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Reine Herzenssache zwischen Kunst und Kitsch
POP: Marianne Rosenberg pflegt beim "Festival unter den Burgen" den Kult um sich in vielen Farben

Von unserem Mitarbeiter Jürgen Drawitsch

"Das Thema Liebe begleitet uns, bis wir in die Kiste springen." Dies ist ein Stück Philosophie der Marianne Rosenberg, mit dem sie zu Beginn ihres Weinheimer Konzertes klarstellen möchte, dass sie sich vom seichten Schlager-Genre abheben will. Über der Bühne des Sepp-Herberger-Stadions, vor der sich ihre gut tausendköpfige Fangemeinde versammelt hat, ist der Himmel dunkel. Um so heller erstrahlen die Farben des Bühnenhintergrundes, wo sich wechselnde Lichtkaskaden in riesigen Stoffbahnen fangen. Vor diesem träumerisch leichten Meisterwerk der Lichttechnik zeichnen sich die Silhouetten von Cellist und Percussionist Christian Kretschmer oder das Schlagzeug von Gerry Wallace ebenso als Schatten ab wie die Figur von Bassist Can Taylor. Eine Band wie aus einem Guss begleitet Marianne Rosenberg auf ihrer "Für Immer wie heute"-Tour, immer mit dem Ohr und dem Auge für die Gesangs-Ikone, die den strahlenden Mittelpunkt bildet.

Zwei Herzen schlagen in ihrer Brust, seitdem sie mit 15 Jahren bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt wurde und mit "Mr. Paul McCartney" ihren ersten Single-Erfolg gefeiert hatte. Da ist die rettungslos Verliebte, die sich an der Seite eines starken Mannes im siebten Himmel wähnen möchte. Sie wird mit einem ironischen Lächeln von der Ernüchterten, von enttäuschter Liebe Geläuterten auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Zwischen Traum und Wirklichkeit hat sie so viele Hits komponiert, dass sie der Gesang der Fans ständig begleitet, und beim funkig arrangierten Evergreen "Marleen" werden bereits die ersten Tänzchen gewagt.

Die Grenzen zwischen Kunst, Unterhaltung, Kitsch und Klischee sind fließend. Nach einer knappen Stunde verschwindet Marianne mit ihrer orangefarbenen, halblangen Jacke kurz hinter der Bühne und erntet mit einem langen, glänzenden, hellblauen Mantel bei ihrer Rückkehr erstaunte Kommentare. Die ersten Blumen fliegen ihr zu. Mit "Stark genug" und Rio Reisers "Junimond" steuert die Berlinerin zielsicher auf den Höhepunkt zu: "Er gehört zu mir" ist bis heute ihr Fixpunkt geblieben, mit dem sie noch immer die Masse bewegt. "Was ihr mit dem nächsten Lied macht, ist eure Sache, ihr habt es zu meiner goldenen Hymne gemacht." Sie zelebriert das Stück mit jenem unnachahmlich hohen, schneidenden Gesang, der schon in den siebziger Jahren Dieter Thomas Heck bei der ZDF-Hitparade Glanz in die Augen zauberte.

Dass die Stimmkraft der Rosenberg nicht unterschätzt werden sollte, erlebt anschließend Claus Eisenmann. Ihre neue Ballade "Für immer und dich" (auch von Rio Reiser) hat sie mit den Söhnen Mannheims eingespielt. Doch an den Zauber des Duetts zwischen ihr und Xavier Naidoo reicht diese Live-Version nicht heran. James Taylors "You've Got A Friend" folgt als weitere Ballade, ehe der Sohn Mannheims, der auch das Vorprogramm bestritt, seinen Bühnenabgang in kurzem Zwiegespräch mit dem Vertreter eines Getränkeherstellers zum Werbegag werden lässt. Ob Marianne Rosenberg so viel Überraschung wollte, als sie das Duett mit Eisenmann angekündigt hatte?

Der Zugabenteil führt die musikalische Zeitreise an den Anfang zurück. Noch heute wartet Marianne auf einen Brief von "Mr. Paul McCartney". Jetzt trägt sie dafür das Kärtchen eines Weinheimer Fans, das sie von einem Blumenstrauß löst, am Herzen.

© Mannheimer Morgen - 22.08.2005

Quelle: www.morgenweb.de

"die Mundart is en geile Beat, wie Dynamit so explosiv..." (Christian "Chako" Habekost - "2 Mann und Xavier Naidoo")