Paar nutzte die bittere Not anderer aus

Das Schicksal einer mazedonischen Familie

BRANDENBURG/H. -
Der Fall einer in Brandenburg gestrandeten Familie aus Mazedonien, die
sich illegal in Deutschland aufhält und deren Baby vom Jugendamt in
Obhut genommen worden ist, hat eine neue, größere Dimension angenommen.

Ein Brandenburger Pärchen scheint die Not der
Familie ausgenutzt zu haben. Das wurde jetzt bekannt. Nun wird gegen das
Paar ermittelt – wegen Unterschlagung. Das bestätigte gestern
Polizeisprecherin Jana Birnbaum.

Es war Dienstagabend, als in der Brandenburger
Polizeiwache ein 30-jähriger Mann und seine ein Jahr ältere Frau mit
ihrem Säugling auftauchten. Ihnen sei ihr Auto weggenommen worden, gaben
die Mazedonier den Beamten zu verstehen und baten um Hilfe. Im Laufe
des wegen der Sprachprobleme schwierigen Gespräches zeigte sich, dass
die Kleinfamilie bei einem Landsmann und dessen Brandenburger Freundin
in einer Wohnung in der Neustadt untergekommen war. Angeboten worden war
ihnen dieser Unterschlupf im Internet.

Die Familie hat für den Schengen-Raum, zu dem
Deutschland gehört, nach Polizeiangaben eine Einreise-sperre. Weshalb
sie nicht mehr einreisen darf, war bis gestern noch unklar. Möglich ist,
dass sie nach einem abgelehnten Asylantrag bereits nach Mazedonien
abgeschoben worden waren.

Fest steht, dass die Familie nun Deutschland
illegal als Transitland nutzte, um Asyl in Schweden zu erhalten.
Offenbar hat das Brandenburger Pärchen die Not der in Illegalität
lebenden Familie nach Strich und Faden ausgenutzt. So soll es dem
Familienvater den Autoschlüssel abgenommen haben, um den Wagen selbst zu
nutzen.

„Der Wagen wurde noch in der gleichen Nacht von
uns in Brandenburg sichergestellt“, so die Polizeisprecherin Jana
Birnbaum. Der Ford wies frische Unfallspuren auf, woher sie stammen, ist
derzeit noch offen.

Die beiden jetzt ins Visier Geratenen sind für
die Polizei keine Unbekannten. Gegen den 39-jährigen Bejram I. liegen
Haftbefehle der Staatsanwaltschaften Lüneburg und Berlin wegen
Ersatzfreiheitsstrafen vor und ein Aufenthaltsermittlungsersuchen der
Staatsanwaltschaft Köln. Der Mann sollte zudem durch das
Landeskriminalamt abgeschoben werden, die Ausländerbehörde hat aber eine
vorläufige Duldung ausgesprochen.

Gegen seine Freundin, eine 44 Jahre alte
Brandenburgerin, gab es nach MAZ-Recherche Ermittlungsverfahren, die
eingestellt worden sind.

Gegen die Opfer des Paares, die Eltern des acht
Wochen alten Babys, ermittelt die Polizei wegen des Verstoßes gegen das
Asylrecht. Die Frau liegt noch im Brandenburger Klinikum, sie wurde
gestern operiert. Das Baby ist wieder bei seiner Mutter. Das gab
Klinik-Geschäftsführerin Gabriele Wolter auf MAZ-Anfrage bekannt.

Der Familienvater fand Obdach im
Asylbewerberheim in der Flämingstraße. Heimleiter Axel Kelch sagt:
„Einen solchen Fall habe ich noch nicht erlebt.“ (Von Marion von Imhoff)

[Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12467839/61009/Das-Schicksal-einer-mazedonischen-Familie-Paar-nutzte-die.html]