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Eva S.
Administrator

Beiträge: 6549


New PostErstellt: 20.04.05, 19:00     Betreff: Christliche Kabbala....

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...am Beispiel der "Lehrtafel" der Prinzessin Antonia von Württemberg

Hallo @ll,

wie schon an anderer Stelle erwähnt, verbreitete sich die Kabbala im 15. Jahrhundert schnell in ganz Europa. In diesem Jahrhundert wurde auch die „christliche Kabbala“ „geboren“. Letztere breitete sich aber erst im 17. Jahrhundert weithin in Europa aus.

Eigentlich gibt es keine großen Unterschiede zwischen jüdischer und christlicher Kabbala. In der christlichen Kabbala fand vor allem die Vorstellung von einem Weltenbaum oder Kosmischen Menschen großen Anklang. Wie in der Antike gingen christliche Kabbalisten davon aus, dass im Menschen der gesamte Kosmos angelegt sei, da er als Mikrokosmos dem Makrokosmos entspricht.

Etwas anders die so genannte „Lehrtafel" der Prinzessin Antonia von Württemberg. Diese „Lehrtafel“ zeichnet den „Kabbalistischen Baum“ mal etwas anders. Die Glyphe wird hier quasi zu einer eigenen Welt. Die Lehrtafel ist der Versuch, den göttlichen Heilsplan nach christlichem Verständnis in der symbolischen Anordnung der zehn kabbalistischen Ausstrahlungen oder Sphären Gottes bildhaft darzustellen.

Der Hofmaler Johann Friedrich Gruber zeichnete sie 1663 nach den Anweisungen von Gelehrten, die Prinzessin Antonia von Württemberg um sich scharte. Auf der Lehrtafel wird der Kabbalistische Baum in christliche Bildsprache umgewandelt und mit, für die Barockzeit üblichen, überfüllten Bezügen und Entsprechungen als Meditationsbild dargestellt.

Das zentrale Bild der Lehrtafel finde ich besonders interessant, denn hier erlebt man einige Überraschungen.

Die symbolische Darstellung des Zentralmotivs folgt der Anordnung des Kabbalistischen Baumes. Sie beginnt mit der 10. Sefira, Malkuth, welche dem Element Erde entspricht. Und nun die erste Überraschung – Christus wird in der „Lehrtafel“ weder mit Tipheret noch mit Chockmah assoziiert, wie das normalerweise in der Kabbalistik der Fall ist, sondern befindet sich hier im Mittelpunkt von Malkuth und symbolisiert den auf die Erde gekommenen Sohn Gottes und wird auch dieser 10. Sphäre (Malkuth) zugeordnet.

Von Malkuth aus fließen die Segensströme und gestalten eine Ordnung des Weltkreises. Sie fließen zum neuen Gottesvolk, das Christus als Kreis umgibt. Es sind die 12 Stämme Israels, dargestellt durch die Stammesfürsten. Der Charakter der Stammesfürsten und die ihnen verheißene Zukunft wird allegorisch durch die Zuordnung von Tieren, Bäumen, Edelsteinen und Tierkreiszeichen dargestellt. Also auch hier ein eventueller Bezug zum Tierkreis, den ich unter einem anderen Thema auch mit der berüchtigten 666 in Verbindung brachte.

Hinter Christus und den 12 Stammesfürsten erhebt sich der salomonische Tempel als Sammelplatz der Sephiroth und Stätte des neuen Gottesdienstes. Im Aufgang sind die Evangelisten und Apostel zu sehen. Der Vorplatz symbolisiert die „unteren Ebenen“ Malkuth, Jesod, Hod und Nezach. Der Giebel des Tempels wird von den Sephiroth Tipheret, Geburah und Chessed (mittlere Ebene) gebildet; die Bekrönung des Giebels erfolgt durch die Sephiroth Binah, Chockmah und Kether (oberste Ebene).

Und nun zu weiteren „Überraschungen“: Dass die Sefira Jesod als Frau dargestellt wird, kann ich gerade noch für die damalige Zeit nachvollziehen, da Jesod ja für den Mond, eigentlich Vollmond, bzw. die Mondsphäre steht und somit hier die Mondgöttin nicht nur als eine Kraft Gottes sondern auch entsprechend als Frau dargestellt wird.

