Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum

Eva S. · Administrator Beiträge: 6549

Hallo @ll,

geht es um die "Neue Weltordnung" bzw. "Weltverschwörung", werden immer die Illuminaten dafür verantwortlich gemacht.

Ich halte den Begriff "Illuminaten" für irreführend, denn meiner Ansicht nach ist es kein Geheimbund, den wir fürchten müssen (auch wenn so ziemlich jeder US-Präsident "Skulls & Bones" angehört), sondern die Hochfinanz und hier allen voran die globalisierenden Konzerne bzw. deren oberste Führungsebene.

Zeit also, mal unser Wissen über die Illuminaten auf den Prüfstand zu stellen.

In der Regel geht man davon aus, dass die Illuminaten 1776 von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet wurden. Ziel war es, die Bevölkerung rational und religiös aufzuklären (also genau das Gegenteil von dem, was Verschwörungstheoretiker ständig propagieren) und eine Welt der Tugend und Vernunft und ohne soziale Unterschiede (!) zu schaffen - moderner ausgedrückt - Kommunismus in seiner "reinsten" Form. Dass dies den damals Herrschenden nicht gefiel und bis heute nicht gefällt, kann man sich sehr gut vorstellen, wenn man unsere Tagespolitik verfolgt. Also noch ein Gegensatz zu dem, was von den meisten Verschwörungstheoretikern propagiert wird.

Was weiter zur Verwirrung über die (bayerischen) Illuminaten meiner Ansicht nach beigetragen hat, ist die Sache, dass sie Lucifer verehrt haben sollen. Um dies sachlich zu betrachten, muss man sich mal vom religiösen Dogma der Kirchen abwenden und Vergleiche mit anderen Kulten bzw. Kulturen durchführen.

Im kirchlichen Dogma wird Lucifer symbolisch gerne als Schlange bzw. Drache dargestellt. Diese beiden Symbole sind nur in den monotheistischen Religionen des Abendlandes und im Islam ein Synonym für "das Böse". In China z. B. wird der Drache als positive Kraft verehrt und bei den alten mesoamerikanischen Kulturen galt die Schlange als Symbol der Weisheit. Auch im Wodu ist die Schlange nichts böses. Manchmal wird die Schlange auch mit dem altägyptischen Gott der Weisheit, Thot, gleichgesetzt und bei den alten Hebräern gab es die "Davidschlange", die ebenfalls nicht als böse anzusehen ist.

Wenn wir uns also von kirchlich dogmatischen Denkvorstellungen lösen, dürfen wir annehmen, dass auch die Illuminaten nicht als böse anzusehen sind, sondern es sich bei den bayerischen Illuminaten um einen Geheimbund handelte, der "Traditionen" der alten Religionen fortführte und noch vor Marx und Lenin den Kommunismus propagierte. (Auch die ursprüngliche Lehre Christi könnte einem positiven Kommunismus gleichgesetzt werden).

Was hat es also wirklich mit dem Auffinden der "satanischen Pläne", die dummerweise mit einem einzigen Kurier losgeschickt wurden, der dann auch noch - wie passend - vom Blitz getroffen wurde auf sich? Ich würde sagen, die bayerischen Illuminaten waren bestimmten Kreisen, nämlich denjenigen, die noch heute die "Schattenherrschaft" ausüben einfach im Weg und wir haben es bei der "Kuriergeschichte" mit einem ähnlichen Szenario zu tun, wie dem Anschlag vom 11.09.2001.

Allerdings ist es richtig, dass die Illuminaten von Freimaurern unterwandert wurden. Ich denke, dass einige Freimaurervereinigungen zu den wirklichen "Schattenherrschern" gehören, aber selbstverständlich nicht alle. Das wird auch damals nicht anders gewesen sein. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass Weishaupts Illuminaten der Amtskirche ein ziemlicher "Dorn im Auge" gewesen sein dürften und da bis heute der Geheimdienst des Vatikans (neben dem israelischen Mossad) der beste Geheimdienst der Welt ist, kann meiner Ansicht nach auch eine Unterwanderung seitens der Kirche nicht ausgeschlossen werden.

Weishaupts Illuminaten kamen schließlich dermaßen in Verruf, dass 1784 eine regelrechte Hexenjagd (hatten wir ja auch schon gegen die Templer, Katharer, Angehörigen der "alten" Religionen usw.) auf die Mitglieder des Illuminatenbundes veranstaltet wurde. 1785 war Kurfürst Karl Theodor gezwungen, den Illuminatenorden zu verbieten und dann geschah das, was noch heute unliebsamen, politisch engagierten Gruppen und Einzelpersonen passiert - Berufsverbot und Verhaftung. Außerdem begann man damals den bayerischen Illuminaten erstmals die "satanischen" Weltherrschaftspläne zu unterstellen (war im Mittelalter mit den Hexen und Ketzern nicht anders). Auch wurde jedes Engagement für den Illuminatenbund mit dem Tod bestraft. 1785 schließlich endete das (öffentliche) Wirken des Ordens, die letzten Spuren verlieren sich um 1790.

