oltavius
Duplicarius
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Erstellt: 19.02.11, 12:55 Betreff: Re: Links und Literatur |
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Da bin ich ja mal gespannt , hört sich ja ganz interessant an, halt nix für Hollywood-vans . mal sehen was abgeht
Der Adler der neunten Legion
Filmkritik
Gibt es bald wieder eine neue Sandalenfilm-Welle? Für eine solche Behauptung ist es vielleicht noch etwas zu früh, aber das Genre scheint auf jeden Fall wieder an Beliebtheit zu gewinnen. Während sich im TV nach der Erfolgsserie „Rome" auch der „Spartacus"-Ableger als Hit erweist, wird in Hollywood bereits fieberhaft an einer „Cleopatra"-Monumentalfilmproduktion mit Angelina Jolie in der Titelrolle gearbeitet. Und im vergangenen Jahr hat Neil Marshall mit „Centurion" vorgemacht, wie man das Splatter- mit dem Historien-Genre unterhaltend vermischt. Inhaltlich in Marshalls Fußstapfen tritt nun Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland", „State of Play" mit „Der Adler der Neunten Legion". Auch der Schotte widmet sich in seinem Epos dem mysteriösen Verschwinden der Neunten Römischen Legion, setzt seine Handlung aber knapp 20 Jahre nach „Centurion" an. Und auch wenn die Verfilmung des Bestsellers von Rosemary Sutcliff einige blutige Szenen aufweist, ist Macdonalds Ansatz doch ein ganz anderer. Ihm schwebte für „Der Adler der Neunten Legion" ein quasi-dokumentarischer Abenteuerfilm vor, der sich ganz bewusst von der fiktionalisierten Opulenz eines „Gladiator" abhebt.
Sowohl inhaltlich wie auch ästhetisch ist „Der Adler der Neunten Legion" eine äußerst mutige Produktion. Es verwundert deshalb gar nicht, dass die Entwicklung des Projekts so lange gedauert hat. Aber das Baby des britischen Filmproduzenten Duncan Kenworthy („Vier Hochzeiten und ein Todesfall", „Tatsächlich Liebe" sollte unter den besten Bedingungen zur Welt kommen - und auf gar keinen Fall von Hollywood verkorkst werden. Nachdem der vorgesehene Regisseur Mike Newell („Prince Of Persia - Der Sand der Zeit" ausstieg, sprang der aufstrebende junge Filmemacher Kevin Macdonald ein. Der ehemalige Dokumentarfilmer („Sturz ins Leere", „Ein Tag im September" eignete sich nicht nur wegen seiner schottischen Herkunft für „Die Adler der neunten Legion". Sein realistisch-dynamischer Erzählstil, der schon in „Der letzte König von Schottland" Idi Amins Schreckensherrschaft glaubwürdig nachzeichnete, passte perfekt zu Kenworthys Interessen. Von den Rüstungen, den Waffen, der Lagerbauweise bis hin zu den Schlachtenszenen – alles sollte dokumentarisch wirken, nicht wie in „Gladiator" filmisch überhöht werden. Zum weitgehenden Gelingen dieser Intention trägt am Ende vor allem die Kameraarbeit des Oscarpreisträgers Anthony Dod Mantle („Slumdog Millionär" bei. Wie schon in den Werken von Lars von Trier und Danny Boyle setzt Dod Mantle auf einen exzessiven Handkameraeinsatz und bleibt dabei immer dicht an den Figuren. Diese erprobte Technik sorgt nur in den wenigen Actionszenen für Probleme. Sicher, die Zusammenstöße der Kämpfenden wirken realistisch, aber mit dem bloßen Auge ist häufig gar nicht zu erkennen, wer hier gerade wen niedermäht. Es fehlen das Raumgefühl und die Übersicht bei all den verwackelt-verkanteten Einstellungen.
Dennoch zählt die düster-dreckige Ästhetik eindeutig zu den Stärken von „Der Adler der neunten Legion". Der Film erreicht in den Kampfszenen allerdings eine Brutalität, die mit dem Anspruch des Jugendbuchs von Rosemary Sutcliff nichts mehr zu tun hat. Diese Härte setzt sich in der Figurenzeichnung fort. Wer eine Liebesgeschichte sucht, wird in Macdonalds Film nicht fündig, Frauen spielen in dieser römischen Macho-Männerwelt keine Rolle. Eine Amazone des Bösen wie sie Olga Kurylenko in „Centurion" darstellte, hätte aber auch nicht zum realistischen Anspruch von „Der Adler der neunten Legion" gepasst.
Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt! Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig!
[editiert: 19.02.11, 13:08 von oltavius]
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