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applepie

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New PostErstellt: 24.09.06, 19:42     Betreff: Re: mannheim - die heimliche pop-metropole

    Zitat: Bine
    POPAKADEMIE MANNHEIM
    "Die müssen cool sein, nicht wir"
    Von Jochen Schönmann

    Mit der Popakademie ist Mannheim zur heimlichen Musikhauptstadt geworden. Aus der ganzen Republik kommen junge Talente in die baden-württembergische Quadratestadt, um ihren Traum zu leben und Popstar zu werden. Einer der ersten Absolventen ist der Keyboarder Daniel Nitt.

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    Gleich nach der Vorlesung packte Daniel Nitt eine Demo-CD, hockte sich in seinen uralten Klapper-Polo und juckelte damit in den Mannheimer Stadtteil Vogelstang. Dorthin, wo die Träume vieler junger Musiker liegen: in die Kamenzer Straße 10. Hier stehen die Studios der Söhne Mannheims und von Deutschlands Soul-Ikone Xavier Naidoo. Nitt klingelte, drückte dem verdutzten Musik-Produzenten Michael Herberger seine CD in die Hand und fragte nach einem Praktikumsplatz.


    Popakademie: Mannheimer Kontaktbörse
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    "Eine total hirnrissige Aktion war das damals", lacht der 24-Jährige heute. Das Praktikum hat er trotzdem bekommen. Und das, obwohl Herberger, der die Söhne Mannheims produziert, sich die Demo-CD bis heute nicht angehört hat. "Ich fand ihn einfach irgendwie spannend", sagt Mannheims großer Musik-Pate. Außerdem kannte er den Neuankömmling bereits. Der Söhne-Chef hat seine Ohren überall.

    Denn als Nitt einst nach Mannheim kam, um Popmusikdesign zu studieren, war er so euphorisch aufgebrochen, dass er glatt vergessen hatte, sein Keyboard mitzubringen. Herberger, der als Mitbegründer und geduldiger Dauersponsor des bundesweit einmaligen Modells Popakademie zusammen mit Naidoo im Aufsichtsrat sitzt, hatte über einen Freund von der seltsamen Geschichte gehört und mit einem seiner eigenen Tasteninstrumente ausgeholfen. "Ein Keyboarder ohne Keyboard - das fand ich schon skurril", brummt der Söhne-Produzent, und schüttelt den Kopf. Künstler eben.

    Seitdem sind drei Jahre vergangen. In ein paar Wochen hat Nitt sein Studium an der Hochschule für Popmusik beendet. Er gehört damit zum ersten Abschlussjahrgang des Vorreiterprojekts. Nirgendwo sonst in der Republik gibt es die Möglichkeit, einen akademischen Titel als Popmusiker zu erwerben. Noch ein paar Prüfungen, dann besitzt Nitt, zusammen mit 20 Kommilitonen, einen Bachelor im Fach Popmusikdesign.

    Lebenswichtige Kontakte

    Viel wichtiger als der Titel sind allerdings die Bekanntschaften, die er in dieser Zeit gemacht hat. Immerhin halten an der Popakademie Gastdozenten wie Xavier Naidoo, Smudo von den Fantastischen Vier und der ehemalige Geschäftsführer von Universal, Tim Renner, Vorlesungen und veranstalten Workshops. Bei sogenannten Work-in-Progress-Sessions kommen einmal im Monat Studierende, Lehrende und Leute aus der Szene ganz zwanglos zusammen. Man hört sich die aktuellen Projekte der Studenten an, plaudert, lernt sich kennen.

    Viele Produzenten und etablierte Musiker wissen inzwischen, dass in der Talentschmiede Popakademie die Rohdiamanten dicht an dicht auf den letzten Schliff warten. Ein Engagement als Dozent oder Sponsor kann sich also lohnen. 150.000 Euro pumpen Naidoo und Herberger jedes Jahr in die Popakademie. Und auch wenn die Söhne-Chefs dieses Sponsoring vor allem als Liebe zu ihrer Heimatstadt verstanden wissen wollen, schätzen sie den Vorteil, vor allen anderen über die neuesten Entwicklungen informiert zu sein.

    Längst hat sich das engmaschige Netzwerk aus Studenten, Dozenten und professionellen Musikern zu einer großen Kontaktbörse entwickelt. "Die Beziehungen, die du während des Studiums aufbaust, retten dir später das Leben", sagt Udo Dahmen, der künstlerische Leiter der Popakademie. "Denn irgendwann kommt der Moment, an dem du mit deiner Musik die Miete zahlen musst." Und das kann verdammt hart sein.

