Entwicklungshilfe und Kinderprojekt Indonesien
"Hilfe zur Selbsthilfe" setzt bei den Ursachen an.
Informationsforum zu unserer Arbeit, unseren Projekten und allgemeine Informationen zu Indonesien.
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
ChatChat VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks
Vergessene Inseln - Pulau Weh; Ziel unserer langfristigen Wiederaufbauhilfe

Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite: 1, 2, 3, 4, 5
Autor Beitrag
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 28.01.05, 22:17  Betreff: Ankündigung:  Vergessene Inseln - Pulau Weh; Ziel unserer langfristigen Wiederaufbauhilfe  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Vergessene Inseln - Pulau Weh


Nachdem anfänglich in den Nachrichten Indonesien so gut wie keine Rolle spielte und erst Tage nach der Katastrophe auch bei den Medien Einzug gehalten hat, konzentriert sich nun die gesamte Berichterstattung auf Banda Aceh. Noch Heute, fast einen Monat nach dem Ereigniss, ist das gesamte Ausmaß der Katastrophe unüberschaubar. Das auch vorgelagerte Inseln stark betroffen sind und dort die Hilfe genauso dringend erforderlich ist, findet in den Medien kaum Veröffentlichung. Während sich alle großen Hilfsorganisationen und der größte Teil der Hilfe auf Aceh konzentriert, leiden die Menschen auf den kleinen Inseln nach wie vor unter der Katastrophe und warten auf Hilfe.

Wir haben uns deshalb entschlossen, unsere Hilfsmaßnahme auf eine der Inseln - aller Voraussicht nach auf Pulau Weh - durchzuführen. Dies nicht zuletzt wegen der relativ geringen Mittel die uns - im Gegensatz zu den großen Organisationen - zur Verfügung stehen. So können wir aber die uns zur Verfügung stehenden Mittel optimal zur langfristigen Aufbauhilfe nutzen.

Für eine Familie, die sich mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von EUR 65,- gerade einmal ernähren konnte , bedeutete solch eine Summe schon vor diesem Erdbeben finanziell eine weit über ihren Möglichkeiten liegende Anstrengung. Nun, wo die Menschen auch noch ihr ganzes Hab und Gut verloren haben und die Preise für Baumaterialien rasant steigen werden, ist ein kompletter Hausbau für diese Familien ohne Hilfe von aussen eine unlösbare Aufgabe. Im Grunde ist die Lage der Familien absolut hoffnungslos.

Viele Familien lebten in einem Dorf namens Iboih. Laut letzten Berichten wurde das Dorf von dem Tsunami vollkommen zerstört. Zur Zeit leben 448 Meschen zusammen unter einem notdürftig zusammen gebauten Dach auf einem Hügel.

Wir bitten daher dringend um weitere Unterstützung.

FIG-Indonesia e.V.
-Entwicklungshilfe-
Mitgliedsorganisation im

aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass auf Grund einer gegen die FIG-Indonesia gerichteten Kampagne, die Mitgliedschaft im Deutschen Spendenrat aktuell nicht besteht.

Spendenkonto:
Deutsche Bank AG
Kto.:056 5333 00
BLZ:200 700 24
"Seebeben"




unsere Spendenhotline 0900-5-005550-001 mit der Sie 5.-- Euro (zzgl.14ct.Telefongeb.) spenden.

Wir sind dankbar für jede weitere Spende, die uns hilft zu Helfen! Jeder noch so kleine Betrag hilft. Vielleicht kann auch unsere Spendenhotline eine Hilfe sein.

Fotos vom Katastrophengebiet Pulau Weh

Bericht über Pulau Weh vor der Katastrophe



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 17.03.07, 16:31 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 01.02.05, 18:50  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh  drucken  weiterempfehlen

neueste Zahlen zu Pulau Weh

Auf Pulau Weh haben ca. 500 Familien alles verloren.

Davon sind auf Pulau Weh 192 Kinder unter drei Jahren, deren Familien alles verloren haben.