Aber als ich mir das Bild von dieser „Lehrtafel“ genauer ansah, erlebte ich bei der Darstellung der Sefira Tipheret die größte Überraschung:

Arka erwähnte hier im Forum einmal unter einem anderen Thema, ich glaube, es war Bibelforschung, eine Marienstatue mit zwei Kindern. Genau so eine Darstellung finden wir auf der Lehrtafel bei der Sefira Tipheret. Also nicht Christus ist hier der „Inhaber“ von Tipheret, sondern die Gottesmutter Maria mit zwei (!) Kindern, von denen eines neben ihr sitzt und das andere im Arm gehalten wird.

Hier wird tatsächlich einmal auf den „weiblichen Anteil“ von Tipheret, die ja wie Jesod und Kether eigentlich eine "androgyne Sefira" ist, angespielt. Wie gesagt, eine weibliche Darstellung von Tipheret zu dieser Zeit war für mich doch sehr überraschend, wenn ich auch gleichzeitig sehr erfreut darüber bin. Denn erst durch das Kirchenchristentum wurde alles Weibliche diskriminiert und oft auch dämonisiert, während die Urchristen das noch etwas anders sahen.

Auch auf der Lehrtafel ist wie in der jüdischen Kabbalistik Tipheret das „Herz“ des Kabbalistischen Baumes, nur mit dem Unterschied, dass es hier als „weiblich“ und als „Mutter“ dargestellt wird. In der christlichen Kabbalistik wird Tipheret der wichtigste Gottesname zugeordnet, nämlich JHVH. Allegorisch wird Tipheret, wie in der jüdischen Kabbala, als „die Schönheit der Liebe“ dargestellt. Ein weiterer Unterschied zur jüdischen Kabbalistik ist, dass in der christlichen Kabbalistik Tipheret noch einen zweiten Namen hat, nämlich Rachamim, was soviel wie „Barmherzigkeit Gottes“ bedeutet.

Die „weiblichen“ Sephiroth „Geburah“ und „Binah“ werden ebenfalls auf der Lehrtafel auch als „weiblich“ dargestellt, die männlichen Sephiroth „Chesed“ und „Chockmah“ entsprechend als Männer. Die nächste Überraschung wartet auf den Betrachter - vor allem auf die Betrachterin:-) - bei der Darstellung der Sefira Kether. Der Kabbalist weiß zwar, dass auch Kether eine „androgyne Sefira“ ist, dennoch wird sie in der jüdischen Kabbalistik, aber auch bei den meisten christlichen Kabbalisten grundsätzlich mit „Gott Vater“ assoziiert und der „weibliche Anteil“ (Shekinah) einfach weggelassen. Anders auf der Lehrtafel – hier wird Kether mit eindeutig weiblichem Oberkörper und eindeutig männlichem Gesicht dargestellt – also als androgynes Wesen.

Die Lehrtafel existiert noch heute im Original. Sie wird in der Dreifaltigkeitskirche in Bad Teinach im Schwarzwald aufbewahrt. Ich weiß allerdings nicht, ob sie auch für die Öffentlichkeit zu besichtigen ist.

Wie gesagt, wenn die Lehrtafel auch für eine Prinzessin vorgesehen war, verwundert es doch, dass man hier schon im 17. Jahrhundert auch das weibliche Prinzip gewürdigt und eine entsprechende Symbolik verwendet hat. Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia ermöglicht somit einen kleinen Einblick in das ursprüngliche Christentum, in dem die Frauen im Gegensatz zum späteren Kirchenchristentum noch sehr geachtet waren.

Interessant ist auch, dass für viele christliche Kabbalistiker die jüdische Kabbalistik mit der Botschaft Christi im Kern identisch waren. Auch Papus, der im 19. Jahrhundert lebte, erwähnt in seinem Buch „Die Kabbalistik“ diesen Umstand.

Liebe Grüße,
Eva

"Die Weisheit eines Menschen misst man nicht an seiner Erfahrung, sondern an seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen" George Bernhard Shaw


[editiert: 20.04.05, 19:07 von Eva S.]
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