    Moment der Wahrheit

    Nitt, der stets gut gelaunte Blondschopf aus Pegnitz bei Bayreuth, hat vielleicht das Glück, sich darüber nicht allzu viel Gedanken machen zu müssen. Herberger hat ihn bereits unter seine Fittiche genommen und ihm in der Kamenzer Straße ein Studio freigeräumt. Jetzt muss er zeigen, was er kann.

    Das ist der Moment, in dem für jeden angehenden Freiberufler der größte Druck beginnt. "Klar habe ich Zweifel", gibt Nitt zu, und dieses eine Mal lächelt er nicht. Manchmal, erzählt er, sitze er im Proberaum, und gerade da, wo es krachen sollte, ist Stille. "Man fragt sich: Kann ich das? Bin ich auf dem richtigen Weg? Oder verliere ich gerade die Kontrolle?" Er holt tief Luft und richtet sich auf. "Aber das muss man beiseite schieben."

    Ein gewisses Urvertrauen gehört dazu. Nitt weiß: Er hat das Studio nicht ohne Grund bekommen. Denn wer es durch das Nadelöhr Popakademie hindurch schafft, hat diese Chance verdient, darüber ist man sich in der Szene inzwischen einig. Gerade mal 56 von 600 Bewerbern ergattern jährlich überhaupt einen Platz für die Studiengänge Popmusikdesign oder Musikbusiness. Und das Auswahlverfahren ist gnadenlos.


    ZUM THEMA IM INTERNET
    Popakademie Baden Württemberg - Homepage"Die müssen cool sein", stellt Akademie-Chef Dahmen klar, "nicht wir." Der Vater von drei Kindern hat die Zeit als Rockstar hinter sich. Viele seiner Studenten wären wohl stolz auf eine ähnliche Karriere. Denn der Professor hat es früher richtig krachen lassen - als Drummer der Krautrock-Gruppe Kraan. Dahmen stand in seiner Laufbahn schon mit vielen Großen auf der Bühne, darunter Sting, Nina Hagen und Gianna Nannini. Kurz: Dahmen weiß, wovon er spricht. Deshalb nehmen es ihm alle ab, wenn er sagt, dass das Musikbusiness eines der härtesten ist. "Wer bei der Aufnahmeprüfung für die Popakademie auf der Bühne steht, muss da schon alles geben", warnt er. Das gilt auch für das Studium.

    Nitt erinnert sich noch gut an das erste Vorspielen. "Mein Herzschlag war so laut, dass ich Probleme mit dem Takt hatte." Es war unmenschlich heiß im Proberaum der Akademie. Er hatte 15 Minuten für drei Songs. Alle sind vor Hitze fast eingegangen. Die Professoren schnitten Grimassen, als wollten sie ihm gleich den Stecker herausziehen. "Im Prinzip", sagt Nitt, "kann man sicher sein, dass sie genau das Gegenteil von dem hören wollen, was du eigentlich machst." Das kann auch schon mal Volksmusik sein. "Wenn dir dann nichts Originelles einfällt, bist Du weg."

    Ihn aber wollten sie unbedingt. "Wir wussten nicht genau, wen oder was wir da vor uns haben, wir wussten nur, dieser Junge ist etwas Besonderes", erinnert sich Dahmen. Es war eine Mischung aus Electronic Pop und Soul mit deutschen Texten, mit der Nitt die Prüfer überzeugte.

    Inzwischen kann er sich über mangelnde Arbeit nicht beschweren: Kürzlich war Nitt für sechs Wochen als Keyboarder mit der Pop-Gruppe Sweetbox in Japan und Südkorea auf Tournee. Außerdem produziert er zusammen mit "Deutschland-sucht-den-Superstar"-Sieger Tobias Regner einige Titel für ein Live-Konzert. In Herbergers Studio nimmt er derzeit Songs mit seiner eigenen Gruppe Momentaufnahme auf. Die Band um Sängerin Denise Modjallal hat sich an der Popakademie zusammengefunden, läuft aber noch nicht so, wie Nitt es will. Deshalb drückt er aufs Tempo "Wir haben noch keine Identität. Da müssen wir endlich weiterkommen."

    Bei Momentaufnahme ist er mittlerweile selbst in die Rolle des Produzenten gerutscht, was Herberger mit Genugtuung beobachtet: "In dieser Funktion habe ich ihn von Anfang an gesehen", sagt er. Gesagt hat er das Nitt natürlich nie. Herberger ist ein geduldiger Mensch. "Musiker sind Dickschädel, die müssen selbst kapieren, wo ihre Zukunft liegt."


    Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,438602,00.html



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Die Neigungen des Herzens sind geteilt wie die Äste einer Zeder.
Verliert der Baum einen starken Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht.
Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fließen lassen,
auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle. [ Khalil Gibran ]


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