Ein Textauszug aus "Karibische Geschichten", Buch von Heinz Meder:

Aus dieser Armut (Anmerkung: vorher beschrieben) wollen viele raus, und buchen aus Dummheit und Perspektivlosigkeit bei einem Himmelfahrtsunternehmen eine illegale Überfahrt nach Puerto Rico, leider allzu oft mit tödlichem Ende. Dies ist natürlich auch die Schicht, die dazwischen aus ihrem Dorf zu mehreren im Bus, Lastwagen oder Camionetta einen Strandbesuch macht, ihre geliebte Merenguemusik, laut und schräg hört, nirgends anstehen kann, und viel Dreck hinterläßt. Nicht entschuldbar, aber logisch.

Dann gibt es noch die Gruppe der ausländischen Einwanderer, die hauptsächlich aus Nordamerika und Europa kommen. Sie haben entweder einen Job, Handelsbeziehungen, kommen wegen des Klimas, der hübschen Mädchen - wie auch Casanovas, oder solche, die als Ruheständler, aus Steuer- oder anderer Flucht, wegen des preiswerten Rums, aus persönlicher Faulheit, Müdigkeit durch Perfektionismus, Konsum und System hier gelandet sind. Die meisten dieser zivilisationsgeschädigten Leut' entscheiden unter dem Druck der Tropensonne und den Biertischweisheiten der ,Mitleidenden' nur noch wenig, die wenigsten gehen ihrem Beruf nach, den sie mal hatten, sondern kommen auf die lustigsten unrealistischsten Ideen, was hier ja nicht auffällt.

Es enstehen, geblendet von der Sonne, Ehen in oft nur einer Woche, neue Existenzen und/oder Investitionen in ähnlicher Geschwindigkeit- Windigkeit oder das andere Extrem, bei dem jahrelang auf die Idee gewatet wird, bis einem die ,Luft' ausgeht. Gute Ratschläge von Langzeitbewohnern werden als hochnäsige Besserwisserei abgestempelt und ignoriert, um dem tollen Geschwätz und den Binsenweisheiten Platz zu machen.

Alle werden bewußt oder unbewußt Insulaner, einige allerdings nur Alkoholiker. Somit ist der karibische Potpourri komplett: bunt, würzig und lebendig, und alle haben die eine oder andere Existenzberechtigung.