Über den geplanten Umfang der Aufbauhilfe werden wir in Kürze berichten. Teile unserer Mitarbeiter und Freunde sind bereits vor Ort und haben mit ersten Maßnahmen angefangen. Aller Voraussicht nach werden wir Anfang bis Mitte März mit den langfristigen Aufbaumaßnahmen beginnen



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi


[editiert: 13.02.05, 10:50 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 12.02.05, 22:12  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh  drucken  weiterempfehlen

Pulau Weh - Vier der zerstörten Schulen
Quelle: lokaler Schulverband (DINAS PENDIDIKAN KOTA SABANG)


Iboih - muss repariert werden


Pria Laot - muss komplett wieder neu aufgebaut werden


Perikanan - muss komplett wieder neu aufgebaut werden


Krueng Raya - muss repariert werden

an Baukosten etwa 510.000.-- Euro und etwa 45.000.--Euro für Einrichtungen und Schulmaterial

weitere Fotos vom Katastrophengebiet Pulau Weh



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 11.03.05, 08:44 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 15.02.05, 11:31  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh  drucken  weiterempfehlen

erste Aufbauarbeiten haben begonnen

Pulau Weh 14.Februar 2005

erste Bilder von bereits begonnenen Wiederaufbauarbeiten erreichten uns von Peter Hedrich.

erste sanitäre Einrichtungen


Aufräumarbeiten in Gapang...


...selbst die Kleinsten helfen mit. Eine große Hilfe leistet die neue Motorsäge, die Freunde Iboih`s
besorgt haben.





erste Hilfsgüter, wie Töpfe und Pfannen werden verteilt.



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 14.04.05, 15:42 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 20.02.05, 13:44  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh  drucken  weiterempfehlen

HILFSAKTION STARTET
folgende Pressemitteilung zur Vereinfachung der Information.

FIG-Indonesia e.V.-Entwicklungshilfe- 20.2.2005
Vergessene Inseln - Pulau Weh
BILD hilft e.V.-EIN HERZ FÜR KINDER hilft.

Noch Heute, mehr als einem Monat nach dem Ereigniss, ist das gesamte Ausmaß der Katastrophe unüberschaubar. Einige der vorgelagerten Inseln warten noch Heute auf Hilfe.

Wir haben uns deshalb entschlossen, unsere Hilfsmaßnahme auf eine der Inseln - Pulau Weh - durchzuführen.
Viele Familien lebten in einem Dorf namens Iboih. Laut letzten Berichten wurde das Dorf von dem Tsunami vollkommen zerstört. Zur Zeit leben 448 Meschen zusammen unter einem notdürftig zusammen gebauten Dach auf einem Hügel.
Insgesamt wurden 490 Häuser zerstört, oder stark beschädigt. Ebenso mehrere Schulen und die Infrastruktur. Auch die zum Lebensunterhalt erforderlich Boote wurden größtenteils vernichtet.
Für eine Familie, die sich mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von EUR 65,- gerade einmal ernähren konnte , bedeuteten schon vor diesem Erdbeben finanzielle Belastungen eine weit über ihren Möglichkeiten liegende Anstrengung. Nun, wo die Menschen auch noch ihr ganzes Hab und Gut verloren haben und die Preise für Baumaterialien rasant steigen werden, ist ein kompletter Hausbau für diese Familien ohne Hilfe von aussen eine unlösbare Aufgabe. Im Grunde ist die Lage der Familien absolut hoffnungslos.
Mit ersten Aufräum -und Hilfsmaßnahmen wurde von Helfern der FIG-Indonesia, die sich bereits vor Ort befinden, begonnen.
Mit 4,5 Tonnen Milchpulver, ermöglicht durch eine großzügige Spende der Österreicher Firma OMICRON wurde der Jahresbedarf für die betroffenen 192 Kinder unter drei Jahren, die bereits erste Mangelerscheinungen hatten, sichergestellt. Bei Transport und Logistik zeigte sich die Air France sehr hilfsbereit, die mit ihrer TransAll C160 und Helikoptern die Hilfsmittel transportierte.
Durch großzügige Unterstützungen zahlreicher Spender und besonders durch BILD hilft e.V.-EIN HERZ FÜR KINDER kann die FIG-Indonesia e.V.-Entwicklungshilfe- jetzt mit der langfristigen Wiederaufbauhilfe in Kürze beginnen und einen Großteil der zerstörten Häuser und Schulen wieder neu aufbauen. Das geplante Betreungs- und Ausbildungsprojekt, das gleichermaßen Waisen, wie auch anderen Kindern und Jugendlichen zugute kommen soll, kann ebenfalls umgesetzt werden.

Hilfe wird jedoch noch für lange Zeit erforderlich sein.Wir bitten daher dringend um weitere Unterstützung.