Was die Geschichte "Weishaupt nahm die Stelle von George Washington ein" betrifft, denke ich, dass dies eine reine Erfindung von Verschwörungstheoretikern ist. Ich habe mal Bilder von Weishaupt und Washington verglichen - die einzige Ähnlichkeit, die ich feststellen konnte, war die Perücke und die trugen damals alle Männer. Auch konnte man damals nicht einfach zum Schönheitschirurgen marschieren und sich einer umfangreichen, verändernden Gesichtsoperation unterziehen und außerdem hätte wohl Washingtons Frau den Unterschied bemerkt, wenn plötzlich ein anderer sich als ihr Mann ausgibt. Diese Geschichte ist meiner Ansicht nach einfach frei erfunden und eine rege Verbreitung im Internet erhöht noch lange nicht den Wahrheitsfaktor.

Das Ordenssystem von Weishaupt war durchaus hierarchisch gegliedert (ein Widerspruch zur Lehre, die man ja auch im Kommunismus der früheren DDR und der alten Sowjetunion findet). Die Mitglieder traten nicht unter ihrem bürgerlichen Namen auf, sondern gaben sich Pseudonyme. (Weishaupt z. B. soll sich "Spartakus" genannt haben.)

Gegliedert waren die Mitglieder in Novizen (Neuzugänge), Minerval (Schüler der Minerva) und Erleuchteter Minerval. Auffällig ist für mich, dass die bayerischen Illuminaten anscheinend die römische Göttin von Heim und Herd (Feuerstelle), verehrt haben. Manchmal gilt Minerva auch als Göttin der Weisheit. (Allein die Verehrung einer weiblichen Gottheit wird nicht nur der Amtskirche "übel aufgestoßen" sein). Das Lehrsystem wurde nach dem Vorbild der Jesuiten durch Übungen nahe gebracht. Die Novizen unterlagen der strengsten Schweigepflicht. Als äußeres Erkennungszeichen trugen die "Minervale" an einem grünen Band eine nachgebildete Eule, die ein Buch, welches mit den Buchstaben P.M.C.V. (per me coeci vident) geschmückt in den Krallen hält. Die Treffen der Illuminaten ähnelten u. a. heutigen, wissenschaftlichen Vortragsreihen. Alle Themen, die mit der höheren Entwicklung der Menschheit in Zusammenhang standen, wurden dabei behandelt.

1896 rief der deutsche Historiker Leopold Engel die Illuminaten in Berlin erneut ins Leben. Veranlaßt dazu wurde er wahrscheinlich von dem Freimaurer Theodor Reuß. Engel entwarf den Lehrplan und das Organisationsschema der neuen Gemeinschaft. Dem ersten Grad fügte er in Anlehnung an die Hierarchie der Freimaurerei weitere Grade hinzu, die jedoch von regulären Freimaurern nicht anerkannt wurden (!). Vielleicht haben wir hier die Geburtsstunde der neuen, eher negativ anzusehenden Illuminaten. Denn nach dem Ersten Weltkrieg breiteten sich Illuminatenvereinigungen auch auf andere europäische Länder aus und 1925 vereinigten sich die Ländergruppen zum "Weltbund der Illuminaten" mit Sitz in Berlin. Angeblich wurden sie 1936 von den Nazis verboten (aber man weiß ja nie....).

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstand der Weltbund der Illuminaten neu in Zürich, er "fimiert" aber auch unter Bezeichnungen wie "Ordo Templi Orientis" (O.T.O.), "gnostisch-katholische Kirche", "Kompturei Thelema" und "Fraternitas Rosicruciana Antiqua". Auch die Mitglieder des 10. Tempelgrades der AMORC (ein Bund der Rosenkreuzer), nennen sich Illuminaten. Für "Anwärter" auf die Weltherrschaft halte ich diese Gruppen allerdings weniger. Wie schon erwähnt, für mich sind die "Schattenherrscher" weniger in irgendwelchen, religiös orientierten Geheimbünden sondern in der globalen Wirtschaft zu suchen.

Bleibt noch die Pyramide auf der Rückseite der Ein-Dollar-Note. Vieles weist darauf hin, dass die Gründer der USA Freimaurer gewesen sind - deshalb auch ein Freimaurersymbol - und 1776 ist ja nicht nur das Gründungsjahr des bayerischen Illuminatenordens sondern auch das Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und Geburtsstunde der USA. Wenn Freimaurer Gründer der USA waren, würde dies vielleicht auch erklären, warum so ziemlich jeder US-Präsident "Skulls & Bones" angehört. Und die USA sind es auch, die eine gnadenlose "freie Marktwirtschaft" betreiben und das "Kapital" über alles stellen. Und hier schließt sich für mich der Kreis um die wahren "Schattenherrscher" und deren Absicht, die meiner Ansicht nach ziemlich wenig mit den Absichten von Weishaupts Illuminaten gemeinsam hat. Man sollte sich also nicht durch Begriffe in die Irre führen lassen und auch Verschwörungstheorien mit einer gesunden Skepsis betrachten.

Liebe Grüsse,
Eva

...we will stay by your side, let our voices be there to guide you... aus "Crimson Thunder"