Ebbes Asyl
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Karona

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Beiträge: 28459


New PostErstellt: 27.01.09, 20:10     Betreff: Re: KURZGESCHICHTEN ....... (Geschichtchen, Erlebnisse, Träume etc. ...)

*

Jockel

Mein Schäferhund Jockel war ein universell einsetzbarer,
lieber Zeitgenosse. Unter anderem ließ er sich im Winter zur
Freude der Kinder vor den Schlitten spannen oder tollte mit
ihnen in ungezügeltem Temperament über das Eis des
Oder-Spree-Kanals.

Einmal hatte ich ihn sogar an der Garderobe der Hotelbar
der Stadt abgegeben. Beim Abschied baten mich die Damen,
doch unbedingt bald wieder vorbei zu kommen, da es noch
nie so gesittet zugegangen sei wie in dieser Nacht. Dieser
Bar Besuch war natürlich so nicht geplant, hatte sich einfach
ergeben.

Es war Anfang April, zu Beginn der Achtzigerjahre. Meinen
vierbeinigen Freund Jockel hatte ich an diesem Tag wieder
einmal zu Hause, und die Kinder, denen man die Aufregung
anmerkte, tobten mit ihm bereits seit längerem ausgelassen
durch die Wohnung. Wir warteten nur noch auf eine Sportfreundin.
Dann sollte es zum Ostereiersuchen losgehen. Als sie endlich
kam, machten wir uns mit den drei Kindern, meine Schwägerin
mit ihrem Sohn war ebenfalls dabei, mit unseren Fahrrädern mit
Kurs Oderwiesen auf den Weg. Die Sportfreundin begleitete uns
auf ihrem Moped. Als Ziel hatten wir nahe der Oderwiesen
einen Kastanienhain avisiert.

Wir waren noch nicht allzu lange unterwegs, als mein Freund
Jockel unvermittelt von der asphaltierten Straße nach rechts
in die Wiesen abbog. Nichts Schlimmeres ahnend, ließ ich ihn
dabei gewähren. Ein paar Meter weiter machte er an einem
Meliorationsgraben halt, und ehe ich mich versah oder vom
Fahrrad steigen konnte, einen Satz in jenen gut gefüllten
Wassergraben.

Ich flog natürlich postwendend, die Hundeleine dabei tapfer
festhaltend, hinterher. Im Graben kam ich zum Glück auf dem
Rücken liegend an und auf mir, wie auch immer, mein jüngster
Sohn. Als erstes versuchte ich dann, mit großer Kraftanstrengung
verbunden, seinen Kopf über Wasser zu halten. Ein wenig Angst
hatte ich da schon, dass mir das nicht gelingen würde. Sein
Köpfchen ragte nur eben so über die Wasseroberfläche hinaus.

Es dauerte, wie mir schien, eine Ewigkeit, bis ich endlich meine
Beine aus dem Fahrradrahmen endtörnt hatte. Letztendlich schaffte
ich es aber doch, Wasser und Modder in Gänze, unversehrt und
den Jungen im Arm, zu entfliehen. Mein Kumpel Jockel stand
währenddessen längst oberhalb des Grabens, um diesen
unerklärlichen Vorgang voller Interesse, dazu noch aus einer
wunderschönen Perspektive, zu beobachten.

Oben angekommen hörte ich dann von der Straße her Radfahrer,
die meiner Truppe zufällig gefolgt waren, rufen: „Gehören die
zu ihnen, die da gerade im Graben verschwunden sind“? Erst da
wurde überhaupt bemerkt, dass wir uns gar nicht mehr im Konvoi
befanden.

Unsere Sportfreundin fuhr uns, nachdem sie ihre Lachanfälle
einigermaßen in den Griff bekommen hatte, mit ihrem Moped auf
schnellstem Wege nach Hause. Nachdem wir uns umgezogen hatten,
ging es dann noch einmal wie geplant zum Ostereiersuchen Richtung
Oder. Dass über diese kleine Episode noch tagelang gelacht wurde,
sollte naheliegend sein.

Karona





Ideale sind wie Sterne,
Man kann sie nicht erreichen,
Aber man kann sich an ihnen orientieren.

(Carl Schulz)
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