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 11.03.05, 00:13 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 10.03.05, 23:35  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh  drucken  weiterempfehlen

zerstörte oder verlorene Boote auf Pulau Weh
Quelle: Fischereibehörde (dinas kelautan dan perikanan kota sabang)


Geamt 198 Boote, was bedeutet, Arbeitsplätze für mehr als 700 Fischer!





4 Boote - 6m lang - engine 8hp (2 Fischer) 33 Boote - modell 1gt - 6m lang (2 Fischer)

14 Boote - 6.5m lang - engine 15hp (2 Fischer)

2 Boote - 8,5m lang - engine 25hp (3 Fischer)

35 Boote - 9.5m lang - engine 40hp (4 Fischer)




90 Boote- modell 3gt - 9.3m lang (3 Fischer) 14 Boote - modell 5gt - 12m lang (6 Fischer)




6 Boote - modell 28gt - 23m lang - reparaturbedürftig (20 Fischer)

hinzu kommt noch das gesamte Zubehör wie Netze und so weiter.

Gesamtschaden in etwa 400.000.-- Euro




Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 11.03.05, 00:16 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 11.03.05, 00:10  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh  drucken  weiterempfehlen

zerstörte Trinkwasser Pumpanlage auf Pulau Weh

das Pumpenhaus (vormals rechts auf dem Bild) wurde einfach weggespült.



Kosten für Wiederinstandsetzung etwa 15.000.-- Euro

weitere Fotos vom Katastrophengebiet Pulau Weh



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 11.03.05, 08:45 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 13.03.05, 19:29  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh; Ziel unserer langfristigen Wiederaufbauhilfe  drucken  weiterempfehlen

Am 18.März geht es los und wir werden Sie von Zeit zu Zeit über die Fortschritte informieren.

Auf Einladung der Schulbehörde, der Fischereibehörde und des Wali Kota von Pulau Weh wird nun ab der nächsten Woche mit den langfristigen Wiederaufbaumaßnahmen begonnen.

Zu den Aufgaben, die wir zu bewältigen haben, gehört die Hilfe bei Wiederaufbau ziviler Häuser, Reparatur oder Neuerrichtung der zerstörten Schulen, Beschaffung von neuem Schulinventar und Lehrmitteln, Beschaffung neuer Schuluniformen, Hilfe bei der Wiederbeschaffung von Mitteln zum Lebensunterhalt wie zum Beispiel Boote und Netze für die Fischer, Erneuerung der Trinkwasserversorgung.

Entgegen vieler anderer Vorgehensweisen werden wir die Menschen vor Ort in die Arbeiten einbeziehen, um so zum Einen einen Teil Traumabewältigung zu leisten und die Menschen in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und Andererseits hierdurch Arbeitsplätze und Einkommen zu schaffen.

Auch unser geplantes Betreuungs- und Ausbildungszentrum werden wir in Angriff nehmen.



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 13.03.05, 21:37 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 26.03.05, 15:44  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh; Ziel unserer langfristigen Wiederaufbauhilfe  drucken  weiterempfehlen

Angekommen

nach einer sehr anstrengenden Reise über Bangkok nach Brunei, weiter nach Jakarta (Übernachtung) nach Medan und Banda Ace, sind wir glücklich aber erschöpft auf der Insel Pulau Weh angekommen.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich für die sehr freundliche und große Unterstützung durch Royal Brunei und deren Mitarbeitern bedanken.

Nach einer unendlichen Odysee durch die Behörden und das Indonesiche FBI haben wir nun endlich auch die erforderlichen Papiere und Ausweise.

Die ersten 15 Boote haben wir bereits gekauft und werden diese am Montag 28.04.05 in Bireuen ( Nordwestküste von Banda Aceh) etwa 300 Kilometer entfernt abholen. Dazu müssen wir mit insgesamt 19 Leuten 2 Tage reisen. :-( aber wir freuen uns schon darauf, wenn wir die Boote an die Fischer übergeben können.

Ab nächster Woche werden wir dann auch mit dem Wiederaufbau der Häuser und Schulen beginnen, was nicht einfach ist, weil einfach nichts mehr vorhanden ist. Jedes benötigte Teil werden wir von weit her besorgen müssen.

Aber wir sind guter Dinge.



