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Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit

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souris
Vielschreiber


Beiträge: 78


New PostErstellt: 23.05.05, 09:26  Betreff: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Als die glutrote Sonne am Horizont dem Tag langsam entschwinden wollte,
ging eine kleine, zerbrechlich wirkende Frau einen staubigen Feldweg entlang.

Sie war wohl schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Fast am Ende dieses Weges, sass eine zusammengekauerte Gestalt, die regungslos auf den trockenen, ausgedörrten Sandboden herunterstarrte. Man konnte nicht viel erkennen, das Wesen, das dort im Staub des Weges sass, schien beinahe körperlos zu sein.
Es erinnerte an eine graue aber weiche Flanelldecke mit menschlichen Konturen.

Als die zerbrechlich wirkende Frau an diesem Wesen vorbeikam, bückte sie sich ein wenig und fragte:

"Wer bist du?"

Zwei fast regungslose Augen blickten müde auf.

"Ich? Ich bin die Traurigkeit."
flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass man sie kaum zu hören vermochte.

"Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut, als würde sie eine alte Bekannte begrüssen.
"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit vorsichtig.

"Aber ja, natürlich kenne ich dich. Immer wieder einmal hast du mich ein Stück meines Weges begleitet."

"Ja aber..." argwöhnte die Traurigkeit. "Warum flüchtest du dann nicht und nimmst Reissaus? Hast du denn keine Angst vor mir?"

"Warum sollte ich vor dir davon laufen? Du weisst doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Man kann dir nicht entkommen.
Aber was ich dich fragen möchte: Warum siehst du so betrübt und mutlos aus?"

"Ich bin traurig." antwortete die graue Gestalt mit klangloser Stimme.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr.

"Traurig bist du also, " sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf.
"Erzähl mir doch, was dich so sehr bedrückt."

Und die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören?
Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.

"Ach weisst du", begann die Traurigkeit zögernd, " es ist so, dass mich einfach niemand mag. Niemand will mich. Dabei ist es nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen.
Aber jedesmal, wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück.
Sie fürchten sich vor mir und meiden mich."

Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich verstossen wollen. Sie sagen: Ach was, das Leben ist heiter. Und fangen an zu lachen. Aber ihr falsch erzwungenes Lachen führt zu Magenkrämpfen.
Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht.
Und dann bekommen sie Herzschmerzen.
Sie sagen: Man muss sich zusammenreissen.
Und sie spüren das Reissen in den Schultern und im Rücken, im ganzen Körper. Verkrampft sind sie.
Sie drücken die Tränen tief hinunter. Und haben Atemnot.
Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen.
Dabei sprengen die aufgestauten Tränen fast ihre Köpfe.
Manchmal können sie dadurch nicht mal mehr sprechen.
Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie nicht fühlen müssen."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nichts Böses, ich will ihnen doch nur helfen.
Denn wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen.
Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen und zu heilen.
Weisst du, wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut, und manches Leid bricht dadurch immer wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh.
Aber nur wer mich zu sich lässt, und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden erst wirklich heilen.
Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben.
Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit und ewiger Enttäuschung zu.
Ich glaube, sie haben einfach nur unbändige Angst, zu weinen, und mich zu spüren.
Deshalb verjagen sie mich immer wieder."


Dann schwieg die Traurigkeit. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schliesslich ganz innig und verzweifelt und die vielen kleinen Tränen tränkten den staubigen, ausgedörrten Sandboden.
Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in die Arme.
Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte das zitternde Bündel.

"Weine nur, kleine Traurigkeit." flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst nicht mehr alleine wandern. Ich werde auch dich von nun an begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie sah zu ihrer neuen Gefährtin auf und betrachtete sie erstaunt. "Aber... aber wer bist du eigentlich?"




"ICH..." sagte die kleine, zerbrechlich wirkende Frau und lächelte dabei wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen,


"...bin die Hoffnung."



(Copyright M.Schumann)




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Admin

Administrator

Beiträge: 1456
Ort: Kt.ZH (See)

Kinder:: 1Junior 29.6.98
Zivilstand:: Ledig
Alleinerziehend seit:: Juli 2000


New PostErstellt: 23.05.05, 09:43  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

Souris...

für diese wunderschön traurige Geschichte...

lange Rede kurzer Sinn:

Wer keine Trauer zulässt,wird niemals glücklich werden,

denn Hochs und Tiefs begleiten unser Leben,

Auch wenn Mann/Frau mich mehr oder weniger nur gutgelaunt erlebt hier,auch ich bin manchmal traurig...und lasse das auch zu denn es ist befreiend...

Liebe Grüsse und einen sonnigen Tag

wünscht Carmen

PS.freue mich Dir wieder mal im Chat zu begegnen Souris...oder mal real an einem Treff.


Wende Dich stets der Sonne zu,
dann fallen die Schatten hinter Dich.


[editiert: 23.05.05, 09:44 von Admin]
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bibi
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Ort: SOLOTHURN

Kinder:: 2
Zivilstand:: weiss nicht
Alleinerziehend seit:: 2005

New PostErstellt: 23.05.05, 13:37  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

Souris!!

Ich spüre am ganzen Körper eine Gänsehaut an mir hochschleichen.

Bin auch grad traurig...

Darf es aber nach dieser schönen, traurigen Geschichte ruhig sein.

Danke

Bibi






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purple
Experte


Beiträge: 211



New PostErstellt: 23.05.05, 13:54  Betreff: das rosa tütchen  drucken  weiterempfehlen

na, dann verteil ich unter den lieben traurigen...  

ein rosa tütchen (im anhang)

das rosa tütchen




[editiert: 23.05.05, 14:02 von purple]
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souris
Vielschreiber


Beiträge: 78


New PostErstellt: 23.05.05, 14:31  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

ach ja...das rosa Tütchen... auch diese Geschichte mag ich so.
Überhaupt Geschichten solcher Art, weil ich dann anfange, nachzudenken.

