Lieber Arocatos,
ich liebe es, die Menschen zu beobachten. An ihrer Körperhaltung und ihrem Gesichtsausdruck merke ich auch immer gleich, wie es ihnen geht, besonders wenn sie sich unbeobachtet fühlen und tief in sich versunken sind.
Oft geschieht das an der Bushaltestelle und im Bus und wenn sie dann sehr traurig sind, denke ich immer, dass es doch alles nur ein Spiel ist und dass die Sorgen unter einem anderen Blickwinkel, den sie eben nicht wahrnehmen, völlig unnötig sind und dass es eine Lösung gibt.
Im Bus mache ich oft ein Spiel. Ich lächel eine Person an, solange bis sie meinen Blick spüren kann und zu 90 % lächeln die Menschen zurück. Danach lasse ich los, damit es nicht aufdringlich wird. Aber häufig ergibt sich auch ein nettes Gespräch.
Gestern hat sich ein etwa 10jähriges Mädchen im Bus neben mich gesetzt. Die Kleine hatte einen Roller dabei und guetschte ihn einfach mit in die Sitzreihe. Natürlich war der Roller viel zu lang für einen Sitzplatz und so konnte ich mich nicht mehr bewegen, denn er landete gleich auf und über meinen Füßen.
Früher hätte ich geschimpft, aber ich werde immer gelassener. Für irgendwas muss die Transformation schließlich gut sein.
Und so habe ich ihr gesagt, das ich nun meine Füße auf das Trittbrett ihres Rollers stellen werde, weil es anders nicht geht! Sie schaute mich ganz lieb an und sagte cool: "Gut!" Damit war sie mit dem Thema durch. Wir haben dann festgestellt, dass ich zuerst aussteige und gemeinsam geplant, wie wir das am besten hinkriegen.
Mit Humor geht vieles leichter.
Herzliche Grüße, Netea