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Redaktion

Administrator

Beiträge: 323

New PostErstellt: 27.03.05, 16:30  Betreff: Re: Vergessene Inseln - Pulau Weh; Ziel unserer langfristigen Wiederaufbauhilfe  drucken  weiterempfehlen

semua habis - alles weg
Bericht von Carola

Nach einer Fahrt entlang der Küste von Banda Aceh, oder vielmehr dem, was davon übrig ist, können wir nur sagen, alles, was wir im Fernsehen oder auf Bildern sehen können, zeigt nur einen fernen Eindruck; es beschreibt nichts von dem, wie es ist. Kilometer um Kilometer zieht das Bild der Verwüstung sich an den ehemals wunderschönen Stränden entlang. Diese selbst liegen paradiesisch da wie eh und je.
Von der Straße gesehen, trennt einen der Anblick eines Kriegsgebietes von dem schmalen Strandstreifen und dem türkisen Meer.
Bis zu 40 Kilometer im Landesinneren nur niedergemetzelte Palmen, Masten, Bruchstücke, Hausreste, Dachziegel, Kleidungsstücke, Hausrat. Wie in der Hosentasche zerknüllte Taschentücher liegen Autokarossen da, Schiffsreste, manchmal auch völlig heilgebliebene Boote, dazwischen immer wieder das eine oder andere herausragende Skelett eines Hauses – es gibt keine Beschreibung für diese unfassbar skurrile Szenerie, alles mutet an wie die absurde Kulisse eines überdrehten Films, Vergleiche mit Bombenschlägen tragen nicht, eher erinnert es noch an einen überdimensionalen Mähdrescher, der über alles hinweggegrast ist. Bei all diesen Eindrücken, dem Suchen nach Vergleichen merkte ich, was schwer oder gar nicht gelingt, ist zu begreifen, dass überall dort Tausende Menschen lebten, ihren Sonntagmorgen beim Kaffee, beim Rauchen, beim Arbeiten, Fischen, Reden, beim Reparieren, Autofahren, bei alltäglichen Dingen zubrachten und sich vielleicht wunderten, weshalb das Wasser zurückging.
Ebenso ist nur schwer fassbar, dass eben dort Hunderte umherirrten, um tagelang nach den verlorengegangenen Angehörigen zu suchen.
Manaf, unser Fahrer, erzählt bei einer Zigarettenpause, seine Frau sei am 26. gerade zur Entbindung in Aceh gewesen. Begleitet durch ihre Familie und den zweijährigen Sohn. Wir lehnen an Manafs Pickup, dessen verrosteter Tank durch ein Plastikkanister unter dem Beifahrersitz ersetzt wird, dem beide Kotflügel und auch sonst einige Dinge fehlen, als er seine Tsunamigeschichte berichtet. Mit diesem Auto hatte er seine Familie wenige Tage zuvor zur Fähre nach Banda Aceh gebracht.
Als die erste Welle sein Haus mitnahm, war Manaf mit seinem knatternden Vehikel losgefahren, hatte soviel Menschen aufgesammelt, wie er fand und als auf dem Berganstieg der Reifen platzte, stiegen zwölf Leute von der Ladefläche, um den Berg weiter hinauf zu rennen.
Kaum, dass die ersten Nachrichten aus Banda Aceh hier auf Pulau Weh eintrafen, reparierte Manaf wie besessen den Wagen. Drei Tage suchte er, dann stand fest: stünde sein Haus noch, müsste er von nun an allein dort leben, denn Manafs Frau, der Sohn und das Neugeborene sind tot.
„Aber es gibt kein Haus mehr.“ Sagt er und lässt den Motor wieder an, um im Nachbardorf im nächsten Camp Milchpulver für die Kleinkinder abzuliefern.
Auf dieser Tour durch die verschiedenen betroffenen Dörfer haben wir Manaf begleitet und sehr viele Menschen kennen gelernt. Auf engstem Raum in stickigen Zelten, hocken die Frauen mit ihren Babys oder Kleinkindern, sie schlagen sich wacker und machen Scherze, wann immer es geht. Sie zeigen uns ihre Behausungen, in denen sich fein säuberlich geordnete, minimale Wäschestapel als das einzig verbliebene Hab und Gut herausstellen. Einige der kleinen Kinder haben Katzenkrätze und Fieber, und es bedarf dringend eines Arztes, der sich einige Monate um die Menschen hier kümmert.