Den Text von der traurigen Traurigkeit lese ich oft... weil gerade ich wohl auch zu den Menschen gehöre, die lieber verdrängen und vergessen (versuchen), der Trauer ausweichen möchten, ich versuche oft mit aller Kraft, bei grossem Schmerz nicht zu weinen, weil ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr aufhören könnte... (wenn ich das jetzt so lese, klingt es seltsam...ist aber wirklich so)

So lese ich jetzt oft, wenn ich merke, dass ich wieder versuche, Mauern um mich herum zu bauen, anstatt meine Gefühle herauzulassen, diese Geschichte, denn in solch "dünnwandigen" Momenten reicht dies oft schon, die Tränen eben doch fliessen zu lassen. Und ganz wichtig ist auch der Schluss - Satz. Im grössten Schmerz, Frust vergesse ich dann oft, dass die Hoffnung doch gerade neben mir steht... ich sehe sie einfach nicht.


Ich weiss nicht, wie es euch so geht damit. Ich finde die Geschichte einfach schön, deswegen wollte ich sie euch weitergeben :-)


Übrigens... nicht, weil es mir heute schlecht gehen würde oder so...
Einfach nur so :-)

Carmen, ich komme sicher gern wieder in den Chat, und irgendwann...irgendwann auch an ein Treffen :-))





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träne
Experte


Beiträge: 316
Ort: kt. luzern

Kinder:: 4
Zivilstand:: geschieden
Alleinerziehend seit:: ende 2003


New PostErstellt: 26.05.05, 00:52  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

jaja souris mit dieser geschichte hast du mich eben zum weinen gebracht. ich bin im moment unendlich traurig und fühle mich so alleine auf der welt. schon seit stunden durfte ich nicht weinen und musst mich zurückhalten. aber jetzt wieder zu hause und so alleine vor dem pc, da rollen die tränen. und ich mache meinem nick wiedermal alle ehre.

was soll ich den tun, wenn es mir so geht? nur weinen, das hilft nicht. was soll ich blos tun.........heul.

entschuldigt (ich mach es schon wieder), aber ich fühle mich so alleine. so alleine, dass ich auch für alle zeiten alleine sien möchte. weg und weg. einfach nur weg. irgendwohin , weg vom irdischen leben. weg weg weg.

keine angst, ich tu mir nichts an. aber ich möchte weg. 

träne, die dauerweint





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bibi
Ehemaliges Mitglied

Ort: SOLOTHURN

Kinder:: 2
Zivilstand:: weiss nicht
Alleinerziehend seit:: 2005

New PostErstellt: 26.05.05, 01:02  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

schatz!
glaub mir das kenne ich grad jetzt auch!

lenk dich irgendwie ab, iss schokki oder höre turbulente musik.
ja, nichts trauriges, leg dir einen lustigen film ein.

nur nicht ans traurig sein denken, ich verdränge immer, klar das ist keine
dauerlösung, aber für den moment hilft es.

kann leider nicht mehr chatten, da ich noch besuch bekomme.

aber jah nicht mehr traurig sein.
ich weiss die meisten sagen lass es raus.

es muss aber der moment kommen in dem man auch die kraft hat es raus
zu lassen.

das ist eben nicht immer der fall, denk an dich und verstehe wie es dir jetz
geht.

dicke umarmung und alles wird wieder gut! (keine floskel)


bibi die an dich denkt!!!!




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träne
Experte


Beiträge: 316
Ort: kt. luzern

Kinder:: 4
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Alleinerziehend seit:: ende 2003


New PostErstellt: 26.05.05, 01:08  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

danke bibi

ich kann schon weinen, muss auch, aber ich habe das gefühl, dass es nicht reicht.

danke dir trotzdem

träne





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souris
Vielschreiber


Beiträge: 78


New PostErstellt: 26.05.05, 07:02  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

Träne, bestimmt nicht wollte ich mit dieser Geschichte jemanden noch trauriger machen, als nötig.

Im Gegenteil, sie sollte zeigen, dass man während der schrecklich traurigen Phasen etwas kaum noch sehen kann, die Hoffnung.

Ich wünsche dir ganz fest, dass du wieder Mut  und Hoffnung schöpfen kannst.Ich kenne deine Geschichte nicht, ich wünsche dir einfach, dass du durch all die vielen Tränen hindurch bald das Schöne wieder sehen kannst.

Es tut so weh, ich weiss, ich bin auch ein Meister im Verdrängen, weil ich diesen Schmerz nicht fühlen will. Durch fehlende Trauerarbeit trage ich aber vieles heute noch mit mir mit...

Einige Sachen darf man sicher einfach hinter sich lassen. Andere verlangen aber einfach nach diesem Trauerprozess, muss ich leider merken.

Liebe Träne, liebe Bibi... ich hoffe sehr, dass es euch bald wieder besser geht, wirklich!





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sternli
Vielschreiber


Beiträge: 73
Ort: AG



New PostErstellt: 26.05.05, 08:56  Betreff: Re: Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit  drucken  weiterempfehlen

Ach träne, es tut mir so leid, dass du dich so traurig und alleine fühlst. Aber denk daran, du bist nicht alleine. Es sind hier ganz viele Menschen die ein offenes Ohr für dich haben, die dich mögen und an dich denken, und das nicht nur virtuell sondern real.

Wir haben heute schulfrei und müssen gleich weg auf den Kommunions-Ausflug. Ich bin erst am Abend wieder da, wenn du reden oder mailen magst schreib mir doch eine pm.

Dir alles Liebe
sternli







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