applepie
Administrator
Beiträge: 2411
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Erstellt: 03.03.07, 17:57 Betreff: Poetisch... (Hesse, Rilke u.a.) |
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es gab ja schon einiges .. wird hoffentlich immer wieder was geben...
hier das aktuelle
DER LIEBENDE
Nun liegt dein Freund wach in der milden Nacht, Noch warm von dir, noch voll von deinem Duft, Von deinem Blick und Haar und Kuß - o Mitternacht, O Mond und Stern und blaue Nebelluft! In dich, Geliebte, steigt mein Traum Tief wie in Meer, Gebirg und Kluft hinein, Verspritzt in Brandung und verweht zu Schaum, Ist Sonne, Wurzel, Tier, Nur um bei dir, Um nah bei dir zu sein. Saturn kreist fern und Mond, ich seh sie nicht, Seh nur in Blumenblässe dein Gesicht, Und lache still und weine trunken, Nicht Glück, nicht Leid ist mehr, Nur du, nur ich und du, versunken Ins tiefe All, ins tiefe Meer, Darein sind wir verloren, Drin sterben wir und werden neugeboren.
und hier die hörprobe (und einiges über das projekt)..... danke julia! und auch noch mal das andere stück.. von den söhnen
SPRACHE
Die Sonne spricht zu uns mit Licht, Mit Duft und Farbe spricht die Blume, Mit Wolken, Schnee und Regen spricht Die Luft. Es lebt im Heiligtume Der Welt ein unstillbarer Drang, Der Dinge Stummheit zu durchbrechen, In Wort, Gebärde, Farbe, Klang Des Seins Geheimnis auszusprechen. Hier strömt der Künste lichter Quell, Es ringt nach Wort, nach Offenbarung, Nach Geist die Welt und kündet hell Aus Menschenlippen ewige Erfahrung. Nach Sprache sehnt sich alles Leben, In Wort und Zahl, in Farbe, Linie, Ton Beschwört sich unser dumpfes Streben Und baut des Sinnes immer höhern Thron.
In einer Blume Rot und Blau, In eines Dichters Worte wendet Nach innen sich der Schöpfung Bau, Der stets beginnt und niemals endet. Und wo sich Wort und Ton gesellt, Wo Lied erklingt, Kunst sich entfaltet, Wird jedesmal der Sinn der Welt, Des ganzen Daseins neu gestaltet, Und jedes Lied und jedes Buch Und jedes Bild ist ein Enthüllen, Ein neuer, tausendster Versuch, Des Lebens Einheit zu erfüllen. In diese Einheit einzugehn Lockt euch die Dichtung, die Musik, Der Schöpfung Vielfalt zu verstehn Genügt ein einziger Spiegelblick. Was uns Verworrenes begegnet, Wird klar und einfach im Gedicht: Die Blume lacht, die Wolke regnet, Die Welt hat Sinn, das Stumme spricht
Hermann Hesse (1877-1962)
____________________ Die Neigungen des Herzens sind geteilt wie die Äste einer Zeder. Verliert der Baum einen starken Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht. Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fließen lassen, auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle. [ Khalil Gibran ]
In Deine Hände übergebe ich mein Leben...
[editiert: 03.03.07, 18:07 von applepie]
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