Am Mittwoch-Nachmittag trafen wir dann Philippe, einen Franzosen, der seit 13 Jahren auf Pulau Weh lebt und unbezahlbare Kontakte zu allen möglichen Stellen hat. Über ihn konnten wir bereits 15 Boote in einer Bootswerft in Bireuen (Aceh) ordern, die wir am Montag mit den fünfzehn Fischern abholen werden, für die sie bestimmt sind. Denn auch, wenn es Pulau Weh bei weitem nicht so schlimm getroffen hat wie Aceh; hier sind nur wenige ausländische Hilfstruppen und um das Leben wieder in Gang zu bringen, fehlt es doch für viele am Nötigsten.


Unser FIG-Haus liegt direkt am Meer, wenn die Leute uns fragen, wo wir wohnen, reicht es oft nicht, die Adresse SABANG FAIR zu sagen, sondern es hilft mehr, wenn wir das Haus als das große, gelbe, runde mit den vielen Fenstern und den blauen Lampen am Dach beschreiben.

Leider war das Haus noch nie bewohnt und so gibt es keinen Schreibtisch oder sonstige Möbel. Glücklicherweise haben die Leute hier sich sehr bemüht, vor unserer Ankunft noch Betten aufzutreiben. Vor einigen Tagen fuhren wir die ansässigen Schreiner ab, um einen Tisch und einen Kleiderschrank zu kaufen, aber auch da ließ sich gut ablesen, mit welchen Problemen die Leute momentan kämpfen, denn das Holz ist nach dem Tsunami erst einmal knapp. Natürlich gibt es jede Menge Dschungel, die Insel ist sehr bewaldet, aber glücklicherweise scheinen die Menschen hier sich zumeist an das Abholzverbot zu halten.

Gestern waren wir widerrum in Banda Aceh, erneut sahen wir uns diesen Trümmerbergen, dem weitflächigen Kahlschlag fassungslos ausgesetzt.

Semua habis, alles weg - das ist, was wir immer wieder zu hören bekommen.
Im Krankenhaus am Straßenrand trafen wir dann den Doktor Marzuki, dem wir helfen wollen, das Ganze wieder in Gang zu bringen. Ein untersetzter Mann in tadellos weißer Uniform und freundlichen Augen hinter der Nickelbrille erklärt Yves Dantin die Kostenanschläge, sie reden, Yves sagt ihm, dass schon Geld da ist und wie sie das handeln. Dann bricht der Doktor weinend in Yves Armen zusammen, erzählt, dass 15 seiner Angestellten und seine gesamte Familie starben. „But I have a spirit“ rafft er sich wieder auf und sagt, das Krankenhaus soll bis Mai wieder eröffnet werden. Ein bemerkenswerter Elan, der viele der Menschen hier vorantreibt, denn noch standen wir in einem sehr reparierungsbedürftigen Haus, dessen beide Etagen noch voller Trümmer sind – von medizinischem Gerät und Betten noch keine Spur. Aber so, wie die Leute herangehen, glaube ich, dass sie es schaffen. So wie die drei Männer, die das Flüchtlingscamp satt hatten, dort zu warten, dass die Regierung das versprochene Geld für den Wiederaufbau gibt. Stattdessen machen sie sich nun selbst daran, aus den Trümmern ihres und der umliegenden Häuser etwas aufzubauen. Da die Brunnen alle voller Schlick und ungenießbar sind, kaufen sie das Wasser mit Anschreiben, denn das Geld ist natürlich ebenso mit fortgeschwommen. Dort drüben liegt unsere Mutter begraben, hier mein kleiner Bruder, zeigt mir der Jüngere die Gräber direkt neben dem Haus. Und sie schätzen sich glücklich, dass wenigstens ein Teil der Familie nicht in den Massengräbern liegt, die gerade nebenan von Männern in weißen Seuchenanzügen mit irgendwelchen Chemikalien besprüht werden.
Sie glauben nicht, dass sie jemals von der Regierung etwas bekommen, auch wenn gestern im Fernsehen versprochen wurde, jeder würde 28 Mio Rps bekommen. Und natürlich wissen sie auch, dass aus der ganzen Welt Geld gespendet wurde.

Wir haben erst einmal unseren speziellen NGO-Pass in Banda Aceh besorgt und da viele der Dorfverwaltung auf Pulau Weh selbst alles verloren haben, können wir uns zumindest von dieser Seite gewiss sein, dass sie versuchen, uns zu helfen.


Vom Bootskauf in Bireuen berichten wir später. Herzlichste Grüße aus Sabang, Pulau Weh



Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
Mahatma Gandhi

[editiert: 07.09.05, 09:28 von Redaktion]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite: 1, 2, 3, 4, 5
Seite 1 von 5
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos