklich blieb sie stehen und ihr Gesicht wurde ernst und ein wenig traurig. „Armer Vincent!“ flüsterte sie vor sich hin. Seufzend begann sie, sich für die Nacht fertig zu machen.

Vincent kehrte zurück in seine Kammer, legte seinen Umhang ab und setzte sich auf seinen Lieblingsstuhl mit der hohen Lehne. Seit Catherines Tod schlief er nur sehr wenig und wenn er einmal zur Ruhe kam, dann plagten ihn Alpträume. Immer wieder hörte er Catherine verzweifelt seinen Namen rufen und dann sah er sie in seinen Armen sterben.  Auch jetzt verspürte er keine Müdigkeit und außerdem gab es da Einiges, worüber er nachdenken musste. Er stützte seine Ellenbogen auf die hölzernen Armlehnen und legte das Kinn auf die gefalteten Hände, den Blick in die Ferne gerichtet.





Wenn Liebende fallen, die Liebe fällt nicht.
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
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